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Das ist ungerecht! – Aber was ist gerecht?Am Ende der Grundschulzeit setzen sich Viertklässlermit dem Begriff der „Gerechtigkeit“ auseinanderund gestalten ein GedankentagebuchLB 3/4.9 Existentielle Fragen stellen – über Antwortangebote nachdenkenAufgabeViele Menschen, auch viele von uns, sehnen sich nach einer gerechteren Welt. Aber was ist das – Gerechtigkeit?Du kannst diesem Begriff auf die Spur kommen und an Stationen darüber nachdenken.Was bedeutet Gerechtigkeit für dich?In deinem Gedankentagebuch kannst du alles, was dir zum Thema „Gerechtigkeit“ wichtig ist, aufschreiben.
Die Arbeit an diesem Thema ist in drei Schritten angelegt:1. Einstieg: Einführung in die Thematik durch ein Bild und eine Mindmap2. Arbeit an den Stationen3. Ausweitung: Theologisches Gespräch: Ist Gott gerecht?Die Stationen sind so gestaltet, dass sie in Kleingruppen bearbeitet werden. Die Arbeit an den Stationenerstreckt sich über mehrere Unterrichtseinheiten. Eingeschoben werden jeweils Phasen des Gesprächsim Klassenverband, um von den Ergebnissen der anderen zu erfahren und eigene Erkenntnisse zu erweitern.Station 1: Ungerecht? Was bedeutet dieser Begriff für euch?Versucht näher zu beschreiben, was „ungerecht“ meint, z. B. „Ungerecht ist es, wenn “Schreibt eure Gedanken in die Mindmap.Habt ihr euch schon einmal ungerecht behandelt gefühlt?Wie fühlt ihr euch da?Was möchtet ihr am liebsten tun?Wart ihr vielleicht selbst schon einmal ungerecht?Wie kam es dazu?Können Menschen immer gerecht sein?Tauscht euch in der Gruppe darüber aus.Schreibe in dein Gedankentagebuch, was dir im Gespräch wichtig geworden ist:- Ungerecht ist für mich, .- Darüber muss ich noch länger nachdenken:Dazu kannst du schreiben oder zeichnen.Station 2: Ist es gerecht, wenn Erwachsene mehr Rechte haben als Kinder?Es ist 20 Uhr.Im Fernsehen beginnt gerade ein interessanter Tierfilm.Deine Eltern bestehen darauf, dass du ins Bett gehst.Ist es gerecht, dass du ins Bett gehen musst während deine Eltern weiter fernsehen?Teilt euch in zwei Gruppen auf.Die eine Gruppe sucht Argumente dafür:Wir finden, das ist gerecht, weil .Die andere Gruppe sucht Argumente dagegen:Wir finden, das ist ungerecht, weil .Schreibt eure Argumente auf Karten und tauscht euch darüber aus.Spielt die Situation so, wie ihr mit der Situation umgehen würdet.Schreibe in dein Gedankentagebuch, was dir im Gespräch wichtig geworden ist:
- Für mich ist es gerecht, wenn Erwachsene mehr Rechte haben als Kinder, weil / wenn .- Für mich ist es ungerecht, wenn Erwachsene mehr Rechte haben als Kinder, weil / wenn .- Darüber muss ich noch länger nachdenken:Dazu kannst du schreiben oder zeichnen.Station 3: Sind Abstimmungen immer gerecht?Es ist Sportunterricht.Das Spiel am Ende der Stunde wird immer per Abstimmung ausgewählt.Das Spiel mit den meisten Stimmen wird gespielt.„Das ist ungerecht!“, beschweren sich die, die dieses Spiel nicht mögen.„Aber wir haben doch abgestimmt!“, sagt die Lehrerin.Wie fühlt ihr euch, wenn ihr bei einer Abstimmung unterliegt?Sollwirklichdie Mehrheitentscheiden?„Unddoch immerist es ungerecht,dennwir kommen nie zu unserem Spiel!“, sagen die cksichtigt wird?die in der Minderheit sind.Wie kann das in dieser Situation gelingen?Welche Tipps könnt ihr der Lehrerin geben?Schreibe in dein Gedankentagebuch, was dir an dieser Station wichtig geworden ist:- Ich finde Abstimmungen sind gerecht, wenn/weil .- Ich finde, Abstimmungen sind ungerecht, wenn/weil .- Darüber muss ich noch länger nachdenken:Dazu kannst du schreiben oder zeichnen.Station 4: Warum kann es gerecht sein, Unterschiede zu machen? 2004 persolog GmbH„Für alle lautet die Aufgabe gleich: Klettere auf den Baum!“
Betrachtet das Bild.- Wie geht es den Tieren mit dieser Aufgabe?- Was würden sie sagen? Schreibt eure Ideen in Sprechblasen und legt sie zu den Tieren im Bild.Macht euch zu folgenden Fragen Gedanken und besprecht euch:- Ist die Aufgabenstellung gerecht? Warum? Warum nicht?- Alle werden gleich behandelt bzw. für alle gilt das Gleiche. – Ist das immer gerecht? Diskutiertdarüber!- „Gerecht sein“ und „Anderen gerecht werden“ – Ist das dasselbe?Schreibe in dein Gedankentagebuch, was dir an dieser Station wichtig geworden ist:- Es ist gerecht, Unterschiede zu machen, wenn/weil .- Darüber muss ich noch länger nachdenken:Dazu kannst du schreiben oder zeichnen.Station 5: Eine erstaunliche Geschichte zur Gerechtigkeit in der BibelRembrandt Harmensz van Rijn: Rückkehr des verlorenen Sohnes, um 1669Du kennst dieses Bild und du kennst auch die Geschichte zu diesem Bild.Was geschieht hier?Die Geschichte geht noch weiter:
Es gab aber noch einen anderen Sohn, der war älter und immer zu Hause geblieben.Als er die Musik hörte und das fröhliche Treiben des Festes sah, fragte er: „Was ist denn hier los?“„Dein Bruder ist wieder da!“, rief ihm sein Vater zu.Das gefiel dem älteren Bruder gar nicht. „Wie ungerecht!“, schimpfte er. „Für mich hast du niesolch ein Fest gegeben, obwohl ich immer hart für dich gearbeitet habe!“„Aber mein Sohn“, sagte der Vater, „du bist doch immer bei mir! Und dir gehört alles, was mein ist.Jetzt feiere mit uns! Dein Bruder war verloren und jetzt ist er wieder bei uns!“„Das ist ungerecht!“, sagt der ältere Sohn. Was meint ihr dazu?Wie fühlt sich der ältere Sohn?Was ärgert ihn?Mit dieser Geschichte erzählt Jesus den Menschen von Gott.Was meint ihr, ist der Vater in dieser Geschichte gerecht?Könnt ihr verstehen, warum er so handelt?Was ist das Besondere an der Gerechtigkeit des Vaters in dieser Geschichte?Was erzählt Jesus mit dieser Geschichte über die Gerechtigkeit Gottes?Sprecht darüber in der Gruppe.Schreibe in dein Gedankentagebuch, was du Gott zu dieser Geschichte gerne sagen willst:- Gott, ich finde .- Gott, ich frage mich .Möglichkeiten der Differenzierung in heterogenen LerngruppenEine natürliche Differenzierung ergibt sich bei dieser Aufgabe über die Zusammensetzung der Gruppenund die Auswahl der Aufgaben.Lernchancen im Hinblick auf die Kompetenzentwicklung der KinderWenn Schülerinnen und Schüler sich mit dieser Aufgabe auseinandersetzen,- gehen sie einer existentiellen Frage „Was ist gerecht?“ in ihren unterschiedlichen Facetten nachund entdecken dabei die Besonderheit solcher Fragen- klären und differenzieren sie ihren Begriff von Gerechtigkeit- machen sie sich eigene Erfahrungen und Wertvorstellungen bewusst- denken sie darüber nach, ob es immer eindeutig ist, was gerechtes Handeln ist oder ob es situationsabhängig ist- denken sie am Beispiel des „Guten Vaters“ über Gottes Gerechtigkeit nach und stellen diese vertraute biblische Geschichte in einen neuen ZusammenhangBezug zu Kompetenzerwartungen in Kapitel 4 des FachlehrplanesLernbereich 3/4.9 Existentielle Fragen stellen – über Antwortangebote nachdenkenDie Schülerinnen und Schüler- stellen existentielle Fragen, z.B. Was gibt meinem Leben Sinn? Was ist gerecht? Warum gibt esLeid auf der Welt? Was kommt nach dem Tod?, und bringen sie in Beziehung zu Erfahrungen,die Menschen in biblischen Geschichten machen
Lernbereich 3/4.1 Nach Gott fragen - Gott ist unbegreiflichDie Schülerinnen und Schüler- entdecken in ausgewählten biblischen Geschichten, Psalmworten, Liedern und Kunstwerken vielfältigeAussagen über Gott und bringen sie mit eigenen Erfahrungen in VerbindungLernbereich 3/4.10 Sich Herausforderungen im Zusammenleben stellenDie Schülerinnen und Schüler- kennen christliche Wegweisungen für gelingendes Leben und Zusammenleben und bringen Vorstellungendavon ein, welche Rolle diese Wegweisungen in ihrem Alltag spielenHinweise zum UnterrichtDidaktischer OrtDie Aufgabe kann vor allem gegen Ende der Grundschulzeit anregend sein. Für Viertklässler stellt sichdie Frage nach der Gerechtigkeit in vielen Facetten. Dabei verzichten die Stationen bewusst auf die Frage: Sind Noten gerecht? Diese für die Schülerinnen und Schüler zentrale Frage, gerade in der Übertrittsituation, bedarf einer achtsamen Gesprächsführung durch die Lehrkraft.VoraussetzungenInhalte, die den Schülerinnen und Schülern vertraut sein sollten:- Geschichte vom „Guten Vater“ (Lk 15, 11-24)- Rembrandt Harmensz van Rijn: Rückkehr des verlorenen Sohnes, um 1669, in der Hermitage inSt. PetersburgArbeitsweisen/Methoden:- Erfahrungen mit theologisch-philosophischen Gesprächen- Respektvoller Umgang miteinander in der Gruppe- StationenarbeitDurchführung1. Einstieg mit Bild und MindmapRichard Paul Lohse, 3 horizontale Teilungen, 1984 VG Bild-Kunst, Bonn 2014
a) Bildbetrachtung unter folgenden Fragestellungen, z. B.- Sind die Farben gerecht verteilt?- Werden manche von den anderen verdrängt?- Wollen einzelne mehr sein als die anderen?- Kommt eine Farbe zu kurz?- .b) Erarbeiten einer Mindmap “Der Begriff „Gerechtigkeit“ steht in der Mitte eines Plakats. Die Kinder schreiben ihre Assoziationen zumBegriff auf die verschiedenen Äste.Falls notwendig bringt die Lehrkraft Situationen aus dem Alltag der Kinder ins Gespräch, z. B. Zuteilungder Hausaufgaben, Computer- oder Fernsehzeiten, Verantwortung für Haustiere, die Mithilfe von Geschwistern im Haushalt, das eigene Zimmer, das Taschengeld .2. Arbeit an den StationenDie Auseinandersetzung mit der Frage „Was bedeutet Gerechtigkeit?“ wird von jedem Kind in einempersönlichen Gedankentagebuch dokumentiert (vgl. Hinweise an jeder Station).Die Stationenarbeit begleitend werden immer wieder Gesprächskreise im Klassenverband durchgeführt.Dabei können die Kinder ihre Gedanken einbringen, klären, strukturieren und von den Gedanken derMitschülerinnen und Mitschüler erfahren. Auch nach diesen Phasen können Einträge ins Gedankentagebuch wertvoll sein.Je nach Klassensituation kann es zielführend sein, die Arbeit an einzelnen Fragestellungen im Klassenverband zu thematisieren.3. Ausweitung: Theologisches Gespräch: Ist Gott gerecht?Möglicherweise sind an den Stationen und im Gedankentagebuch neue Fragen, vor allem zur Gerechtigkeit Gottes, aufgetaucht, die in theologischen Gesprächen aufgegriffen und weitergeführt werden können.Ein Einstieg in so ein Gespräch kann z. B. sein:„Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“Mt 5,45Was meint dieser Satz?Was sagt er aus über die Gerechtigkeit Gottes?Ist Gott gerecht?Wenn Gott gerecht ist,- warum gibt es dann Menschen, die viel und andere, die wenig haben?- warum müssen „gute“ Menschen leiden?- warum werden in Kriegen auch unschuldige Menschen getötet?Ggf. kann der einleitende Vers aus Mt 5,45 die letzte Seite im Gedankentagebuch eröffnen. Die Kinderschreiben ihren zentralen Gedanken aus dem theologischen Gespräch dazu oder/und gestalten denBibelvers in Schmuckschrift.LiteraturOberthür, Rainer: Kinder und die großen Fragen. Ein Praxisbuch für den Religionsunterricht. München1995Zoller Morf, Eva: Selber denken macht schlau. Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen. Kempten2010
Der Begriff „Gerechtigkeit“ steht in der Mitte eines Plakats. Die Kinder schreiben ihre Assoziationen zum Begriff auf die verschiedenen Äste. Falls notwendig bringt die Lehrkraft Situationen aus dem Alltag der Kinder ins Gespräch, z. B. Zuteilung der Hausaufgaben, Computer- oder Fer