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50 Jahre Facharzt fürKinder- und Jugendpsychiatriein DeutschlandSpaziergang durch Geschichte, Gegenwart undZukunftsperspektivenJörg M. Fegert, 04.07.2018, Weissenau
Offenlegung möglicherInteressenkonflikteIn den letzten 5 Jahren hatte der Autor (Arbeitsgruppenleiter) Forschungsförderung von EU, DFG, BMG, BMBF, BMFSFJ,Ländersozialministerien, Landesstiftung BaWü, Päpstliche UniversitätGregoriana, Caritas, CJD Reisebeihilfen, Vortragshonorare, Veranstaltungs- und AusbildungsSponsoring von DFG, AACAP, NIMH/NIH, EU, Goethe Institut, ProHelvetia, Adenauer-, Böll- und Ebert- Stiftung Shire, Fachverbändeund Universitäten sowie Ministerien Keine industriegesponserten Vortragsreihen, „speakers bureau“ Klinische Prüfungen und Beratertätigkeit für Servier, BMBF, Lundbeck Mindestens jährliche Erklärung zu conflicts of interest gegenüber derDGKJP und AACAP wegen Komissionsmitgliedschaft Kein Aktienbesitz , keine Beteiligungen an Pharmafirmen,
Verausgabte DrittmittelVerausgabte Drittmittel der letzten 5 Rechnungsjahre:Prozentuale Aufteilung151217759Industrie, sonstigeStiftungen, sonstigeBundesmittelDFG/SFBEULänderministerien
Gliederung Einführung: Ein separater Garten entsteht – Vorgeschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie 1968 – Geburtsmoment des neuen Faches - „Rebellion im Wirtschaftswundergarten“ Bedeutung von Klassifikationsschemata, Epidemiologie undstörungsspezifischer Therapie inklusive Psychopharmakotherapie:Die Botanik wird geordnet Wiedervereinigung 1990 (KJHG und PsychPV entstehen und geltengleich für ganz Deutschland; Biologische Psychiatrie blüht wieder auf Den Garten erhalten – der Kampf gegen PEP und für das PsychVVG denGarten neu ausbauen: Diskussionspunkte aus dem APK-Vorstand Entwicklung neuer Behandlungsansätze: Urban Gardening Facharzt KJPP – Quo vadis?
Dank an Herrn Prof. Dr. Dr. Remschmidt fürdie Überlassung einzelner Folien mitAngaben zur Entwicklung des Faches ausseinem Vortrag von der ForschungstagungKJP 2018
Ein separater Garten entsteht
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Multidisziplinäre Wurzeln der Kinderund Jugendpsychiatrie Vorgeschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Fegert1986) Im 18. Jh. (insbesondere Französische Revolution 1789 –1799) Entdeckung der Kindheit (vgl. Ariès und DeMause). Wurzeln der Kinderpsychiatrie Entwicklungsgedanke Deskriptive Entwicklungspsychopathologie (z. B.Tiedemann) Introspektive Entwicklungspsychopathologie (Moritz,Anton Reiser) Sensualismus: Kompensation von Defiziten durchRessourcen, Trainingsmethoden Medizinische Polizey (Johann Peter Frank) Erziehung (auch als Experiment, z. B. Itard) Medizin Ökonomie
Kindheitsbegriff im WandelNeuzeitKinder werden jetzt als eigenständige Individuen angesehenund sollten durch geeignete Pädagogik gefördert werdenJean-Jacques Rousseau (1712-1778)Johann H. Pestalozzi (1746-1824)Maria Montessori (1870-1952)zunehmende Industrialisierung im 19. Jhd. führte zurVerelendung/Vernachlässigung von Arbeiterkindern Schutzbewegungen kommen auf Entstehung der Fürsorgeerziehung: „Rettungshäuser“ für verwahrloste Kinder und Jugendliche Anfang des 19. Jahrhunderts (Don Bosco, Wichern 1833: Rauhes Haus)
Heinrich Hoffmann um 1883Fotografie von Hermann Maas,Frankfurt am Main: das einzigePorträtfoto en face.Mit einem Faksimile von HoffmannsUnterschrift: „Hoffmann Med Dr. /Arzt der städtischen Irrenanstalt.“
Arzt an der IrrenanstaltDie „Irren Anstalt“ auf dem Affensteiner Feld. Ausschnitt des„Malerischen Plans von Frankfurt am Main und seiner nächstenUmgebung“. Stahlstich nach einer Zeichnung von FriedrichWilhelm Delkeskamp 1864.
Luftaufnahme (1920er Jahre) der neuen „Anstalt für Irreund Epileptische“
„Situationsplan“ der neuen „Anstalt für Irre und Epileptische“.Grundriss des gesamten Geländes; die Gartenabschnitte für die einzelnenKrankenabteilungen sind eingezeichnet. Lithographie aus der Baubeschreibung desArchitekten Oskar Pichler von 1863. Der Text der Legende lautet im Original:A. HauptanfahrtB. ParkanlagenC. EisgrubeD. Hintere Einfahrt in den Hof1.Garten für die Pensionäre Erster Classe2. Garten für die Normalclasse3. Garten für die unruhigen Kranken4. Garten für die paralytischen Kranken5. Garten für die epileptischen Kranken6. Garten für die tobsüchtigen Kranken6.a. Isolierungsgarten für dieselben7. Garten zum Festsaal gehörend8. Waschhof9. Maschinenhof10. Höfe11. Garten für den dirigierenden Arzt12. Ökonomie und Portierwohnung13. Garten für den Verwalter14. Acker und Gemüsefeld15. Brunnen
Heinrich Hoffmann undseine Enkelin Auguste(genannt Dulla) amGartenzaun der neuenIrrenanstalt, um 1890.Photograph unbekannt.
Hermann Emminghaus, deutscherPsychiater und Universitätsprofessor –gilt als Schöpfer des BegriffsPsychopathologie und Pionier derKinder- und Jugendpsychiatrie20. Mai 1845 in Weimar geboren,gestorben 17. Februar 1904 in Freiburg
Subspezialität der „Mutterfächer“ Psychiatrieund Pädiatrie enge Verbindung mit der „Heilund Sonderpädagogik“ Erste Lehrtexte noch im 19. Jahrhundert Gründung erster Abteilungen und Beobachtungsstationen: 1921 Kinder-,Kranken- und Beobachtungsstation in derCharité (Karl Bonhoeffer) Ärzte und Heilpädagogen 1922 „Klinisches Jugendheim“ Tübingen (Villinger dortOberarzt) 1926 „Kinderfachabteilung“ in Bonn (Otto Löwenstein) 14. Juli 1933 Erbgesundheitsgesetz (GzVeN) Nach 1933 schnelle personelle Umstrukturierung : Erbbiologieinternationaler Kongress in Paris 1940 Gründungstagung der DGKH am 5. 9. in Wien
Der Garten wird gerodet:Ausmerze und ent firefox-bab&biw 1680&bih 923&tbm isch&sa 1&ei JdI0W bzNcHFwAKh4KGoCA&q waldrodung&oq waldrodung&gs l 0i10k1.0.qP7x5jPgkYk#imgdii mO5 ZAcTCE p1M:&imgrc p08ACd2Rmwfg0M:
Gründung der Deutschen Gesellschaftfür Kinder-Psychiatrie 1940 in Wien
Zitat: P. Schröder, Leipzig, Zeitschrift fürpsychische Hygiene, 13 Band (1940)„Als Einberufer und Leiter der Tagung konnteProf. Dr. P. Schröder – Leipzig – Vertreter desReichsinnenministeriums, des Reichsministeriums fürVolksaufklärung und Propaganda sowie desReichsgesundheitsamt begrüßen und ihnen für Förderung undmaterielle Unterstützung danken. Er dankte ferner vor allem demNS-Lehrerbund, Reichsfachschaft V und der Gesundheitsführungder Reichsjugendführung für ihren raschen und verständnisvollenEinsatz; er begrüßte sodann die Vertreter des deutschenGemeindetags, der deutschen Vereinigung für Jugendrichter undJugendgerichtshilfe, der Gesellschaft für Heilpädagogik, desdeutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, desZentralausschusses für innere Mission “
Verständnis der Ministerien„Durchführbar ist alle Heilpädagogik nur, wenn Verständnis für siebesteht bei der Verwaltung, den Jugendämtern, den örtlichenRegierungsstellen und den Ministerien Erst dann vermag auch sie(die Kinderpsychiatrie) was alle Sonderpädagogik will: mithelfen,geschädigte oder nicht vollwertige Kinder eingliedern in dieVolksgemeinschaft und ihren Wirtschaftsprozess, allerdings unter steter, strenger Auswahl der brauchbaren und wertvollen,und unter ebenso strengem zielbewusstem Verzicht auf die durchcharakterologische Frühdiagnose als überwiegend wertlos undunerziehbar erkannten. Solches Wissen und können ist bereits anverschiedenen Stellen vorhanden. Es auszubauen und es zuverbreiten, gehört mit zu den Hauptaufgaben der neuenGesellschaft.“
Hitlers Auftragsschreiben (1939) zurOrganisation der Krankenmorde
Wiederaufbau:keine Zeit für Gartenpflege –wo noch Wurzeln in der Erde sind wächst / wuchert es weiter
Wurzeln der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie1) Neuropsychiatrische Tradition(Österreich, Italien, Deutschland, Osteuropa)2) Heilpädagogische TraditionDeutschland,Österreich,H. KochH. Asperger,SchweizP. Moor3) Psychodynamisch-psychoanalytische Tradition(Anna Freud, M. Klein, A. Adler, A. Aichhorn, R. Spitz, A. Dührssen)4) Empirisch-epidemiologische Tradition(stark unter angelsächsischem Einfluss)heute: evidenzbasierte KJP5) Sozialpsychiatrische Tradition(Reinhardt Lempp, Friedrich Specht)
Neuropsychiatrie / PsychotherapiePsychiatrieNeurologie Entwicklungsneurologie Vulnerabilitätskonzept iatrie und-psychotherapie Säuglingspsychiatrie Chronische Krankheiten Psychosomatik(Psychophysiologie) Kinderschutz Entwicklungspsychopathologie Psychiatrie derAdoleszenz undTransition EntwicklungspychopharmakologiePsychotherapie Spieltherapie Familientherapie VT undElterntrainings
WiederaufbauWirtschaftswunder (1958-1968)
Geschichte der Etablierung in der Nachkriegszeit 1950 Neugründung als Deutsche Vereinigung fürJugendpsychiatrie (1973 für Kinder- undJugendpsychiatrie) erste Lehrstühle (West) 1954 Extraordinariat1963 Ordinariat Marburg (Villinger, Stutte) und(Ost) 1958 Rostock (Göllnitz) 1962 Sektion Kinderneuropsychiatrie unter demDach der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologieder DDR Einführung des Facharztes (Antrag Harbauer undAlbrecht 1964) 1968
Die Antragsteller 1964Heinrich Albrecht(1921 – 1967)Hubert Harbauer(1919 – 1980)
Heilpädagogik und Kinder- undJugendpsychiatrie und Psychotherapie:Problematische und ungeliebte Verbindungen, die an frühere Verstrickungerinnern Forensik, Kriminologie (Heil-) Pädagogische Verbände Deutscher Verein, AFET, IGFH, AGJ Streitthemen:- Diagnostik in der Heimerziehung- psychisch krank oder schwer erziehbar?- medikamentöse Therapie, Labeling etc. Tabuthema „Umgang mit den Schwierigsten“ Erlebnispädagogik,lagerähnliche Konzepte wie Glen Mills etc. Tabuthema „geistige Behinderung“ (Forschung zum Wohle von Kindernund Jugendlichen mit geistiger Behinderung)
Betroffene aus der Nachkriegszeit wehren sich Fernsehbericht „Hölle – Kinder- und Jugendpsychiatrie“ WDR Verlesung einer Erklärung des damaligen Präsidenten der DGKJPFegert in der Sendung aus Sorge dass heutige potentielle Patientenabgeschreckt werden Debatte um den Umgang mit Betroffenen aus den Kliniken z. B.Hesterberg, Marsberg etc. denen komplett wg. sog. UnbildbarkeitZugänge zu Ausbildung und Unterricht verweigert wurden Ungleichbehandlung von Betroffenen in Jugendhilfeeinrichtungen(Runder Tisch – Heimkinder, durch sexuellen Missbrauch Betroffener,Runder „Tisch sexueller Kindesmissbrauch“ und Betroffenen aus denBereichen Behinderteneinrichtungen und Kinder- undJugendpsychiatrie) Kamingespräch mit Betroffenen Villa Eberhardt in Ulm Schreiben an BMAS und BMG
Prof. Herrmann Meyerhoffverändert die Missstände
Kamingespräch in der Villa Eberhardt, Ulm
Kamingespräch in der Villa Eberhardt, UlmDr. Christine Bergmann
1968: „Macht kaputt, was euchkaputt macht“ – Rebellion imWirtschaftswundergartenGeburtsmoment des neuen hell-photocase-stock-foto
Etappen auf dem Weg zum FA fürKinder- und Jugendpsychiatrie undPsychotherapie in Deutschland und Europa1933Moritz Tramer (1882-1963) fordert in der Schweizerischen Gesellschaft fürPsychiatrie die Einführung einer eigenen Fachdisziplin „Kinderpsychiatrie“,1953 Anerkennung1950Erstes Nachkriegssymposium der deutschen „Kinderpsychiater“ in MarburgPlanung einer Facharztausbildung für „Jugendpsychiatrie“1954Gemeinsame Tagung mit der Dt. Ges. f. Kinderheilkunde in Essen1966X. Tagung der DVJ in Berlin im Anschluss an die 64. Tagung d. PädiaterMehrere Vorschläge z. Schaffung eines FA f. JugendpsychiatrieDebatte: Zusatztitel Kinder- u. Jugendpsychiatrie oder Facharzt ?1968Beschluss des 71. Dt. Ärztetages in Wiesbaden z. Einführung einesFA f. Kinder- und Jugendpsychiatrie1975Entwurf einer Neuordnung d. FA-Weiterbildung zum Arzt für Kinder- undJugendpsychiatrie (Spektrum 4, 1975)1980Mitgliederversammlung d. DGKJP in TübingenZusatzweiterbildung Psychotherapie in Diskussion (Zusatztitel od.Einbeziehung i. d. FA-Bezeichnung)Offizielle Facharztbezeichnung Kinder-und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie19932000Europäisches FA-Weiterbildungscurriculum (UEMS) (Training Log-Book)2013BÄK: Musterweiterbildungsordnung (MWB v. 2003 i.d. Fassung v. 2013)
Studentenprotest in Hamburg, 1968
1968 und die Folgen Studentenbewegung (APO und SDS) mit dem Zielder Gesellschaftsänderung (1960-1968) Brandt: „mehr Demokratie wagen“ Heim-Kampagne (1968): Heimbewohner alsrevolutionäres Potential Erziehungsrevolution mit Propagierung derantiautoritären Erziehung Heidelberger Patientenkollektiv Antipsychiatrie 1975 Psychiatrie-Enquete
Jahrzehnt der Sozialpsychiatrie undantipsychiatrischer Strömungen (1968-1978) Sozialpsychiatrie als Antwort auf unhaltbareZustände in den psychiatrischen Anstalten Antipsychiatrie (Terminus 1967 von David Cooper)betrachtet psychiatrische Erkrankungen als Produktsozialer, politischer und juristischerEtikettierungsprozesse (Labelling approach,Stigmatisierung) (Szasz, Laing, Basaglia) Gewalt und ungeschriebene Regeln hinterAnstaltsmauern (Asylums Goffman). Sozialistisches Patientenkollektiv in Heidelberg (1970)
Daniel Cohn-Bendit
Heimrevolte
Schwarze Pädagogik K. Rutschky
Franco BasagliaPsychiater, Neurologe und Wegbereiterder italienischen Psychiatriereform„ wie sich die Medizin die Psychiatrielangsam einverleibt. Wenn die Krankheiteine Sache von Organen ist, hat diePsychiatrie mit der Medizin nichts gemein.Die Psychiatrie war immer die Wissenschaftvom Wahnsinn. Man könnte vielleichtsagen, dass sie eine eher 'philosophische'Vision des Wahnsinns hatte, zumindestsolange sie nicht das Spiel des Positivismusmitmachte, das heißt bis zu der Zeit, alsPsychiater begannen, Modelle zuentwickeln, in denen der Geist nicht mehrvorkommt."
AntipsychiatrieThomas Szaszhttps://www.google.com/search?q thomas szasz&client firefox-b-ab&source lnms&tbm isch&sa X&ved 0ahUKEwjztPg3vjbAhUKEVAKHSjLATAQ AUICigB&biw 1680&bih 899#imgrc Z CtKE4VYpbnWM:
https://www.google.com/imgres?imgurl boz5q7T5F 0uEMrkWWznY aSSP0UWXc3n6tyygi7Dc&imgrefurl https://books.google.com/books/about/The Manufacture of Madness.html?id%3DhpOcRRum3XEC%26source%3Dkp cover&h 611&w 402&tbnid 7BocRCqLUpOJRM:&q Die Fabrikation des Wahnsinns&tbnh 160&tbnw 105&usg fs2ACwAhageN6NefO7foQA3ZmNY%3D&vet 10ahUKEwjMsu-c3 jbAhVPLFAKHW7xBvYQ B0InQIwCg.i&docid 4n1iTic8JXaDeM&itg 1&client firefox-b-ab&sa X&ved 0ahUKEwjMsuc3 jbAhVPLFAKHW7xBvYQ B0InQIwCg
urg.de/uploads/1465304133-993256.pdf
n/downloads/Band 27 1 .pdfhttps://www.apk-ev.de/fileadmin/downloads/Band 27 2 .pdf
Psychiatrie-Enquête
Jahrzehnt der Psychiatriereform(1978-1988) Etablierung des Modellprogramms Psychiatrie (1980-1985) alsFolgewirkung der Psychiatrie-Enquête (1970-1975) Leitprinzipien: (1) Gleichstellung mit anderen Patientengruppen, (2) Integration in der Medizin, (3) Gemeindenähe, (4) Angemessenheit der Versorgung Bundesweite Erprobung neuer Versorgungskonzepte und Neugründungen Bedeutsame Auswirkungen der Psychiatriereformen in den folgenden Jahrzehnten (1) Psychiatrie-Personalverordnung (1991-1995), (2) Einbeziehung der Psychotherapie in das Weiterbildungs-Curriculum und dieFA-Bezeichnung (1992) (3) Psychotherapeutengesetz (1999)
Sozialpsychiatrie sucht nach neuen Lösungen 70-iger und 80-iger Jahre nachPsychiatrie-Enquete massiver Wandel inder Psychiatrie Versuch der Deinstitutionalisierung,Aufbruchstimmung, Antipsychiatrie etc. Neugründung vieler kinder- undjugendpsychiatrischer Abteilungen Einführung teilstationärerBehandlungsansätze Erste Versuche mit ambulanten undaufsuchenden Behandlungsmodellen Boom der epidemiologischen Forschung
Die Botanik wird geordnetBedeutung von KlassifikationsschemataEpidemiologie und störungsspezifische Therapie
Medikalisierung, Labeling oder Morbidisierung? Bei dimensional beschriebenen Verhaltensauffälligkeiten kann durchAbsenkung des cut off Wertes oder durch veränderte deskriptive Kriteriendie Prävalenz eines „Störungsbildes“ erheblich gesteigert werden Was ist das Problem: höhere Prävalenz oder (Mit-) Zuständigkeit des Gesundheitssystems (Medikalisierung) vs.Erziehung? Zugang zu Förderressourcen Aus Risikomerkmalen eine behandlungsbedürftige Erkrankungkonstruieren, um z.B. indizierte Prävention für die es keineForschungsparadigmen der Gesetzgeber im Arzneimittelrecht gibt, quasials Krankenbehandlung erproben und zulassen zu können. Beispiel: Debatte um prodromale Schizophrenie im DSM-5 oder dieAusweitung des Konzepts der bipolaren Störung im Kindesalter
Die Wiederkehr der Labeling Debatte
Das Arzneigärtlein –hortus medicinalishttps://www.google.com/search?client firefox-b-ab&biw 1680&bih 939&tbm isch&sa 1&ei WMI0WW6AcPHwQKS057QCw&q kr%C3%A4utergarten kloster&oq kr%C3%A4utergarten kloster&gs l 374.0i67k1j0i30k1.0.IOODcmE7W8#imgdii ikAnOym5QFLFkM:&imgrc t firefox-bab&biw 1680&bih 923&tbm isch&sa 1&ei pcc0W5 bAYTewQKC3rrYDw&q kr%C3%A4utergarten kloster&oq kr%C3%A4utergarten kloster&gs l .2Sp 0XkUyE8#imgrc
Psychopharmakotherapie beiMinderjährigen in Deutschland Keine generelle Überversorgung Anteil der Kinder und Jugendlichen, die eine Pharmakotherapie erhalten,unterscheidet sich je nach Diagnose stark Zunahme der Medikamentenverschreibung zur Verhaltenssteuerung(„behavioural use“) Wahrscheinlichkeit für komplexe Medikation im stationären Sektor höher Einsatz von Psychopharmaka erfolgt nach epidemiologischen Studien inDeutschland an den vorhandenen Leitlinien und dem Wissen aufgrund derwissenschaftlichen Evidenz ausgerichtet Problem „off-lable-use“ Großer Anteil der Psychopharmaka ist nicht für Minderjährige zugelassen Daten und Untersuchungen fehlen häufig
Psychopharmakotherapie bei Minderjährigen inDeutschland: Herausforderungen Gesetzliche Initiativen zur Verbesserung der Zulassungslage vonArzneimitteln haben für den Bereich derPsychopharmakotherapie bisher keine tiefgreifendenVerbesserungen erbracht Psychopharmakotherapie ist im Bereich von Minderjährigenaufwändiger Aufklärung ist komplizierter ist (Off-Label-Use, getrennte Eltern) Sicherheitsüberwachung und Wirkungseinschätzung ist komplexer Regionale Unterschiede hinsichtlich der Verordnungspraxis Studien, die unter Realitätsbedingungen Behandlungsverläufeund -effekte untersuchen, sind notwendig
Wiedervereinigung: Große Vorsätzehttps://www.google.com/search?q brache regierungsviertel berlin&client firefox-bab&source lnms&tbm isch&sa X&ved 0ahUKEwjK0Lv24 jbAhXKfFAKHYQCBz8Q AUICygC&biw 1680&bih 899#imgrc l21zUP9p2rDA5M
Nachwendezeit: Erneute Aufbauleistungeine neue Machtzentrale entstehtDer Wettbewerb der Systeme um soziale Einstellungen fällt rdpress.com/2013/01/dsc01525.jpg
1990 WiedervereinigungKJHG (SGBVIII)Psych PV eigenständiges Kapitel KiJUhttps://www.google.com/search?client firefox-bab&biw 1680&bih 899&tbm isch&sa 1&ei exg2W8urEZDKwQLfzo 4BA&q Mauerfall kuss&oq Mauerfall kuss&gs l 0.0.1c.1.64.img.0.1.72.0.JPlJWXXD2pI#imgrc kBRQQ03Q5V1p2M:
Zunahme der Anzahl der Fachärztefür KJP seit 15
Neurobiologie Revival 1990iger Jahre „Decade of the Brain“ 1990 Gründung des „Human Genome Project“ Enorme Fortschritte der Hirnforschung, durchneue zur Verfügung stehende Methoden Genetik Bildgebung Proteomics
Biologie wird akademischer Mainstreamund teilweise zur Ideologie großeHeilungs- und Erklärungsversprechen Messung vonAktivierungsunterschieden Häufig bei Erwachsenen Eigentlicher Gegenstand derDysregulation: Netzwerkkonnektivität Statistische Unterschiede klingen wiedefinitive anatomische oderphysiologische Schädigungen;Korrelate werden als Kausalitätenverkauft Gehirn hat hohe Plastizität undEntwicklungspotential:„Psychobiologie der Hoffnung“ (DeBellis 2001, Seite 556),
Den Garten erhalten(der Kampf gegen PEP und für das PsychVVG)vs. den Garten neu ausbauen
Zuspitzung im Herbst 2012 vor derErsatzvornahme durch das BMG:massive Proteste praktisch aller Fachverbände, incl. Angehörigenund Patientenvertreter(abweichend: eher vermittelnd: APK; dezent dafür: BPthK) in 3 Tagen mehr als 32.000 Unterschriften gegen PEPP dem BMG parallel zur letzten Anhörung am 12.11.2012 übergeben
Kaum Modelle entstehen in derKinder- und Jugendpsychiatrie Modellparagraph § 64b SGB V sah die Entwicklung von Modellen in jedem Bundesland,unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendpsychiatrie vor. § 64b SGB V Modellvorhaben zur Versorgung psychisch kranker Menschen(1)Gegenstand von Modellvorhaben nach § 63 Absatz 1 oder 2 kann auch die Weiterentwicklungder Versorgung psychisch kranker Menschen sein, die auf eine Verbesserung derPatientenversorgung oder der sektorenübergreifenden Leistungserbringung ausgerichtet ist,einschließlich der komplexen psychiatrischen Behandlung im häuslichen Umfeld. In jedemLand soll unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendpsychiatriemindestens ein Modellvorhaben nach Satz 1 durchgeführt werden; dabei kann einModellvorhaben auf mehrere Länder erstreckt werden. Eine bestehende Verpflichtung derLeistungserbringer zur Versorgung bleibt unberührt. § 63 Absatz 3 ist für Modellvorhabennach Satz 1 mit der Maßgabe anzuwenden, dass von den Vorgaben der §§ 295, 300, 301 und302 sowie des § 17d Absatz 9 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes nicht abgewichenwerden darf. § 63 Absatz 5 Satz 1 gilt nicht. Die Meldung nach Absatz 3 Satz 2 hat vor derVereinbarung zu erfolgen. konstruiert als Bestandswahrungsklausel Keine (hinreichende) Grundlage für die Entstehung und Evaluation vonModellen
Koalitionsvertrag vom 7.2.2018 Zeile 4.644Zitat:„Wir werden die bereits eingeleiteten Verbesserungen derVersorgung psychisch Kranker mit Nachdruck umsetzen,insbesondere die Schaffung einheitlicher und hinreichenderPersonalstandards sowie die Einführung stationsersetzenderLeistungen“(einziger Abschnitt zur psychiatrischen Versorgung im Abschnittzu den Krankenhäusern)
Personalbemessungsund EntgeltsystemIn der 19. LP soll ein adäquateres Personalbemessungs- undEntgeltsystem für die psychiatrische Krankenhausbehandlungetabliert sein.Allerdings sollte die gesellschaftlich zunehmende „Notwendigkeit“intensiver Rund-um-die-Uhr-Behandlungen nicht allein durch dieaktuell bundesweit beobachtbaren Zuwächse in der Bettenzahlpsychiatrischer Krankenhäuser gelöst werden. Teilweise erfolgtedieser Bettenanstieg auch zur Vorbereitung andererVersorgungsformen wie z. B. der stationsäquivalentenBehandlung. Wirkliche Alternativen zur stationären Behandlungund neue Versorgungsvarianten müssen nun konzipiert undflächendeckend ausgebaut werden.
Personalbemessungsgrundlageaktualisieren„Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung fürpsychiatrische und psychosomatische Leistungen (Psych VVG)Auftrag an G-BA Personal VorgabenEU-weite 2-stufige Ausschreibung des G-BA mit sehr restriktivenBewerberbedingungen - Kompetitives EntscheidungsverfahrenVergabe am 23.12.2016: GWT-TUD GmbH, Abteilung Gesundheitsforschung(Leiter Prof. Dr. H.-U. Wittchen) - Beginn 2/2017 – Ende 10/2018Ziel des Auftrags (G-A 2017):„ . eine empirische Datengrundlage zur bestehenden Personalausstattung undden Tätigkeiten des Personals in den Krankenhäusern und Abteilungen derFachgebiete Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie zu schaffen“. dabei kompatibel mit der alten Psych-PV Struktur bleiben, aber empirisch denÄnderungsbedarf bestimmen sowie soweit wie möglich den Bezug zu PEPP herstellen.
PPP StudieHintergrund und Auftrag (G-BA)Die Ergebnisse der Studie sollen dem G-BA in einem 2-stufigen Prozess alsempirischer Orientierungs- und Referenzrahmen dienen.Stufe 1 ist die Studie zum Ist-ZustandIn Stufe 2 (nicht Projektauftrag) werden in einem Expertengestützten Prozessdes G-BA (Unterausschuss Qualitätssicherung) – unter Einbindung derFachgesellschaften – ggf normative Festlegungen von Personalvorgaben inpsychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen im Sinne von § 136aAbsatz 2 SGB V erarbeitet.Übergeordnetes Ziel und Prinzip in diesem Prozess ist die Sicherung derVersorgungsqualität in der Versorgung und die Anpassung der Personalanforderungenan den aktuellen wissenschaftlichen Stand.cave:Es ist nicht unsere Aufgabe in der PPP Studie „normative Festlegungen“ zu treffen! Wirsehen es auch nicht als zielführend und durch unsere Studie machbar an!
Feldarbeit: Anzahl realisierter Personalinterviews,EMS-Smartphone-Erhebungen und Patienten-Grids(Anzahl Patienten)Stand Mai/2018: 77 DatensätzetotalNPersonalInterviews (77 KH s)12289EMS (77 KH s)11588Patientengrids (77 KH s)137641) Teilnahme von bislang 77 9231N%38463,127858172,4
In der FeldsteuerungVorbereitung derKlinik-Termine:- Stationsblätter- Stationsmerkmale- AnzahlErhebungen- Information überKlinik an TeamWahl undDisposition derSenior- und JuniorInterviewerinnenFestlegung dertypischenErhebungstage
In der Feldkoordination:Konfektionierung des Einsatzes
EMS-Smartphone Management: Konfiguration,Programmierung und Management von 200 Smartphones
Feldteams: Ein Team bricht auf!Nach Rückkehr aus einem Einsatz – nacheinem Ruhetag – gleich zum nächstenWocheneinsatz- Mit Zug, Auto, Flug .- Unter Zeitdruck und widrigenBedingungen (Staus, Verspätungen)
Feldteams: 3-5 Tage vor Ort!Hotels: nicht immer eingutes Erlebnis!Die Situation an denKliniken häufig einbereicherndesErlebnis!
Einige logistische Kennzahlen der Feldphase bis MaiFlügePKW-Projekt-kmDRS-FRA26FRA-DRS25MUC-DRS 2332.261 km fürInformationsveranstaltungenDRS-MUC 20DRS-CGN 7126.000 km für FeldteamreisenCGN-DRS 6BER-MUC 31084 FeldeinsatztageDRS-STR1216 Reisetage2Längster Einsatz: 6 TageKürzester Einsatz: 3 Tage
Stand der Rekrutierung undAusschöpfung zum 14.06.2018Zum 14.06.2018 zuzüglich der noch bis zum22.06.2018 laufenden Erhebungen in den letztenKliniken wurden: 102 von 123 eligiblen Kliniken untersucht(Ausschöpfung ca. 80%) 22 Kliniken verweigerten die TeilnahmeBeachte: Diese Zahlen können sich durch unvollständigeoder fehlerhafte Datensätze noch etwas nach untenkorrigieren
Eine erste Bilanz der Feldphase Mit 82% Teilnahmerate eine sehr befriedigende Ausschöpfung Häufigste Gründe für Verweigerung (Mehrfachangaben möglich): prinzipielle Ablehnung (6), Zeitdruck (6), Studienformat ungeeignet (4),ethische Bedenken (5), andere (neue Geschäftsführung, neuesStationskonzept): 5, keine Angabe (5) Recht befriedigende Übereinstimmung mit Grundgesamtheit (GG) undZiehungsstichprobe hinsichtlich ausgewählter formaler (Krankenhaustyp, Region,Träger, etc) Recht gute Übereinstimmung mit GG hinsichtlich Fachabteilung Konsequenz: nur geringfügige Verzerrungen wahrscheinlich, vermutlich nur wenigeKorrektur-Gewichtungen nötig!) Cave! Die Zahlen können sich noch etwas ändern Es werden noch 3-4 Kliniken bis 22.6. untersuchtAusfall von Klinik-Datensätzen wegen unvollständiger oder zurückgehaltener DatenMöglichkeit technischer Ausfälle
rdening-die-sehnsucht-nach-der-natur-13728855.html
Eine neue Entwicklungsphase beginnt gerade Enttäuschung über wenig klinische Auswirkungen derbiologischen Grundlagenforschung Vermehrte Versorgungsforschung UN-Behindertenrechtskonvention führt zurNeuorganisation und mehr Inklusion Stärkeres Gewicht der Betroffenen als individuelleEntscheidungsträger: was für sie gut ist und was ihnenzur Teilhabe verhilft Individualisierung und Teilhabe Neue Diskussion über aufsuchende und sektoren- wiedisziplinenübergreifende Modelle
Den Garten neu ausbauenEinige Diskussionspunkte im neu zusammengesetzten APKVorstand, welche aus der Kinder und Jugendpsychiatrie undPsychotherapie mit angestoßen wurden
Prävention seelischer Erkrankungenund Antistigmaarbeit Prävention erfordert neue Ideen und neue Akteure, z.B. bei der Kinder- und Jugendgesundheit Neben universellen Präventionsansätzen sind selektiveAnsätze und indizierte Prävention im Übergang zurFrühintervention erforderlich. Ein zentrales Thema derselektiven Prävention, welches der Gesetzgeber für die19. LP schon identifiziert hat, ist die Prävention inBezug auf Kinder psychisch kranker und/odersuchtkranker Mütter und/oder Väter
Prävention seelischer Erkrankungenund Antistigmaarbeit Noch nicht ausreichend im Blick ist die Problematikder Geschwister psychisch erkrankter Menschen Neue Ansätze in der Antistigma-Arbeit müssenberücksichtigt werden Prävention und Antistigma-Arbeit sollten bundesweitflächendeckend neu aufgestellt werden. NeueProjektideen sollten z. B. im Rahmen vonModellprojekten erprobt werden
Stigma Kinder- und Jugendpsychiatrie Angst vor Behandlung in der Kinderund Jugendpsychiatrie Metaphern wie „Schlangengrube“,„Hölle“ Totalitäre Institution Konsequenz: Transparenz,Beschwerdemanagement,Schutzkonzepte familienbezogene und aufsuchendeAnsätze z.B Hometreatment,Multisystemische Therapie,schulbezogene Interventionen
Stärkung von Patientenrechten Neben der Sicherstellung der Patientenrechte imBehandlungsprozess gilt es, die Partizipation derBetroffen bei Planung und Weiterentwic
Dach der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR Einführung des Facharztes (Antrag Harbauer und Albrecht 1964) 1968 . Sozialistisches Patientenkollektiv in Heidelberg (1970) Jahrzehnt der Sozialpsychiatrie und antipsychiatrischer Strömungen (1968 -1978) Daniel Cohn-Bendit. Heimrevolte. Schwarze Pädagogik K. Rutschky.