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impressumimpressumtext:sina reinarzredaktion:sina reinarz, margrit hasselmannherausgeber:landesinstitut für schule bremengesundheit und suchtpräventionam Weidedamm 2028215 bremenkontakt:margrit hasselmanntel.: 0421/361 8209email: [email protected]:X-six agency gmbhdruck :landesinstitut für schule, gesundheit und suchtpräventionund der aok bremen/ bremerhavenbremen 2007

VorWortdas pilotprojekt „kribbeln im bauch“ fand als erster durchgang im schuljahr 2006/2007 an 3 sekundarschulen auszwei verschiedenen bremer stadtteilen (integrierte stadtteilschule helgolander strasse, integrierte stadtteilschulebergiusstrasse und schulzentrum ronzelenstrasse) statt.ingesamt haben sechs 9. hauptschulklassen, d.h. rund120 schülerinnen und schüler, teilgenommen.Vorwortdas projekt ruht auf zwei säulen: dem tanz und der intensiven sucht- und gewaltpräventiven arbeit.die idee für dieses pilotprojekt wurde gemeinsam entwickelt von christine Witte und margrit hasselmann. ausden erfahrungen aus „empower your dreams“ (ferientanzprojekt für Jugendliche von christine Witte, school ofperforming arts) und dem projekt „., ganz schön stark!!“(projekt zur lebenskompetenzförderung in der grundschule von Nicole Zwahlen und margrit hasselmann,suchtprävention bremen) ist das sucht- und gewaltpräventive tanzprojekt „kribbeln im bauch“ erwachsen.unterstützt wurde „kribbeln im bauch“ von anfang anvon der aok bremen/bremerhaven.„für die aok bremen/bremerhaven stellt das projekt imrahmen der prävention und gesundheitsförderung einemöglichkeit dar, lebens- und gesundheitskompetenzenbei Jugendlichen zu fördern, die oft auch aufgrund einesschwierigen lebensumfeldes kaum erreicht werden. dasprojekt stellt über kommunikation und bewegung/ausdruck eine wichtige plattform dar, um im feld der suchtprävention bessere - gesündere - alternativen zu drogenanzubieten und darüber gesundheitskompetenz zu stärken.“ (birgit pharao, aok bremen/ bremerhaven)mit der dokumentation des pilotprojektes möchten wirversuchen, den geist dieses projektes für Jugendliche,lehrkräfte und andere interessierte erfahrbar zu machen und die dynamik des projektes zu transportieren.Wir freuen uns über die ergebnisse, die auch durch dieevaluation bestätigt werden, und wünschen uns, dass siedieses beispiel anregt, neue Wege auszuprobieren.inzwischen ist gesichert, dass „kribbeln im bauch“ anbremer sekundarschulen weiter laufen kann. deshalb istdies nicht nur eine dokumentation des pilotprojektes,sondern eine anregung für sekundarschulen, sich mit„kribbeln im bauch“ zu engagieren.dr. Wolff fleischer-bickmann, direktor des landesinstituts für schule, bremen, im Juli 2007

wer bin ich?die „große krise: pubertät“werbin ich?Immer alles cool.Wen man auch fragt: Niemand möchte dorthin zurück.Nicht noch einmal 15, . 16, . 17 Jahre alt sein., nie wieder! Gut, dass das vorbei ist: Pickel, Knutschen, Wachstumsschübe. Neben all den spannenden, geheimnisvollen, neuen und unvergesslichen Erlebnissen ist undbleibt die Pubertät eine schwierige, wenn nicht sogar dieschwierigste Phase im Leben eines Menschen. Immer „alles cool“ und darunter „sooo klein“. Nicht mehr Kind undnoch nicht erwachsen steht der/die Jugendliche „(.) miteinem Bein im Image, dass er (sie) sich selber gibt, undmit dem anderen Bein in der Wahrheit über sich selbst.“(Anne Wahlgren, „Das KinderBuch“)„Irrwege erhöhen die Ortskenntnis“Der Entwicklungsschritt „Pubertät“ ist groß, dauert mehrere Jahre und ist in jeder Hinsicht ein fruchtbarer Bodenfür Veränderungen. Die Grenzen zwischen natürlicherNeugier und mitunter gefährlichem Risikoverhalten sindfließend. Schleichwege, Umwege, Abwege. Dennoch:„Der oder die Jugendliche, der in seiner Pubertät nachwie vor Neugierde verspürt, Abenteuer sucht, Sachenausprobiert, ist von seinem Persönlichkeitsprofil eher alsgesund zu bezeichnen als der Angepasste, Verschüchterte.“(M. Hasselmann „Suchtprävention – Was ist das?“)Eine erste Bestandsaufnahme:Wer bin ich eigentlich? Was sind meine Stärken, wasmeine Schwächen? Wo will ich hin? Wichtige Fragenund wichtige Aufgaben, denen sich ein Teenager stellen muss: Entwicklung eines Selbstbildes, Aufbau vonFreundschaften, Ablösung von den Eltern, Entwicklungeines eigenen Weltbildes und einer Zukunftsperspektive. All das ist schon unter den günstigsten Bedingungeneine große Herausforderung, die leicht zur ÜBERforderung werden kann. Was ist aber, wenn die Bedingungenweniger günstig sind?Was ist mit den besonders gefährdeten Jugendlichen?Sozialer Benachteiligung, Migrationshintergrund, Perspektivlosigkeit, Gewalt. Besonders diese jungen Menschen bräuchten Stabilisierung, eine „schützende“ undmanchmal auch fordernde Hand.

lerNeN fÜr s lebeN?!LernenFÜr sLeben?!besonders im schulalltag wird deutlich, wo Jugendlichestehen, wer sie sind, was sie an erfahrungen mitbringenvon Zuhause. die klassengemeinschaft kann tragen und/oder stützen, aber auch aufreiben, zermürben, verletzen.Vorurteile und gegenseitige diskriminierung prägen oftdas klassenbild, mangelnde achtung voreinander resultierend aus mangelnder selbstachtung. und wieder diefrage: Wer bin ich? Wie will ich sein? Welchen platz fülleich in der gruppe/klasse?auch der klassenlehrer / die klassenlehrerin hat eine zentrale rolle in diesem prozess und sollte möglichst hinterdie „coolen“, oft schwer handhabbaren, ja manchmal sogar nur schwer erträglichen teenagerfassaden zu blickenversuchen. Wenn das so einfach wäre.„Jeder lehrer kennt seine klasse aus dem unterricht undhat sie in vielen situationen kennen gelernt. Nicht allewaren erfreulich – pubertät, lernunwillen, schwierigkeiten, soziale konflikte zu meistern, probleme bei derVerbalisierung von konflikten, stimmungen etc. sind allen bekannt und machen das schulleben zu einer großenherausforderung.“(k. Wöhleke, klassenlehrer 9. hauptschulklasse)

der präVeNtiVe aNsatZderprÄVentiVeansatz„darf ich fehler machen, ohne gleich grundsätzlichschlecht und unvollkommen zu sein? darf ich mich ausprobieren, ohne mich auch noch für die angst der anderen verantwortlich zu fühlen? darf ich ich selber sein odersoll ich eine rolle ausfüllen?“(margrit hasselmann „suchtprävention – was ist das?“)der /dem Jugendlichen ist es in der pubertät nicht mehrerlaubt, klein zu sein.daraus entstehen eine große gefühlte Verunsicherungund der elementare Wunsch nach angenommenseindurch konstante Vertrauenspersonen.die frage ist: Was brauchen junge menschen damit siedie „heißeste Zeit“ – die pubertät – überstehen/ durchlaufen/ erleben/ erfahren und möglichst unbeschadetdaraus hervorgehen?die antwort ist erschreckend einfach: eine stärkung desselbst durch Wertschätzung und grenzen!„der organismus strebt danach, gesunde „anteile“ zumehren.“(Was erhält den menschen gesund? antonovskys modellder salutogenese, bZga)sucht- uNd geWaltpräVeNtioN.setzt an den stärken (individuellen ressourcen) derschülerinnen und schüler an. sie bietet (sucht)spezifischeinformation und aufklärung über gefährdungen wiesucht, drogen und konflikte. darüber hinaus soll sie allgemeine (unspezifische) lebenskompetenzen fördernund die eigenen kräfte stärken. selbstachtung. kontakt- und kommunikationsfähigkeit. frustrationstoleranz. genuss- und erlebnisfähigkeitohne zu stigmatisieren, mit den besonders gefährdeten jungen menschen zu arbeiten ist immer wieder deranspruch der sucht- und gewaltprävention. hierbei istes wichtig, lebensweltnähe herzustellen, und zwar miteinem angebot, das schülern spaß macht, das dort ansetzt, wo die Jugendlichen sind. Nur: wie erreichen wirsie, ohne sie zu kennzeichnen als Jugendliche, die es ‚besonders nötigʼ hätten?der direkteste Zugang ist über die haupt- und realschulen. mit diesem ansatz wurde ein projekt entwickelt fürschülerinnen, das etwas ‚besonderesʼ im schulalltag ist,aber nicht als einmalige und alleinige aktion, sondern implementiert wird in das weitere schulleben und –erleben.

Warum tanzen?„Tanz drückt mehr aus, als die Sprache je sagen kann“C. Witte (CORPA)Die Erfahrungen zeigen, dass es möglich ist, mit Tanzund Bewegung, Hip-Hop, Jazzdance und Krumping dieJugendlichen anzusprechen, die wir sonst oft schlechterreichen.warumtanzen?Coolness und BewegungsarmutIn Deutschland bewegen sich selbst Kinder durchschnittlich nur noch etwa 30 Minuten am Tag. Im Verlauf derJahre nimmt die allgemeine Bewegungsarmut immermehr zu. Der Alltag junger Menschen besteht in vielenFällen aus Schule und PC. Alles dreht sich um das neusteHandy, den neusten Klingelton. Nur wenige machen regelmäßig Sport.„Ziemlich träge habe ich sie erlebt, (.) bewegungsfaul,was sie cool nennen.“(K. Wöhleke, Klassenlehrer 9. Klasse Hauptschule)„Früher oder später kriegen wir euch“.mit MusikDas Medium Musik setzt genau da an, wo die Jugendlichen sind. Musik ist überall, der mp3-Player immer dabei. Sogar während des Unterrichts sitzt immer mindestens ein Stöpsel im Ohr.„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kannund worüber schweigen unmöglich ist.“ (Victor Hugo)Musik ist ein Magnet und nach wie vor ein Sprachrohrfür junge Menschen, Ausdrucks- und Identifikationsmöglichkeit, genauso wie das Tanzen.Brücken bauen.„(.) alles andere muss automatisch besser sein als Schule- aber ob sie dann auch mitmachen würden, zumal derAusländeranteil in der Klasse mehr als 50 % beträgt?!“(W. Enter, Klassenlehrer 9. Klasse Hauptschule)Der hohe Ausländeranteil und die Ansammlung vonmehreren verschiedenen Nationalitäten in einer Klassengemeinschaft bringen nicht nur eine erfrischende Vielfaltsondern auch Probleme, wie kulturelle und sprachlicheBarrieren mit sich. Tanz ist grenzübergreifend und fördert die Verständigung jenseits von verbaler Sprache,Status und Herkunft. Er ermöglicht die Konzentration aufeine bestimmte Aufgabe, losgelöst von allen häuslichenund gesellschaftlichen Problemen.

ideNtität uNd taNZeine tänzerin sagte einmal: „der körper ist mein haus,und ich weiß, dass ich mein ganzes leben darin verbringen werde.“unser körper will benutzt, verstanden werden.fühle ich mich überhaupt? Wie fühle ich mich? meine bewegungen, meine muskeln.mit hilfe von musik und rhythmus ist es möglich, einenvöllig neuen Zugang zu sich selbst zu finden, die identität des eigenen körpers zu spüren.tanzen ist kreativitätsfördernd, erfordert darüber hinausden konstruktiven umgang mit schwächen und schärftden blick für das eigene potential.koNZeNtratioN uNd selbstdisZipliNWas im schulalltag oft so schwer fällt kann durch dastanzen erreicht werden. das beherrschen des eigenenkörpers oder einer abfolge von tanzschritten erfordertselbstdisziplin und durchhaltevermögen. außerdemtrainiert es die konzentrationsfähigkeit. indem die Jugendlichen an der erarbeitung von choreographien mitwirken und/oder selbst choreographien erstellen, kanndas eigenständige lernen gefördert werden.Wir siNd eiN team!tanzen trägt zum sozialen lernen bei.tanzen in einer gruppe heißt auch immer miteiNaNderzu tanzen. dabei geht es nicht darum, wer der/die beste,coolste ist. es geht darum gemeiNsam etwas zu erreichen, im team.ich hoffe, wir werden uns noch sehen, wenn wir Wochenendseminarmachen. ich hätte nie gedacht, dass tanzen soviel spaß machen kann,obwohl ich kein talent dafür habe. Wie ich schon gesagt habe:es war echt hammer geil! mann muss ja im leben alles ausprobieren.ihr wart alle super nett und wir haben auch was dazu gelernt.

die Ziele des proJektesdie zieLedesprojektes. besseren Zugang zu den eigenen gefühlen finden. handlungsalternativen bei gefühlslagen kennen lernenund einüben. ausdauer trainieren und frustrationstoleranzen erhöhen. arbeit an sich selbst intensivieren und sich selbst mehrzutrauen. Wissen über sucht und drogen erweitern. Wissen über entstehung von sucht und gewaltbereitschaft erweitern und auf die eigene person und inbezug auf andere anwenden. verstärkt eigenverantwortung übernehmen„ich wollte erreichen, dass hauptschüler (wenn nicht alle,so doch die meisten) von etwas richtig „gepackt“ werden,dass sie etwas Neues machen und über dies Neue sichselbst anders erleben und fühlen. und meine annahmewar, dass es möglich ist über körperlichkeit an gefühleran zu kommen und dass präventionsarbeit auf diesemhintergrund viel intensiver wirken kann als sonst.außerdem wollte ich, dass die öffentlichkeit – und damit meine ich auch schule – ein anderes bild von den Jugendlichen bekommt, dass sie nämlich fähig sind, etwasgemeinsam zu machen, dass sie energie und durchhaltevermögen haben können und dass sie begeisterungsfähig sind.“(margrit hasselmann, suchtprävention bremen)

das proJektdasprojektmit meinen kindern tanzen zu sollen/wollen, kam fürmich einer art modernem abenteuerurlaub gleich.(k. Wöhleke, klassenlehrer 9. klasse hauptschule)das pilotprojekt „kribbeln im bauch“ fand als ersterdurchgang im schuljahr 2006/2007 statt.Nach der Vorstellung des pilotprojektes an drei sekundarschulen (integrierte stadtteilschule helgolander strasse,integrierte stadtteilschule bergiusstrasse und schulzentrum ronzelenstrasse) aus zwei verschiedenen bremerstadtteilen entschied die schule über die teilnahme derklassen. ingesamt haben sechs 9. hauptschulklassen, d.h.rund 120 schülerinnen und schüler, am pilotprojekt teilgenommen.der start des projektes war eine zweitägige lehrerfortbildung mit den klassenlehrern und klassenlehrerinnen derbeteiligten klassen. es wurde intensiv mit den lehrkräften zu tanzpädagogik und sucht- und gewaltprävention gearbeitet, die basis für das projekt mit den schülerngelegt und implementierungsmöglichkeiten für das „alltagsgeschäft“ an den schulen vor ort gefunden.danach fand pro klasse eine projektwoche statt. die klasse wurde an einigen tagen in zwei gruppen aufgeteilt,mit denen im Wechsel tanzpädagogisch zusammen mitdem team der school of performing arts (corpa) odermit fachkräften der sucht- und gewaltprävention gearbeitet wurde.

der klassenlehrer / die klassenlehrerin wurden sozusagen „mit ins boot geholt“ und nahmen während derprojektwoche selber am programm teil, d.h. sie machtengenauso wie die schülerinnen und schüler beim tanzenund beim theorieteil mit.Zum abschluss der pilotphase fanden zwei WochenendWorkshops statt. dafür wurden jeweils drei schulklassenzusammengefasst. am ende der zwei Workshoptage standeine gemeinsam einstudierte tanzperformance und präsentation ihrer intensiven arbeit, zu der die schülerinnenund schüler ihre eltern und freunde einladen durften.Nach beendigung der projektphase wurde der gesamteprojektverlauf (inhaltliche konzeption, finanzierung undorganisation) im rahmen eines zweitägigen „expertinnen-Workshops“ reflektiert und hinterfragt. dort wurden außerdem die perspektiven zur implementierungdes projektes an bremer schulen diskutiert und erste planungsschritte festgehalten.in der weiteren darstellung werden wir uns ausschließlich auf die projektarbeit mit den schulklassen beziehen.„alle haben richtig mitgemacht, haben sich angestrengt,bis der schweiß perlte, keiner saß in der ecke, keinermaulte, keiner schwänzte. das tanzteam hat sie mitgerissen, die atmosphäre war locker, alle wollten zeigen, wasin ihnen steckt.“(k. Wöhleke, klassenlehrer 9. klasse hauptschule)

die proJektWocheN„.,die stimmung war locker und entspannt, die Zeitverging wie im flug“. (regine konzack-Ziegenbalg, klassenlehrerin iss bergiusstrasse)taNZ.arbeit in halbgruppen oder mit der ganzen klasse(team corpa)allgemeines programm montag bis freitag:dieprojektwochenJeder montagmorgen in jeder projektwoche begann miteiner großen begrüßungsrunde im tanzsaal.Wichtig war, dass die schülerinnen und schüler jedentag tanzen durften. die bewegung und die körperlicheauslastung und natürlich zu allererst der spaß beimtanzen sollten vom grundgedanken her sozusagen als„opener“ dienen, als ausgleich, als gegengewicht zu deninhalten und mitunter intensiven gesprächen aus dentheoretischen elementen. sie sollten sich selbst fühlenund sich bewusst erleben im umgang mit anderen. dastanzen sollte als „Werkzeug“ benutzt werden, um inhalteund informationen zu vertiefen, das diskutierte fühlbarzu machen im miteinander.„ich weiß nun wieder aus welchen grund ich mit demtanzen angefangen habe.“(c. Witte, corpa). aerobisches Warm up. super power training (herz-kreislauf). bodentraining bbp body conditioning. laufen und gehen durch den raum. Jazz technik. isolation und koordination (arme, beine, kopf). repertoire / körperisolation / rhythmus. arbeiten im kreis mit körperkontakt (ständiger richtungswechsel). choreographien (hiphop, broadway / Jazz, krumping.)

krumpiNg.„.heißt er, ein hochathletischer streetdance-stil, derganz neu aus los angeles nach europa gekommen ist.eine mischung aus kampf, koordination und breakdance.„er sieht aggressiv aus“, sagt die schülerin ann-kathrinappenhoff. „es ist tanzen statt sich schlagen.“(Weser kurier 24.2.2007)„das tanzen allerdings riss mich gänzlich vom hocker.sie machteN alle mit! und nicht nur das, sie warenauch mit begeisterung dabei, auch wenn der eine oderandere sich lieber im hintergrund aufhielt, so versuchtedoch jeder, sein bestes zu geben.“(W. enter, klassenlehrer 9. klasse hauptschule)um intensiver und effektiver in die thematische arbeitund auch in das tanztraining einsteigen zu können, wurden die klassen in halbgruppen geteilt, die dann pro tagim Wechsel an aufeinander aufbauenden modulen vontanz und theorie teilnahmen.mehr als Nur trockeNe theorie.arbeit in halbgruppen (team suchtprävention)der moNtag:kurze Vorstellungsrunde(Wie heißt du, wie alt bist du? hast du hobbies?). kartenabfrage „Wünsche und befürchtungen“(die projektwoche wäre super, wenn. die projektwoche wäre blöd, wenn.). brainstorming: sucht und drogen- Welche drogen kennt ihr? (legal/illegal.)- Was gibt es für verschiedene süchte(stoffgebundene / nichtstoffgebundene.)- Was ist / was versteht ihr unter „sucht“? (eigene definition der schülerinnen, offizielle definition der suchtprävention „Wenn ich etwas immer wieder tun muss,obwohl ich weiß, dass es mir schadet“)- Was hat das alles mit tanzen zu tun? seht ihr einenZusammenhang? habt ihr eine Vorstellung, was wiruns bei der entwicklung dieses projektes gedachthaben?. „der suchtsack“ geht rum.offene / zwanglose diskussionsrunde zum thema“sucht und alltagsdrogen“ anhand von gesammeltenrepräsentativen gegenständen, die blind und zufälligaus einem sack gezogen werden.es hat mich sehr beeindruckt, dass die schülerinnenund schüler so interessiert an diesem tage an der theoretischen auseinandersetzung mit dem thema teilnahmen. schüler, die von sich aus behaupteten, dass sie dazukeinen „bock“ haben, gaben dann doch zu dem themaihre beiträge. in den nächsten tagen haben die schülermir positiv von der suchtprävention berichtet und waren sehr interessiert dabei und scheuten sich auch nicht,gezielt fragen zu stellen. ich habe aber auch einen ganzaufgeschlossenen „haufen“.(W. enter, klassenlehrer iss helgolander strasse)der dieNstag:. begrüßung und Vorstellungsrunde(Name, alter, geschwister , 2 hobbies, 2 stärken). spontanes assoziieren mit begriffsfeldern(z. b. Zukunft, lehrer, mein Viertel.). erlebnispädagogische spiele:( u.a. „Zu viele bälle!?“, the magic stick, gefangen imlavafeld, die eisscholle schmilzt)training von koordination, disziplin, konzentrationsfähigkeit und in erster linie der kommunikationuntereinander, teamwork, gemeinsame bewältigungvon herausforderungen, stärkung des „Wir- gefühls“in der klasse. fazit / gemeinsame auswertung- Worauf kommt es an?- Wie funktioniert gruppenarbeit?- Was brauchen wir dafür?- an unserer klasse ist negativ / positiv.- Was müsste passieren, damit es besser wird?der mittWoch:. Zwei „ehemalige“ (ein trockener alkoholiker und einex-heroinabhängiger) erzählen ihre geschichte. Nachbearbeitung mit den schülerinnen in eineroffenen frage- und gesprächsrunde.die mischung aus theorie und praxis hat mir gefallen.die berichte der drogis waren beeindruckend. kein erhobener Zeigefinger, pralles leben, das ausleuchten der biografien hat meine schüler und nicht zuletzt mich selbststark beeindruckt.(k. Wöhleke, klassenlehrer iss bergiusstrasse)suchtpräVeNtiVe arbeit iN schulklasseN:„(.) in erster linie heißt dieses (.) eine hinterfragung meiner person und meiner persönlichkeit, meiner eigenensuchttendenzen und meines umgangs mit konflikten,meines standings in gruppen mit kindern, heranwachsenden und erwachsenen, kurz: meiner authentizitätund meiner empathie gegenüber anderen.“(margrit hasselmann „suchtprävention: Was ist das?“)am freitag jeder projektwoche tanzte die gesamte klasse gemeinsam und fand sich dann mit den teamerinnenund tanzlehrerinnen zum abschluss der projektwoche zueiner großen und intensiven feedbackrunde zusammen.

die Workshopsdieworkshops„ (.) eiN Wirklich geluNgeNes proJekt!“die insgesamt 6 projektwochen endeten mit zwei Wochenend-Workshops. hierfür wurden die drei klassender iss helgolander strasse an dem ersten termin unddie schülerinnen und schüler der iss bergiussstrasse ( 2klassen) und des sZ ronzelenstrasse (1 klasse) an demzweiten termin zusammengefasst.freitag (9.00-16.00 uhr) und samstag (9.00-14.00 uhr)wurde das in den projektwochen erlernte und erarbeiteteaufgefrischt und neu zusammengestellt. in klassenübergreifender gruppenarbeit trainierten mehrere tanzlehrerinnen und tanzlehrer mit den Jugendlichen kleinerechoreographien verschiedener tanzstile ein, die dannzu einer großen (zehnminütigen) abschlussperformanceverwoben und gebündelt wurden.rolf herbst (schulleitung iss bergiusstrasse) war interessiert an dem ergebnis des projektes, an dem zwei klassenseiner schule so begeistert teilgenommen haben, undwar Zuschauer bei der abschlussperformance.am meisten daran beeindruckt haben ihn „die tatsache,dass über den tanz ein positives gruppengefühl erzeugtwerden kann. (damit in unmittelbarer Verbindung stehtdie intensive orientierung auf ein gemeinsames Ziel undseine erreichung, welches individuell nicht möglich gewesen wäre), die Qualität der erreichten Ziele und dieklassen- und leistungsübergreifenden anstrengungenbis hin zu einer öffentlich gewürdigten präsentation mitleidenschaft.“für alle beteiligten (schülerinnen, teamerinnen, tänzerinnen, lehrerinnen) waren diese Workshops die absoluten höhepunkte, die „highlights“ des gesamten projektes.

resoNaNZresonanzZu unserer großen freude und Überraschung fand dasprojekt „kribbeln im bauch“ eine unglaublich große resonanz in der öffentlichkeit. Zu unserer pressekonferenzanlässlich des abschlussworkshops in der integriertenstadtteilschule helgolander straße erschienen sowohldas fernsehen als auch verschiedene tages- und lokalzeitungen. die anwesenden Journalistinnen und Journalisten nahmen sich viel Zeit und befragten in dentanzpausen intensiv und interessiert besonders die amprojekt beteiligten Jugendlichen, die geduldig und auchein bisschen stolz alle fragen beantworteten.die beteiligten lehrer sind begeistert. „es ist erstaunlich, was schüler auf die beine gestellt haben, die sonstNull bock haben“, sagt gisela temme vom schulzentrumronzelenstraße. auch in den klassen gingen die schülernun anders miteinander um, lösten konflikte anders. dastanztraining ist anstrengend. „Wir machen viel harte körperliche arbeit. die schüler gehen oft über ihre eigenengrenzen“, sagt christine Witte. bei 30 prozent der teilnehmer hätte sie haltungsschäden oder Übergewichtfestgestellt. die anfängliche skepsis der Jugendlichen seischnell überwunden: „Wir kriegen sie alle.“.(Weser kurier 24.2.2007)„Jeder muss beim tanzen aufpassen, dass er die richtigenbewegungen macht“, sagt francheska (15). „und allemüssen aufpassen, dass die bewegungen mit denen deranderen zusammenpassen“, ergänzen besnik (15) undadem (16). die drei Neuntklässler von der schule helgolander straße hätten nicht gedacht, dass ihre klasse sogut „zusammenarbeiten“ könnte, wie während des projekts „kribbeln im bauch“ (syker kreiszeitung 24.2.2007).„Zuerst hab ich gedacht: tanzen? die spinnen wohl!aber es hat spaß gemacht und alle sind irgendwie zusammengerückt.“ darum sei es schließlich auch „irgendwie gegangen“, mutmaßt ein Neuntklässler: „um sichnicht auf drogen und gewalt einzulassen, muss manstark sein – und wir sind durch das projekt alle irgendwieein bisschen stärker geworden.“ .(bremer anzeiger 29.2.2007).auch schulleiter thomas bendlin [iss helgolander str.]ist beeindruckt von der Wirkung der tanz-arbeit. Zubedenken gibt er, dass solche projekte auf sponsorenangewiesen sind, in diesem fall die aok. „da wir keineVorzeigeschule mit Vorzeigeschülern sind, ist es nicht soleicht, solche mittel einzuwerben.“ und selbst dann können nicht alle, die wollen, mitmachen. „Wir mussten eineauswahl an schülern treffen, eigentlich hätte ich jedemdie teilnahme an dem projekt gegönnt.“.(taz Nord 26.2.2007)

schÜleriNNeN-piNNWaNdsuper geilich habe meine mitschüler mal ganz anders erlebtWir konnten zusammen lachen (jeder über jeden undauch über sich selbst)danke an alle, die uns nicht aufgegeben haben!die klasse ist zusammen gewachsenman musste und konnte auch über seinen eigenenschatten springenschÜLerinnen-pinnwandWir haben alle viel weniger gerauchttanzen macht schlauer und drogen machen dumm!alle waren sehr nettich habe mich sehr wohl gefühlteine Woche ist zu kurztheorie hat nicht immer spaß gemachtdas tanzen und die bewegung hat richtig spaßgemachthammer!!!top!!!ich habe die schule total vergessenich habe das tanzen für mich entdecktich hatte erst gar keine lust

presse

die auswertung des projektesauswertungdes projektsDas Pilotprojekt „Kribbeln im Bauch“ wurde von derSuchtprävention Bremen im Rahmen einer Prozess- undErgebnisevaluation begleitet.Es wurde ein auf Jugendliche zugeschnittener Prae-Fragebogen entworfen, der vor Beginn der Projektwochenvon den Schülerinnen und Schülern der jeweiligen Klasse unter Wahrung der Anonymität ausgefüllt wurde. DieFragen waren in zwei Schwerpunktthemen aufgeteilt.Zum einen das Konsumverhalten der Jugendlichen bezogen auf Alltagsdrogen wie Zigaretten und Alkohol, aberauch den Gebrauch von Cannabis.Zum anderen befragten wir die Schülerinnen und Schüler zum alltäglichen Umgang mit den eigenen Gefühlen(Konfliktverhalten, Selbstvertrauen.). Wichtig war unsauch, die Stimmung des Einzelnen und auch der gesamten Klasse vor Beginn der Projektdurchführung einzufangen, um dann nach Ablauf des Projektes direkt vergleichen zu können, ob sich wirklich etwas verändert hat.Dabei ging es uns nicht nur um das Konsumverhalten derJugendlichen (Reduziert sich durch das Tanzen und dieGruppengespräche womöglich das Rauchen?) sondernuns interessierte viel mehr die Frage: Hat die Intervention eine positive Auswirkung auf das Sozialverhalten, dieIch-Stärke, die Lebenskompetenz der Jugendlichen? Verändert sich der Umgang untereinander in der Klassengemeinschaft?Aus diesem Grund gab es nach der Vollendung des Projektes einen Post-Fragebogen, der insbesondere die Stimmungen der Schülerinnen und Schüler festhalten undAufschluss über mögliche Veränderungen geben sollte.

„mauerN siNd gefalleN“„eiNfach Nur geil , auch die theorie!“die ergebNisse der prae- uNd posterhebuNgWie kam „kribbelN im bauch“ bei deNJugeNdlicheN aN?sechs monate lagen zwischen der ersten befragung vorund der zweiten befragung nach dem projekt. ingesamtnahmen um die hundert schülerinnen und schüler ander erhebung teil (prae: n 104, post: n 98)Nach der auswertung waren wir über die ergebnisse sehrerfreut! denn auch wenn nicht immer eindeutige Zahlenein positives ergebnis belegen, sind doch überwiegendäußerst positive tendenzen zu erkennen.alltagdrogeN – gab es VeräNderuNgeNim koNsumVerhalteN?Vor beginn den projektes lag der raucherinnenanteil beiden Jugendlichen bei 43%. ein drittel der Jugendlichen,die sich vorher als raucherinnen bezeichnet haben gaben an, dass sie ihr rauchverhalten im Verlauf des projektes reduziert oder sogar ganz eingestellt haben.auf die frage, ob sich die einstellung zum konsum vonalkohol durch die projektwoche verändert habe, gabenimmerhin 18 Jugendliche eine tendenz dahin an, dass sieseitdem eher weniger alkohol trinken als zuvor. auch ander 30- tage- prävalenz („Wie oft bist du in den letzten 30tagen betrunken gewesen?“) lässt sich ein deutlicher positivtrend erkennen. antworteten in der prae-befragunglediglich 17 schülerinnen, sie wären im vergangenenmonat „gar nicht“ betrunken gewesen, so waren es in derpost-befragung schon mehr als doppelt so viele (39).leider gab es trotz anonymisierung der fragebögen beiden fragen zum thema „cannabiskonsum“ sehr vieleenthaltungen. daher gibt es in diesem bereich keine füruns relevanten und verwertbaren Zahlen.bei einer überragenden mehrheit der schülerinnen undschüler (insgesamt 93) kam das projekt gut bis sehr gutan. auf die frage, was ihnen besonders gefallen hatnannten die Jugendlichen in erster linie das tanzen (59).aber auch die gruppenarbeit zum thema drogen (38),die abschlussperformance (43), der Zusammenhalt dergruppe (45) und die gesamte atmosphäre (42) wurdenals positiv bewertet. Neben äußerungen wie: „in dieserZeit hat unsere klasse viel mehr miteinander geredet alsvorher“ gab es natürlich auch dinge, die den Jugendlichen im Nachhinein eher nicht gefallen haben, wie z. b.das „langweilige drogengerede“, „früh aufstehen“, „dasWarm up“.uNd der umgaNg mit deN eigeNeN gefÜhleN?ausWirkuNgeN auf deN klasseNZusammeNhalt?besonders gefreut haben wir uns über die ergebnisse indiesem bereich der befragung. denn bei den antwortenauf die frage: „setzt du dich mit deinen eigenen gefühlen auseinander“ war eine deutlich positive tendenz erkennbar. Zwar gab es keine Veränderung im bezug aufdas ansprechen oder besprechen von problemen, aberder allgemeine umgang mit gefühlen verbesserte sichbei den Jugendlichen. es gab eine deutliche tendenz,den eigenen gefühlen jetzt eher freien lauf zu lassen.besonders hervorgehoben wurde der Zusammenhangzwischen bewältigung von gefühlen und „musik und bewegung“. auch sechs monate nach dem projekt sagtennoch 67 schülerinnen und schüler, dass musik und bewegu

und der aok bremen/ bremerhaven bremen 2007 impressum text: sina reinarz redaktion: sina reinarz, margrit hasselmann herausgeber: landesinstitut für schule bremen gesundheit und suchtprävention am Weidedamm 20 28215 bremen kontakt: margrit hasselmann tel.: 0421/361 8209 email: [email protected] gestaltung: X-six agency gmbh druck .