Transcription

November 2017 3. Jahrgang16Leben mit RheumaRheuma und Niere:Diagnose und TherapieInterviewVitamine, Spurenelementeund Co. Was ist wirklich wichtig?ErfahrungsberichtHerausforderung für die ganzeFamilie: Wenn die Nieren beiKindern betroffen sind.

Eine flexible & individuelleEntscheidung r-rheumAlleszum erständlich

editorialinhaltLiebe Leserin,lieber Leser,an zahlreichen rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen sind Organe wie Haut, Herz, Lunge oderAugen beteiligt. Besonders kritisch wird es, wenn diebetroffenen Organe eine lebenswichtige Funktioninnehaben. So wie die Nieren. Aufklärung und Früherkennung sind bei diesen Erkrankungen besonders468wichtig.Für die aktuelle Ausgabe haben wir mit Dr. Angelavon Elling gesprochen. Die Rheumatologin und Nierenexpertin des Klinikum Stephansplatz schildert, an14welchen rheumatisch-entzündlichen Erkrankungendie Nieren in aller Regel beteiligt sind, und erläutertDiagnoseverfahren und Therapieoptionen.Von den Erfahrungen einer Mutter, deren Sohn anLupusnephritis erkannt ist, berichten wir auf den16Seiten 14 und 15 und in unserem Interview ab Seite 16verrät die Ökotrophologin Dr. Sylvana Prokop, welcheNahrungsergänzungsmittel bei Rheumatikern mitNierenbeteiligung sinnvoll sein können und woraufes sich sonst beim Essen zu achten lohnt.19Praxis PortraitIhre rheumatologische Praxis stellt sich vorNewsTitelthema: Rheuma und NierenAn rheumatisch-entzündlichen Erkrankungenkönnen lebenswichtige Organe wie die Nierenbeteiligt sein. Frühe Diagnostik und umsichtigeÄrzte sind wichtigErfahrungsberichtAuch Kinder und Jugendliche leiden unterrheumatisch-entzündlichen Erkrankungen. Sinddie Nieren betroffen, ist die Herausforderung fürdie ganze Familie besonders großInterviewmit Dr. oec. troph. Sylvana Prokop zum ThemaVitamine, Spurenelemente und Co: Wie viel istzu viel?Gut zu wissenTipps, Veranstaltungen, Infos, Wissenswertesrund um die RheumatologieWir hoffen, Sie mit dieser Ausgabe wieder umfassend und unterhaltsam zu informieren und freuenuns auf Ihre Rückmeldung - egal ob es sich bei IhremFeedback um Themenwünsche handelt, allgemeineFragen oder eigene Erfahrungen, die Sie mit anderenBetroffenen teilen möchten. Ihre Fragen und Anregungen sind jederzeit willkommen.IhrDr. K. Ahmadi-Simab Redaktion RHEUMAVISIONIMPRESSUMVerlag: Florian Schmitz Kommunikation GmbHHerausgeber: Florian Schmitz (V.i.S.d.P.)Redaktion: Dr. Keihan Ahmadi-Simab,Tanja Fuchs, Carola HoffmeisterGestaltung/Layout: Peter SchumacherRedaktionsanschrift:Florian Schmitz Kommunikation Tanja FuchsWichmannstrasse 4 / Haus 12, 22607 Hamburg Titelfoto: iStockphoto.com/ YuLi4ka3

klinikportraitIhre Gesundheit ist unser Ziel:Klinikum Stephansplatz Hamburg - Zentrum fürInterdisziplinäre Medizin und AutoimmunkrankheitenGesundheit und Wohlbefinden verbunden mit höchster medizinischer Kompetenz,modernster Medizintechnik und einer innovativen Organisationsform – daserwartet den Patienten im Klinikum Stephansplatz.Medizinische VielfaltDiagnostikDas Zentrum für Interdisziplinäre Medizin verfügt überein Ambulatorium, eine Tagesklinik und eine stationäreEinheit. Erfahrene und renommierte Ärzte aus über 15 verschiedenen Fachgebieten arbeiten hier interdisziplinär zusammen. Dieses breite fachärztliche Spektrum in Kombination mit umfangreichen diagnostischen Möglichkeiten,garantiert eine kompetente Betreuung und ermöglicht dieunmittelbare Einleitung einer individualisierten Therapie. Gelenk-, Sehnen- und Weichteilultraschall Ultraschallgesteuerte Gelenkpunktion Blut-/Urinuntersuchunginkl. Bestimmung genetischer Marker Kapillarmikroskopie Röntgen-Untersuchungen Computertomographie (CT) Magnetresonanztomographie (MRT) Organscreening bei Autoimmunkrankheiten Knochendichtemessung (DXA) Endoskopie (Magen-, Darm-, Lungenspigelung) Diagnostische Organpunktion beiAutoimmukrankheiten Gastroenterologische FunktionsdiagnostikDer Patient im MittelpunktDie medizinische Versorgung, das seelische Wohlergehenund die individuellen Bedürfnisse der Patienten stehen imZentrum unserer Bemühungen. Ärzte und Mitarbeiter, diesich Zeit nehmen, sind ebenso selbstverständlich, wie einegut organisierte Terminvergabe und kurze Wartezeiten.Rheumatologie, Klinische ImmunologieErfahrene Rheumatologen sind in der Lage, durch einespezifische Anamnese und genaue zielorientierte körperliche Untersuchungen, eine erste Diagnose zu erstellen,die dann durch weitere bildgebende Verfahren und Laboruntersuchungen bestätigt oder ausgeschlossen werdenkann. Dies ermöglicht eine rasche Orientierung und entsprechende Beratung.Therapeutische Leistungen Aufstellen und Anpassen eines Therapieplans Infiltrationstherapie Ultraschallgesteuerte Gelenkpunktion zurMedikamentenapplikation Infusionstherapie Spezifische Schmerztherapie Physiotherapie in Kooperation Biologika-Therapie Fotos: Klinikum Stephansplatz HamburgIm eindrucksvollenGebäude der altenOberpostdirektionfindet sich eineVielfalt von akademisch ausgerichteten Zentren fürGesundheit, LifeSciences, Medizinund naturwissenschaftliche Forschung.4

klinikportraitKLINIKUM STEPHANSPLATZ HAMBURGStephansplatz 3 I 20354 HamburgFax: 040 320 88 splatz.deTERMINVERGABE:040 320 88 31-0ieÄrzte, Fachgebiete und SpezialsprechstundenDr. med. K. Ahmadi-Simab Ärztlicher Direktor Facharzt fürInnere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie,GastroenterologieDr. med. Angela von Elling Oberärztin Fachärztin fürInnere Medizin, Rheumatologie und NephrologieDr. med. Margarete Kern Oberärztin Fachärztin fürInnere Medizin, Rheumatologie, Klinische ImmunologieDr. med. Joachim Ebel Facharzt fürInnere Medizin, RheumatologieProf. Dr. F. Ulrich Beil Facharzt fürInnere Medizin und EndokrinologieProf. Dr. Fritz Jänicke Facharzt für GynäkologieDr. med. Claudia Lerche Fachärztin für Gynäkologie undzertifizierte Präventionsmedizinerin dfgDr. med. Julia Tralles Fachärztin für Gynäkologie undGeburtshilfe, Naturheilverfahren und AllgemeinmedizinProf. Dr. med. Helgo Magnussen Facharzt fürInnere Medizin, Pneumologie , Allergologie,SchlafmedizinDr. med. Vinzenz Graf von KageneckFacharzt für Innere Medizin und KardiologieDr. med. Barbara Eifrig Fachärztin fürInnere Medizin – Zusatzbezeichnung HämostaseologieDr. med. Eckhard Stein Facharzt für Innere MedizinProf. Dr. med. Norbert SchmitzFacharzt für Innere Medizin und HämatologieDr. med. Jörn Klasen Facharzt für Innere Medizin, Anthroposophische Medizin, Naturheilverfahren, Dipl. HeilpädagogeDr. med. Stephanie Thiel Fachärztin für Allgemeinmedizin, hausärztliche Versorgung, AkupunkturMSc. oec. troph. Sylvana Prokop ÖkotrophologinDr. med. Sabine Timmermann Fachärztin für InnereMedizin, Pneumologie, Allergologie, SchlafmedizinDr. med. Gerald Müller Facharzt für Allgemeinmedizin,Naturheilverfahren, AkupunkturDr. med. Sebastian Kemper Facharzt für Urologie,Andrologie und medikamentöse TumortherapieDr. med. Ursula Strate Fachärztin fürChirurgie und Viszeralchirurgie, Schwerpunkt EndoskopieDr. med. Michael BegemannFacharzt für Innere Medizin und HämatologieProf. Dr. med. Volker Wening Facharzt fürOrthopädie, spezielle Unfallchirurgie, Sporttraumatologie und ChirurgieDr. med. Gerold Schwartz Facharzt für OrthopädieProf. Dr. med. Josef Aldenhoff Facharzt fürPsychiatrie und PsychotherapieWeitere Fachgebiete und Spezialsprechstunden: Interdisziplinäres Zentrum für AutoimmunkrankheitenInterdisziplinäre Sprechstunde für LungenhochdruckInterdisziplinäre Sprechstunde für OsteoporosePräventivmedizin, Vorsorge und Check-upRadiologieLabormedizinKooperation mit Dermatologen, Augen- und HNO-ÄrztenProf. Dr. med. Matthias R. Lemke Facharzt fürPsychiatrie und Psychotherapie, Suchtmedizin5

newsVeranstaltungenPatiententag „Aktiv gegenRheumaschmerz“Gemeinsame Patientenveranstaltungder Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik GmbH und der DeutschenRheuma-Liga anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für EndoprothetikWann:Samstag, den 2. Dezember 2017 von14:30 bis I6:30 UhrWo:Hotel Grand Elysée, Hamburg,Spiegelsaal (barrierefrei),Rothenbaumchaussee 10,20148 HamburgAnmeldung:Geschäftsstelle der .deProgramm:Was hat der Kongress gebracht?Prof. Dr. med. Wolfgang Rüther, Direktor, Orthopädie Bad Bramstedt/UKEBesonderheiten in der endoprothetischen Versorgung rheumatischerKrankheitenProf. Dr. med. Andreas Niemeier, stellv.Direktor, Orthopädie/UKE Foto: iStockphoto.com/robnrollProphylaxe gegen Infektionen moderne VerfahrenProf. Dr. med. Karl-Dieter Heller, AEGeneralsekretär, Chefarzt 0rthopädieHerzogin-Elisabeth-Hospital, BraunschweigEndoprothetik beim jungen MenschenProf. Dr. med. Henning Windhagen,AE-Präsident, Ärztlicher Direktor DIAKOVERE Annastift, Orthopädie Med.Hochschule Hannover6Studie:Antibabypille gegenRheumaWarum Frauen häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis erkranken als Männner,ist ungeklärt. Vermutlich jedochspielen die weiblichen Geschlechtshormone Östrogene und Gestageneeine Rolle. Da diese Hormone auchin manchen empfängnisverhütendenden Mitteln vorkommen, hatCecilia Orellana vom Karolinska Institut bei Stockholm untersucht, obdie Einnahme der Antibabypille vorRheumatoider Arthritis schützt. DieNeurowissenschaftlerin konnte sichdabei auf die Daten einer umfassenden Untersuchung stützen. Für diesogenannte „Swedish Epidemiological Investigation of RheumatoidArthritis“ waren zwischen 1996 und2014 Einwohner mehrerer schwedischer Regionen auf rheumatoideErkrankungen hin untersucht worden. Cecilia Orellana kam zu demErgebnis, dass Frauen, die über einenlängeren Zeitraum die Antibabypilleeinnehmen, seltener an Rheumatoider Arthritis erkranken als solcheohne Pilleneinnahme. Hatten dieStudienteilnehmerinnen mehr alssieben Jahre lang orale Kontrazeptiva verwendet, verringerte sich ihrErkrankungsrisiko um 20 Prozent.Einen sicheren Rückschluss zwischen Ursache und Wirkung erlaubtOrellanas Beobachtungsstudie allerdings nicht. Eine anti-rheumatischeWirkung der Pille muss erst weitererforscht werden.(Quelle: Annals of the Rheumatic Diseases /www.ard.bmj.com/content/76/11/1845)

newsBiologika:Kein erhöhtesKrebsrisiko„Alltagshelden gesucht!“ Aktuelle Daten:Jetzt für den Edgar-Stene- AbataceptPreis 2018 bewerbenBiologika haben in den ersten zehnJahren der Anwendung nicht zu einem Anstieg von Krebserkrankungenvon Patienten mit RheumatoiderArthritis geführt. Das ergab eineStudie schwedischer Wissenschaftler. Biologika werden seit 1999 zurBehandlung von Rheuma eingesetzt. Ihre Wirkstoffe hemmen denTumornekrosefaktor (TNF) alpha(Adalimumab, Etanercept, Certolizumab, Golimumab, Infliximab),sie blockieren die Rezeptoren CD20(Rituximab), CD80/CD86 via CTLA-4(Abatacept) oder die Bindungsstellefür Interleukin 6 (Tocilizumab). Aufdiese Weise wird das Voranschreitenentzündlicher Gelenkzerstörungengebremst. Die Blockade geht jedochmit Risiken einher. Das Infektionsrisiko ist erhöht, außerdem befürchtetenMediziner einen Anstieg von Krebserkrankungen. Diese Sorge scheintder schwedischen Studie zufolgeunbegründet.Auch in diesem Jahr schreibt die Europäische Rheuma-Liga (EULAR) denEdgar-Stene-Preis aus.Besonders profitierten seropositivePatienten mit früher, erosiver RA(mit Antikörpern gegenzyklischcitrullinierte Peptide (ACPA) oderdem Rheumafaktor (RF) sowie einer kurzen Krankheitsdauer undbestehenden Gelenkschädigungen).Dies ergab eine Post-hoc-Analyseder 2-Jahresdaten aus der AMPLEStudie, die das Therapieansprechenvon Patienten mit prognostisch ungünstigen Faktoren untersuchte. Einähnlicher Trend zeigte sich auch ineiner Datenerhebung, die auf einerAnalyse elektronisch erfasster Behandlungsdaten basiert.(Quelle: rheuma-online.deWeitere Informationen:www.eular.org/pare stene prize.cfmwww.rheuma-liga.de/stene-preis Foto: www.eular.org(Quelle: JAMA Internal Medicine / tinyurl.com/y98cvyuk)Alle Menschen möchten ihr Leben invollen Zügen genießen und selbstbestimmt leben. Mit einer muskuloskelettalen Erkrankung kann diesmanchmal schwierig werden. Wer istder persönliche Held in Ihrem Lebenist und warum ist das so? Ganz gleichob es sich um ein Familienmitglied,einen Freund oder den Arzt handelt,oder ob es Hund, Katze oder Pferdsind, die Trost und Unterstützunggeben. Mit einem Artikel zum Thema„Mein persönlicher Champion im Alltag“ kann man sich ab sofort bewerben. Die Deutsche Rheuma-Liga kürtden besten Beitrag und reicht ihn beider EULAR ein. Diese übersetzt die Artikel ins Englische und kürt die Preisträger. Die Preisverleihung erfolgt imRahmen des EULAR-Kongresses inAmsterdam. Die EULAR finanziert dieReise sowie die Hotelunterkunft für biszu vier Nächte. Einsendeschluss ist der31. 12. 2017.Auf dem 18. Jahreskongress der European League Against Rheumatism(EULAR) in Madrid wurden neueDaten zur Behandlung der Rheumatoiden Arthritis mit Abatacept (Orencia) vorgestellt:7

rheuma mit nierenbeteiligungNierenpyramidekleiner NierenkelchNierenrindegroßer NierenkelchNierenbeckenEntzündungder Glomeruli Foto: iStockphoto.com/RobinOlimbfibröseKapselBlindtext einer Synovitis ist die Gelenkinnenhautentzündet. Die Tenosynovitis bezeichnet dieEntzündung der Blindtext einer Synovitis ist dieGLOMERULONEPHRITISGelenkinnenhaut entzündet. Die Tenosynovitisbezeichnet die Entzündung der Sehn SehnHarnleiterNORMALE NIERE8

rheuma mit nierenbeteiligungWenn Rheuma an dieNieren gehtAn rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen können lebenswichtigeOrgane wie die Nieren beteiligt sein. Den Patienten helfen dann einefrühe Diagnostik und umsichtige Ärzte.Dr. Angela von Ellingwusste genau was zutun war, als die Patientin mit Fieber undLuftnot in die Notaufnahme eines Hamburger Krankenhauses kam und sich neben hohenEntzündungszeichen eine hochgradig eingeschränkte Nierenfunktionzeigte. Hinzu kamen ein Urinbefundsowie Lungeninfiltrate, die untypisch für eine bakterielle oder viraleLungenentzündung waren. Auchdie Vorgeschichte passte ins Bild.„Für die Diagnose musste ich dieletztlich beweisenden Laborbefundenicht wirklich abwarten“, sagt dieFachärztin für Innere Medizin, Rheumatologie und Nephrologie, die jetztam Klinikum Stephansplatz tätig ist.Denn Dr. von Elling betreut seit mehrVorgestelltDr. med. Angela von EllingKLINIKUM STEPHANSPLATZHAMBURG, Oberärztin,Fachärztin für Innere Medizin, Rheumatologie und Nephrologieals 20 Jahren Rheumapatienten mitNierenbeteiligung. Aufgrund ihrerErfahrung war der Expertin raschklar, was die Nierenbiopsie späterbestätigte: Die Patientin litt an einerrapid progressiven Glomerulonephritis im Rahmen einer systemischenGefäßerkrankung mit Lungen- undNierenbeteiligung, genauer einerGranulomatose mit Polyangiitis (vormals M.Wegener).Eine rapid progressive Glomerulonephritis ist ein absoluter Notfall, dainnerhalb weniger Tage ein Nierenversagen mit bleibenden Schädendroht. Auf der Intensivstation erhieltdie Patientin zunächst eine hochdosierte Behandlung mit Cortison. EineDialyse wurde eingeleitet, außerdem eine Plasmaaustauschbehandlung. Überdies wurde die Patientin9 Foto: Klinikum StephansplatzText von Carola Hoffmeister

rheuma mit nierenbeteiligungIn Deutschlandsind ungefähr75000 Menschenauf eine künstliche Blutwäscheangewiesen. Rund8000 von ihnenwarten auf eineNierentransplantation.info Foto: iStockphoto.com/WavebreakmediaSymptome einer eingeschränkten NierenleistungDie anfangs uncharakteristischenSymptome können im Verlaufimmer spezifischer werden. Folgende Symptome sind möglich:Müdigkeit, AbgeschlagenheitÖdeme, rückläufige Urinproduktion, Übelkeit und Appetitlosigkeit, Erbrechen, Überwässerung,schwere Elektrolytstörungen undHerzrhythmusstörungen, Blutdruckentgleisungen, Harnvergiftungmit Verwirrtheitszuständen bishin zum Koma . Betroffene solltenentsprechende Symptome ernstnehmen und schon bei erstenProblemen zum Arzt gehen. DiePrüfung der Nierenfunktionsparameter gehört zum Standard beider Abklärung jederlei ernsthaftergesundheitlicher Probleme.10mit Medikamenten versorgt, die dasImmunsystem unterdrücken. „Wirhaben schnell und aggressiv gehandelt. Dadurch konnten wir die Nierenfunktion erhalten. Heute lebt diePatientin mit leicht eingeschränkterNierenfunktion ohne Dialyse“, so Dr.von Elling und fährt fort: „Solche dramatischen Verläufe sind glücklicherweise selten. Doch sie zeigen denErnstfall, den wir durch umsichtigeund frühzeitige Diagnostik vermeiden möchten.“Funktion der NiereDie Nieren sind die rötlich-braunen,bohnenförmigen Organe, die sich imhinteren Bauchraum rechts und linksder Wirbelsäule, dicht unterhalb desZwerchfells befinden. Sie sind dafür zuständig, giftige, sogenannteharnpflichtige Substanzen aus demKörper auszuscheiden und andere,vornehmlich Eiweiße, zurückzuhalten. Neben der Filterfunktion haben die Nieren außerdem wichtigeAufgaben in der Regulierung desSäure-Basen-Haushaltes sowie desWasser- und Elektrolythaushaltes.Rheumatologen überprüfen die Nieren routinemäßig. Die Untersuchungbezieht sich sowohl auf eine mögliche Nierenbeteiligung der Grunderkrankung als auch auf Nierenschädigungen durch Komorbiditäten, alsoandere vorliegende Erkrankungen.Genauso untersuchen die Ärzte, obeine medikamentöse Therapie desPatienten die Nieren angreifen könnte oder bereits schädigt. Immer istgroße Umsicht und mitunter Eilegeboten. „Wer unter Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust und einem schweren Krankheitsgefühlleidet, muss zum Arzt. Dieser klärtmedizinisch ab, ob es sich um eineeinfache Entzündung oder um einKrankheitsgeschehen anderer Art,womöglich mit Nierenbeteiligunghandelt“, stellt Dr. von Elling heraus.Nierenbeteiligungbei ANCA-assoziiertenVaskulitiden undKollagenosen„Die ANCA-assoziierten Vaskulitidenwie beispielsweise die Granulomatose mit Poylangiitis, vormals M. Wegener, sind Gefäßentzündungen, diefast immer mit einer Nierenbeteiligung einhergehen“, so Dr. von Elling.Klassisch ist dabei die rapid progressive Glomerulonephritis. Bei dieserbeidseitigen Entzündung der Nierensind zuerst die Nierenkörperchen(Glomerula) betroffen. Wie der Namebereits sagt, kann die Glomerulonephritis rasant verlaufen. „Das sinddie Patienten, die freitags in die Notaufnahme kommen und montagsdialysepflichtig sind – sofern man sienicht richtig eingeschätzt hat“, so Dr.von Elling. „Bei diesem hochakutenKrankheitsbild ist schnelles Handelnwichtig, um die Funktion der Nierenzu erhalten und den Patienten dasSchicksal der künstlichen Blutwäsche zu ersparen.“

rheuma mit nierenerkrankungenKollagenosen sind eine Gruppe vonseltenen Autoimmunerkrankungen,bei denen das Immunsystem Teile des körpereigenen Bindegewebes (des Kollagens) als fremd wahrnimmt und dagegen Antikörperbildet. Da Bindegewebe in vielenOrganen vorkommt, sind bei denKollagenosen oft Organe wie die Nieren befallen - so beispielsweise beimSystemischen Lupus erythematodes,beim Sjögren-Syndrom, bei der Sklerodermie und der Sarkoidose (sieheInfokasten).räume der Nieren und die feinenNierenkanälchen betrifft. Besondersgefürchtet sind die Nebenwirkungenvon nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), die die Nieren auch nochüber einen anderen Mechanismus(Prostaglandinhemmung) schädigen können, sowie weniger häufigAntibiotika oder Protonenpumpenhemmer. Bestätigt sich der Verdacht,gilt es die Medikamente abzusetzen.Allgemein müssen Medikamente,die vorwiegend über die Nieren ausgeschieden werden, mit Vorsichtverabreicht werden. „Methotrexatbeispielsweise wird man nicht beifortgeschrittenen Nierenerkrankungen geben, das ist kontraindiziert, dadie Medikamentenspiegel ansteigenund mit ihnen die Nebenwirkungendes Medikaments“, sagt Dr. von Elling. „Auch bei älteren Menschen,deren Nieren altersbedingt empfindlicher sind, ist Vorsicht geboten.“Eine Schädigung gesunder Nierendurch dieses Medikament ist in denEin Netzwerk von Blutgefäßen versorgtNierenbecken, Harnleiter, Harnblaseröhre mitSauerstoff und Nährstoffen. Foto: iStockphoto.com/Inok(Motiv Blutgefäße), wikipedia (Motiv Nierenkörperchen)Nierenkörperchen bestehenaus einem kapillären Gefäßknäuel (Glomerulus) undeiner umgebenden Kapsel(Bowman-Kapsel). In denNierenkörperchen findetdie Ultrafiltration desBlutes zumPrimärharnstatt.Wechselwirkung mitMedikamentenNeben den Krankheiten, zu deneneine Nierenbeteiligung gehört, gibtes auch viele Medikamente, die inder Behandlung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen eingesetztwerden und potenziell giftig für dieNieren sind. So kann fast jedes Medikament eine allergische interstitielleNephritis auslösen, also eine Nierenentzündung, die die Zwischen-11

rheuma mit nierenbeteiligungüblichen niedrigen Dosierungen, allerdings eher nicht zu erwarten. Wirdeine Gicht mit Allopurinol behandelt, kann es sehr selten zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionenmit Nierenfunktionseinschränkungkommen. „Ich kenne nur einen Patienten, der dieses schwere Krankheitsbild in der Vergangenheit erlebthat. Zum Glück ist es extrem selten.Das Absetzen des Medikaments unddie Gabe von Cortison helfen.“Wie wird ein Nierenproblemfestgestellt?Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen werden regelmäßig untersucht, um die Therapieder jeweiligen Situation anzupassen.„Bei sehr kranken Patienten kannder Check einmal wöchentlich oderöfter erfolgen, bei Patienten in Remission, also mit gut kontrollierterErkrankung, machen wir mindestenszweimal im Jahr eine komplette Organdiagnostik. Dazu gehört auch derBlick auf die Nieren.“Die Nierenleistung wird am einfachsten über das Kreatinin im Blutgemessen. Ist es deutlich erhöht,liegt meist eine Nierenerkrankungvor. Die Höhe ist aber abhängig vonder Muskelmasse und von einigenanderen Faktoren. Im Bereich einerwenig ausgeprägten Nierenfunktionsstörung ist ein anderer Parameter sehr viel genauer: das CystatinC, welches auch im Blut bestimmtwerden kann. Man kann über diesenParameter die Filterleistung der Niere, die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate, recht genau berechnen.Auch der Harnstoff im Blut, die Untersuchung des Säure-Basen-Haushaltes sowie die Höhe bestimmterElektrolyte, vor allem Kalium im Blut,können Hinweise auf eine gestörteNierenfunktion geben. Die Ursachebleibt damit ungeklärt.Zu den wichtigsten Untersuchungender Nieren gehört die Urinuntersuchung. Es wird zum einen geprüft,ob sich Eiweiß im Urin findet - das12wissenSystemischer Lupus erythematodesDie Nierenbeteiligung beim Systemischen Lupus erythematodes(SLE) ist oft eine schwerwiegende, prognostisch ungünstige Organbeteiligung, bei der es zu unterschiedlichen Verlaufsformenkommen kann. Entsprechend werden verschiedene Ausprägungender Lupusnephritis in sechs Formen klassifiziert, die wegen derunterschiedlichen Prognose jeweils eine andere medikamentöseTherapie nach sich ziehen.Sjögren-SyndromEtwa ein Drittel der Patienten mit Sjögren-Syndrom entwickelteine Beteiligung der Niere. Dabei sind meist nicht die Nierenkörperchen entzündet, sondern das Zwischengewebe und die Nierenkanälchen (interstitielle Nephritits).Systemische Sklerose ( Sklerodermie)Die Systemische Sklerose ist vor allem durch eine langsam zunehmende Verhärtung des Bindegewebes gekennzeichnet. Diesekann in unterschiedlichem Maße sowohl die Haut als auch innereOrgane wie Magen-Darm-Trakt, Lunge, Herz und auch die Nierenbetreffen. Klinisch liegt meist eine nur leichte Nierenfunktionsstörung vor. Die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks und der Nierenfunktion gehört bei jedem Patienten mit Systemischer Sklerosezur unverzichtbaren Routine, nicht zuletzt, da es zu einer sogenannten renalen Krise kommen kann. Sie geht mit Bluthochdruckund einer gestörten Durchblutung in den Nieren einher. „Frühersind Menschen an einer renalen Krise gestorben, heute wird frühzeitig niedrig dosiert und im Notfall konsequent und hochdosiertmit ACE-Hemmern behandelt“, so Dr. von Elling.SarkoidoseDie Sarkoidose ist eine Multisystemerkrankung unbekannter Ursache, die mit mikroskopisch kleinen Knötchen (Granulomen) einhergeht und alle Organsysteme betreffen kann. Bei der Sarkoidoseist die exakte Inzidenz der Nierenbeteiligung unklar und wird bis50 Prozent angegeben. In der täglichen Praxis ist sie jedoch eherselten als behandlungsbedürftiges Problem anzutreffen. Eine interstitielle Nephritis mit Granulombildung ist eine typische renaleManifestation der Sarkoidose und kann auch einmal Erstmanifestation der Erkrankung sein.

rheuma mit nierenerkrankungenist möglich mit Hilfe von einfachenStickteststreifen. „Da es die Aufgabe der Nieren ist, die Proteine imKörper zurückzuhalten, sind größere Eiweiß-Mengen im Harn nichtnormal, sie können ein Zeichen füreine Nierenentzündung oder für eineandere Schädigung des glomerulären Filters sein, beispielsweise beiDiabetes mellitus oder hochdruckgeschädigten Nieren.“Eiweiß, Blut und auch Glucose im Urin lassen sich mitUrin-Kontrollteststreifen schnell und einfachnachweisen.Die Höhe des Kreatinins im Blutist abhängig von der Muskelmasse und von einigen anderenFaktoren.die entzündete Membran des kapillaren Gefäßknäuels in den Nierenkörperchen auf die Harnseite über.„In diesem Fall sehen wir unter demMikroskop deformierte rote Blutkörperchen oder sogenannte Erythrozytenzylinder.“jeweils unterschiedlich behandeltwerden“, so Dr. von Elling. Hier kannman nur mittels feingeweblicher Untersuchung der Nierengewebsprobe die Therapie festlegen und eineÜber- oder Untertherapie vermeiden.Eine genaue Differenzierung einervermuteten Nierenerkrankung isthäufig nur über die Nierenbiopsiemöglich. Sie ist nach wie vor Goldstandard für die Diagnose der Glomerulonephritis, aber auch andererFormen der Nierenentzündung oder-erkrankung. Hierbei wird der Niere zu diagnostischen Zwecken einekleine Gewebeprobe entnommen.„Wir stechen mit einer kleinen Nadelin die Niere und gewinnen einenkleinen Gewebszylinder. Die Nadelnsind heutzutage sehr klein, und dieSchussgeräte, die die Nadel in dieNiere befördern, sind so akkurat,dass Nierenbiopsien in aller Regelunproblematisch und schmerzarmverlaufen“, so Dr. von Elling. „Aberbei einem invasiven Eingriff kannman Komplikationen wie eine Blutung nie ganz ausschließen.“ EineBiopsie führen die Ärzte deshalb nurdurch, wenn es erforderlich ist unddas Ergebnis therapeutische Konsequenzen hat. Dies ist etwa beimLupus erythematodes der Fall. „Esgibt sechs Arten der Nierenbeteiligung beim Lupus erythematodes, dieTherapieFür die Therapie unterschiedlicherFormen der Nierenbeteiligung entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen gibt es Therapieempfehlungen auf der Basis von Studienergebnissen und klinischen Erfahrungen. Das Vorgehen ist weitgehendstandardisiert und entwickelt sichmit fortschreitender Kenntnis vonKrankheitsprozessen und auf derBasis neu entwickelter Medikamenteständig weiter. „Wir haben mittlerweile eine ganze Reihe hoch wirksamer Medikamente zur Verfügung,mit denen wir solche Nierenerkrankungen gut behandeln oder ganzverhindern können. Ihre Prognosehat sich deutlich verbessert“, sagt Dr.von Elling. So wie bei der Notfallpatientin mit Glomerulonephritis, derDr. Angela von Elling rasch helfenkonnte. Die Patientin kommt nurnoch zweimal pro Jahr zur Untersuchung und Behandlung ins KlinikumStephansplatz - und steht ansonstenim Beruf voll ihre Frau.13 Foto: iStockphoto.com/marialozovska, ELANEE Urin-Kontrolltest (Motiv Teststreifen)Bei Blut im Urin sind die Medizinerinnen und Mediziner besondersalarmiert. Zwar können die Ursachen hierfür auch harmlos sein. Beirheumatisch-entzündlichen Erkrankungen besteht jedoch der Verdachtauf eine Glomerulonephritis. Dabeitritt Blut in kleinen Mengen durch

rheuma mit nierenbeteiligungErfahrungsbericht von Patricia Lorenzen» Ich dachte Rheuma betrifft nur ältere Menschen «Auch Kinder- und Jugendliche leiden unter rheumatisch-entzündlichenErkrankungen. Sind die Nieren betroffen, ist die Herausforderung für dieganze Familie besonders groß.Thomas Lorenzen war fastzwölf Jahre alt, als er plötzlich unter starken Schmerzenlitt und sein Bauch melonenförmig anschwoll. „Wir sind sofortins nächste Krankenhaus gefahren“,erinnert sich seine Mutter. „Dort wurde Thomas auf die Intensivstationgebracht.“ Ultraschalluntersuchungen und Blutanalysen bestätigen denVerdacht der Ärzte: Im Bauchraumdes Jungen sowie in Herz und Lungehatte sich Wasser eingelagert. Schuldwar ein Nierenversagen infolge einerrheumatischen Erkrankung.Als Patricia Lorenzen erfuhr, dass ihrSohn von Rheuma mit Nierenversagen betroffen ist, verstand sie dieWelt nicht mehr. „Denn genau wievermutlich viele andere ging ich davon aus, dass Rheuma eine Erkrankung älterer Menschen sei“, sagt sie.Doch tatsächlich leiden bundesweit40.000 Kinder und Jugendliche anentzündlich-rheumatischen Erkrankungen, vor allem an Gelenkentzündungen. Da die Nieren noch imWachstum sind, ist eine Beteiligungder Nieren besonders heikel.Aus CDLE wird SLEAls Thomas Lorenzen fünf Jahre altwar, stellte seine Mutter an ihm ge-14rötete Hautflecken rechts und linksder Nasenwurzel fest. Patricia Lorenzen hielt die Irritationen für eine allergische Reaktion, schließlich war sieselbst Neurodermitikerin, Thomas’Vater Asthmatiker. Doch auch eineBehandlung mit Kortison konnte dieRötungen nicht stoppen. Der behandelnde Arzt überwies die Familie indie Dermatologie einer MünchnerKlinik. Dort diagnostizierte das medizinische Fachpersonal einen Hautlupus, einen chronisch diskoidenLupus erythematodes (CDLE). Dieserwurde mit dem immunsuppressiven Wirkstoff Tacrolimus behandeltund später, als sich das Hautbildverschlimmerte, mit Chloroquin.Schließlich wurde Thomas Lorenzenmit Wassereinlagerungen auf die Intensivstation eingewiesen. Dort ergab sich das diagnostische Bild einesSystemischen Lupus rheumanet.netwww.kinderrheuma.comIn diesen war der Hautlupus übergegangen.Der Systemische Lupus erythematodes zählt zu den Kollagenosen unddamit zum entzündlich-rheumatischen Formenkreis. In Deutschlanderkranken Schätzungen zufolge ungefähr 60 Kinder und Jugendlichejährlich daran. Sind beim Systemischen

rund um die Rheumatologie 4 6 8 14 16 e 19 Liebe Leserin, lieber Leser, an zahlreichen rheumatisch-entzündlichen Erkran-kungen sind Organe wie Haut, Herz, Lunge oder . Orthopädie Bad Bramstedt/UKE Besonderheiten in der endoprothe-tischen Versorgung rheumatis