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Nr. 85 I Mai 2017ISSN 1430-0427Frühe Förderungin UnterstützterKommunikationTEACCH-Ansatzbei Menschen mitherausforderndemKognitive StörungenVerhaltenbei Menschen mit DS„Wir sind Geschwister!“Index für InklusionTheologieaus der Sicht einerund Behinderungehemaligen Schülerin

gEDITORIALLiebe Leserin, lieber Leser,die Nummer 85 der Leben mit Down-Syndrom liegt vor mir als ausgedruckteSeitensammlung und wartet auf das Eintragen von Korrekturen. Und michüberkommt plötzlich das Gefühl: Es ist nicht nur bedrucktes Papier – es istein wirkliches, ein pures Leben!Der Inhalt versucht – so gut wie möglich –, verschiedene Facetten dieses Lebens abzubilden. Das Leben selbst und der Alltag geben jedoch etwas vor, wasüber das Geplante hinausgeht. In diesem Frühjahr zieht sich für mich wie einroter Faden „Mut“ hindurch.So wollte eine Familie aus München anderen Eltern Mut machen und zeigteihre Geschichte in einem Fernsehbeitrag. Es ging um die Entscheidung, ihreTochter zu bekommen, nachdem bei ihr das Down-Syndrom diagnostiziertwurde. Und siehe da – sie ernteten in den sozialen Medien viel Zuspruch, Bewunderung und aufmunternde, herzliche Kommentare. Sie wurden aber auchvon negativen Statements nicht verschont. Diesen Preis zahlen viele, nicht unbedingt nur dann, wenn sie in den Medien sichtbar werden.Viele Artikel dieser Ausgabe sind Zeugnisse des täglichen Mutes – ob es sichum die frühe Kommunikationsförderung handelt oder um die Beschreibungder schulischen Anfänge oder um die Arbeitswelt. Sie prahlen nicht damit,wie toll die Einzelnen sind und wie fantastisch ihr Leben gelingt. Ich denke,hinter jedem Beitrag steht die Intention, auch diejenigen aufzurichten, denenes nicht besonders prall geht. Niemand muss sich mit den anderen vergleichen und messen. Aber es sind eben die positiven Beispiele, die mehr bewirken – für jede einzelne Familie und für unser Bild nach außen.Wenn wir im DS-InfoCenter manchmal entmutigt auf die Gesundheitsvorsorge, Arbeits- oder Wohnsituation für Erwachsene schauen, helfen mir persönlich die Begegnungen mit ihnen. Als bei einem Seminar der DS-Akademieein Teilnehmer sagte: „Ich liebe mein Leben!“, wusste ich: Diesen Satz werdeich in Zukunft oft und in unterschiedlichem Kontext zitieren.Leben mit Down-Syndrom hatte von Anfang an das Ziel, Perspektiven aufzuzeigen und Lebens-Mut hervorzuheben. Sie, die Leserinnen und Leser, möglicherweise besonders Eltern von Erwachsenen, würden sicherlich Bände übermanch Unerfreuliches schreiben können und auch das ist in dieser Zeitschriftimmer willkommen.Und doch will ich darauf setzen und allen wünschen, dass uns die gutenGeschichten wegweisend und mutmachend sind.Genießen Sie einen schönen Sommer und sammeln Sie viele positive Begegnungen mit Menschen und der Welt!IhreElzbieta Szczebak und Team-KolleginnenLe b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5IMai 20173

gI N H A LTNeues aus dem DS-InfoCenter6Bei uns geht die Post ab!Aktionen zum Welt-Down-Syndrom-Tag 201711KiTa-Broschüre – aktualisiert und erweitertSie kam, sah die Arbeit und machte sie12Meine Stimme zählt!Neuigkeiten in Zahlen13Nachruf für Maria RodenackerMedizin14KLINIKUMn Linie 6 bis Endstation Klisen 56 (Haltestelle Klinikumlinikum Großhadern).DER UNIVERSITÄT MÜNCHENau/Großhadern. Hier folgenegen rechts in die Marchionider Autobahnabfahrt ausgeahlungspflichtige ParkplätzeErwachsene / VerhaltenCAMPUS GROSSHADERNNEUROLOGISCHE KLINIK UNDPOLIKLINIK17SPRECHSTUNDE FÜR KOGNITIVEBEEINTRÄCHTIGUNG BEI MENSCHENMIT EINEM DOWN-SYNDROMn Haupteingang betreten,ten Stock (Besucherstraße)lgen dem Flur bis Sie auf dieklinik treffen. Bitte meldenStützpunkt an, diese werdenNO19mazie-Marchioninistraße AmbulantesOperationszentrumOPZWerkstatt setzt TEACCH-Ansatz bei Menschenmit herausforderndem Verhalten erfolgreich einGeschichteWSKognitive Störungen bei Menschen mit einem Down-SyndromDas dunkle KapitelCSD GeschwisterNotaufnahmeNotaufnahmeGroßhadernKUM SR 16 126sfachule fürankenpflege21„Wir sind Geschwister! Ende, aus, Amen!“22Was Leo täglich leistetVon wegen HandicapAmbulanz am KlinikumGroßhadern erforschtkognitive Störungen beiErwachsenen mit DSDas Beste, was mir passieren konnteÜber das Buch „Außergewöhnlich: via von Rosen, 10 JahreFoto: Familie von Rosen4Le b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5Frühe Förderung inUnterstützter Kommunikation (UK)Rahels erfolgreicher WegI34Gelebte Inklusion an der Deutschen Schule Athen42Mit dem Index für Inklusion auf die eigene Schule schauenMai 2017Ein tolles Echo bei derWDST-Aktion „Auszeichnung für Kindergärten und Schulen“!

gI N H A LT schauen wir mal, was dieAusgabe Nr. 85 bietet .Geschwister in der BuchReihe „Außergewöhnlich"– herrlich, ehrlich undherzenswarm48Index für Inklusion – Was ist das? Was will er?50YES, WE CAN INKLUSION – Eine kleine Schule zeigt, wie’sfunktioniertTheologie54Theologie und BehinderungZu Nancy L. Eieslands Symbol vom „behinderten GottErfahrungsbericht59Meine besondere Erstkommunion60Du bist geborgen in Gottes Hand61Seepferdchen mit 47 Chromosomen62Kur mit Hürden und doch gerne wieder65Was, wenn in der Schwangerschaft die DiagnoseDown-Syndrom gestellt wird?66Wanderausstellung „Einzigartig – Kinder undJugendliche mit DS aus der Region Bamberg“68Besuch der Ausstellung TOUCHDOWN69TOUCHDOWN 21 zum WDST 201770Barrierefrei ins Himmelreich72Den Tanz zu den Menschen bringenPersonen mitDown-Syndrom sind daraufangewiesen, „unnötigkomplexe Bewegungenzu hischeFamilie berichtetüber die Inklusionin Athen73Zu Besuch in der Realschule Nördlingen75Steter Tropfen der lokalen Veranstaltungen81Vorschau/ImpressumLe b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5IMai 20175

Xd e u t s c h e sdown-syndrominfocenterNeues aus dem DS-InfoCenter .Bei uns geht die Post ab!T E X T: E L Z B I E TA S ZC Z E B A Kreichten uns die ersten Einsendungen. Gottsei Dank hatten wir schon einiges dafürEs war in den ersten Monaten des neuen Jahres so viel los in unserem DSvorbereitet! Zwei Kolleginnen, Beata BalaInfoCenter, dass es kaum möglich ist, von allem zu berichten. So finden Siewender und Claudia Arnold, integriertenauf den folgenden Seiten ein farbenfrohes Bukett aus digitalen Nachrichten,die organisatorische Abwicklung der AktiKurzberichten, aktuellen Informationen, die weitergegeben werden sollten,on in ihren sonstigen Arbeitsalltag: von derund Impressionen vom WDST 2017. Die Letzteren nehmen viel Platz ein undBearbeitung und Beantwortung der eingedoch bleibt es nur eine begrenzte Auswahl von dem, woran wir Sie gernegangenen E-Mails über Erfassung und Verteilhaben lassen möchten.waltung der Daten bis hin zum EintütenDie Aktion „Auszeichnung für Kindergärten und Schulen“ hat unsere Erder Urkunden und zum Postversand. Undwartungen weit übertroffen. Wir waren überwältigt von der Resonanz ausda gab es viel zu tun! Unser Postfach erlebganz Deutschland, auch aus Österreich und der Schweiz. Durch diese Aktionte einen regelrechten „Auszeichnungs-Anwird uns allen deutlich: Glücklicherweise geht es vielen Kindern und Teeniessturm“ – was ja eine wunderbare Sache ist,gut in ihren Kindergärten und Schulen! Die Kinder sind selbstverständlichweil es zeigt, dass „da draußen“ auch vieleswillkommen und erfahren eine ganzheitliche Förderung. In vielen E-Mails hasehr gut läuft! Es hat uns wirklich sehr geben Sie von einer „großartigen Arbeit”, von einem „Mittendrin statt nur dabei“,freut, manche E-Mails zu lesen: zu erfahvon Herzlichkeit und Kompetenzen der Teams vor Ort berichtet. So müssenren, wie toll sich manche Einrichtungen mitSie sich nun vorstellen, wie es uns im InfoCenter beim Postlesen ging – es hatihren Teams für die Kinder einsetzen. Amuns riesig gefreut und uns Kraft und neuen Schwung im gut gefüllten Alltagliebsten würden wir hier ganz viel aus diegegeben! Natürlich ist es uns bewusst, dass der Bereich Schule und die Teilsen Zusendungen zitieren, aber das würdehabe darüber hinaus sicherlich viel zu wünschen übrig lassen. Aber auch hiereindeutig den Rahmen sprengen wollen wir hoffen – es gibt immer noch „Luft nach oben“ und – davon gehenEs fühlte sich zeitweise an, wie amwir aus – gute Aussichten.Fließbandzu arbeiten. Am 10. Februar warDie Antworten auf den Aufruf „Wir für Gesundheit“ sind deutlich unter undasKontingentan Kindergarten-Broschüseren Wünschen für die Erwachsenen geblieben. Das zeigt uns – hier gilt eswirklich noch vieles in Bewegung zu setzen.ren aufgebraucht und am 24. Februar waAlles in allem war die letzte Zeit mehr als gefüllt. Denn nicht nur die Aktiren auch die 50 Schulbroschüren vergeben.onen werden umgesetzt, sondern die tägliche Beratung, die Versorgung mitUnd bis 10. März erreichten uns, sage undInformationsmaterialien im Versand und das Erstellen von dieser Zeitschriftschreibe, 221 Einsendungen und wir stellwerden bewältigt. Aber wenn alles läuft und steht und wenn uns so oft Ihrten insgesamt 252 Urkunden aus (175 fürZuspruch erreicht, sind wir froh, dass bei uns immer die Post abgeht!Kindertagesstätten und 77 für Schulen).Wir finden: Das ist einfach AUSGEZEICHNET! Auch nach dem Stichtag erhieltenwir etliche weitere Auszeichnungswünsche, die wir leider schweren Herzens abWie ist die Aktion verlaufen?lehnen mussten.Einfach AUSGEZEICHNET!Aber es ging noch weiter: Schon kurz vorZum diesjährigen Welt-Down-SyndromBis zum 10. März wollten wir Namen ent- dem WDST erreichten uns erfreulicherweiTag hatten wir uns wieder einige Aktio- gegennehmen, damit die Post mit der Ur- se die ersten Fotos und Presseartikel vonnen ausgedacht. Eine Idee war, Kindergär- kunde auch noch rechtder Überreichung derten und Schulen auszeichnen zu lassen, die zeitig ankommen würde.Urkunden. Ein Ziel dieKinder und Jugendliche mit Down-Syn- Und da wir mit den unsser Aktion scheint zumInsgesamt 252 Urkunden,drom vorbildhaft fördern und begleiten. anvertrauten MitgliedsRedaktionsschluss da175 für Kindertagesstättenund 77 für SchulenWir hatten Eltern aufgefordert, uns den beiträgen und Spendenmit erreicht: die ÖfNamen ihrer „ausgezeichneten“ Einrich- geldern gut haushalten,fentlichkeit aufmerktung zu schreiben. Wir würden ihnen dann war das Kontingent dersam zu machen – damiteine Urkunde senden zusammen mit einer Broschüren auf jeweils 50 festgelegt.die Stimme von Menschen mit Down-SynKindergarten- oder Schulbroschüre, die sieUnd wie ist die Aktion verlaufen? Kaum drom und allen, die mit ihnen leben, lernenam WDST feierlich und mit gebührendem war die „Leben mit Down-Syndrom“ Nr. 84 und arbeiten, noch mehr gehört wird!Dank überreichen könnten.am 1. Februar auf den Postweg gebracht, erClaudia Arnold6Le b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5IMai 2017

FOTO: KARENA PALLGENJana besucht seit dem Schuljahr 2015/16zusammen mit ihren SchwesternAnna und Lea die katholischen Grundschule„An der Kopfbuche“ in Pulheim (NRW)Die Aktion des DS-InfoCenterszum WDST 2017 kam genaurichtig!Seit längerer Zeit überlegen wir, wie wirdem Kindergartenteam, in dem unsereTochter Jana (10 Jahre) vier Jahre verbringen durfte, eine Freude bereiten können.Daher kam die Aktion des DS-InfoCenterszum WDST 2017 genau richtig.Jana wurde im September 2006 geboren. Nachdem wir alles Klassische im Babyalter wie PEKIP, Babyschwimmen undSpielgruppe besucht hatten, kam die Überlegung, wie wir Jana weiter in ihrer Entwicklung unterstützen können. Da habenwir in einer Zeitung gelesen, dass es fürKinder ab anderthalb Jahren eine inklusiveSpielgruppe ohne Eltern gibt. Prompt haben wir Jana dort angemeldet und tatsächlich einen Platz bekommen. Die Spielgruppe war im gleichen Haus wie Janas spätererKindergarten untergebracht (beide in privater Trägerschaft).Die Spielgruppe war toll und tat Janasehr gut auch in Bezug auf die Anbahnungfür den späteren Kindergartenbesuch. Große Freude herrschte bei uns, als wir in demKindergarten einen Platz bekommen haben. Gleiches Haus und viele Kinder ausder Spielgruppe, die auch in diesen Kindergarten gewechselt waren. Denn in dem Jahr(2009) gab es im ganzen Stadtgebiet nurdrei integrative Plätze!Jana hatte sich schnell eingewöhnt,konnte mittags dort schlafen und wir warenein bisschen entlastet, da sich im Mai 2009durch Zwillinge unsere Familie vergrößerthat. Therapien wurden über den Kindergarten abgedeckt wie Motopädie, Logopädieund Ergotherapie. Nach einem halben Jahrim Kindergarten hat Jana eine Einzelfallhilfe zur Unterstützung des täglichen Ablaufs bekommen. Eine sehr tolle, engagierteFrau, die vieles angebahnt hat und wir unsso gegenseitig unterstützen konnten.Alles klappte wunderbar, „Hand in Hand“eben, so auch der Name des Kindergartens.Freundschaften haben sich entwickelt undJana wurde genauso nach dem Kindergartenvon Freund*innen mitgenommen wie wires auch getan haben. Das Sprechen war garnicht wichtig, da es unter Kindern einfachso funktioniert. Als Eltern macht man sichsehr viele Gedanken, manchmal auch zu viele. Und so waren wir entspannt, die Kinderhatten Spaß und von den Eltern kamen vielepositive Feedbacks. Man könnte auch sagen,Jana war mittendrin statt nur dabei!Die Einzelfallhilfe sowie die Erzieherinnen und Therapeuten haben mit viel Förderung, Forderung und unter unserem gelebten Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“ Janaeine schöne Kindergartenzeit und einen guten Start in die Schule ermöglicht.Im Sommer 2013 wurde Jana eingeschultund besuchte zwei Jahre eine private reformpädagogische Schule. Danach wechselte sie in die ortsnahe Grundschule.Für Jana war es an ihrem ersten Schultag an der neuen Schule, wie „nach Hause“zu kommen. Viele Kinder, die sie aus demKindergarten kannte, waren dort und ausunserem Dorf auch viele Kinder, die Janaaus den sozialen Kontakten vor Ort kannten. Sie ist ein glückliches, zufriedenes Kindan dieser Schule, die seit vielen Jahren gemeinsamen Unterricht anbietet und lebt.So konnte sie auch ihre Freundschaften ausdem Kindergarten weiter ausbauen undneue Freundschaften schließen.Zum Schluss möchte ich noch zwei heitere Situationen erzählen.Von der Sonderpädagogin aus JanasKlasse habe ich erfahren, nachdem Jana alsneues Kind vorgestellt wurde und die Kinder aus der Klasse gefragt wurden, ob ihnenan Jana etwas auffällt, sagte ein Kind: „Janaträgt eine blaue Brille.“Als die Lehrerin erklärte, dass bei Menschen mit Down-Syndrom das 21. Chromosom drei Mal vorhanden ist, sagte ein Mitschüler: Es könnte doch auch so sein, dassdie anderen nur eins zu wenig haben.Wie man sieht, auch dort ist es ganz normal, verschieden zu sein!Iris MeiseIch habe eben von der Aktion für Kindergärten erfahren, die sichganz toll um Kinder mit Down-Syndrom bemühen. Meine Helena ist auch insolch einem Kindergarten. Sie wurde so toll aufgenommen und auch jetztsteht man uns immer zur Seite, stellt uns Räume zur Verfügung undschult Personal. Die Urkunde von Ihnen finde ich eine tolle Möglichkeit,um einmal Dankeschön zu sagen.Mareike WelzHelena besuchtden Kindergarten Pfiffikusin Pfarrweisach(Nordbayern)Le b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5IMai 20177

Xd e u t s c h e sdown-syndrominfocenterNeues aus dem DS-InfoCenter .Liebes Team vom DS-InfoCenter,wir lesen regelmäßig die Zeitung Leben mitDown-Syndrom und sind Bewunderer IhrerArbeit. Die Idee zur Auszeichnung der Kindergärten zum diesjährigen Welt-DS-Tagfinden wir prima und da darf unser Kindergarten nicht fehlen: antonius KITA, St.-Vinzenz-Straße 54, 36041 Fulda.Unser Sohn Titus ist drei Jahre alt (hat dasDS) und besucht seit über einem Jahr mitgroßer Begeisterung die KITA. Die Betreuung ist sehr warmherzig (es darf gekuscheltwerden), den Erzieherinnen (besonders derGruppenleiterin Janine Schmitt) ist keinSchritt zu viel (da wird auch mal Kontakt mitden Therapeuten aufgenommen) und Titusist super integriert (integrative Gruppe, 16Kinder, drei mit Förderbedarf, von zwei bissieben Jahren).Als Titus mit zwei Jahren in die KITA kam,konnte er nur robben und sitzen. An krabbeln oder laufen war nicht zu denken. Aufunsere Bedenken hin, ob das gut sei, in einer altersmäßig so heterogenen Gruppe miteinem so bewegungseingeschränkten Kind,bekamen wir die Antwort: „Ach, das mit demLaufen lernt er hier ruckzuck und bis dahindarf er auch auf seine Art die KITA erkunden.” Lange hat es doch noch gedauert, biser laufen konnte – etwas über ein Jahr, aberer wurde nicht bevormundet und rumgetragen, sondern „durfte” auch mal aus der Gruppe ausbüxen und der Nachbargruppe einenBesuch abstatten. Geübt wurde und wird im-Liebes DS-InfoCenter-Team,in der aktuellen Leben mit Down-SyndromZeitung berichten Sie von der Auszeichnungfür Kindergärten und Schulen. Gerne möchte ich die Schule unseres Sohnes Julian dafürvorschlagen. Unser Sohn Julian wird im April sieben Jahre alt, besucht seit Ende August2016 folgende Regelschule: Gemeinschaftsgrundschule Moltkeschule, Tackenstraße 53,46539 Dinslaken.Wir haben uns zum Thema Schule sehrschwer getan, ob Regelschule oder Förderschule. Von Anfang an stand für uns jedochfest, wenn die Wahl auf eine Regelschule fällt,dann nur die Moltkeschule und keine andere. Ich habe mich also schon früh informiert,aber keine andere Schule gefiel mir so gut.8Le b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5Imer noch fleißig: laufen und klettern, kommunizieren (mit und ohne Gebärden), dasEssen (vor allem das Selber-Essen und Dinge-Probieren – klappt nicht immer!) und dieFeinmotorik beim Basteln, Kneten, Spielen.Wir stimmen uns regelmäßig ab, welchesZiel wir uns für die nächsten Wochen stecken. Es ist schön, dass die Einschätzung derErzieherinnen häufig mit der unseren deckungsgleich ist. Ein Highlight ist die Experimentierfreudigkeit: Seit Kurzem hat Titusein Tablet mit in der KITA, wo in einer Art Tagebuch-App Fotos, Filme und kurze Texte inder KITA und zu Hause aufgenommen werden können, um Titus (der nicht spricht) dieMöglichkeit zu geben, sich mitzuteilen bzw.die Erlebnisse des Tages oder Wochenendesfür sich zu wiederholen und damit besser zuverarbeiten.Überflüssig zu erwähnen, dass auch unser großer Sohn (sieben Jahre, 1. Klasse) dieKITA liebt und in den Ferien immer mal einenTag dort verbringt. Die kleine Pia muss nochein Jahr warten, dann ist sie alt genug, dasssie auch die antonius KITA besuchen kann.Momentan ist die KITA in einer Behelfsunterkunft, da das alte Gebäude abgerissenwurde und sich das neue noch im Bau befindet. Toll, was alle gerade in diesen chaotischen Zeiten leisten. Da hat sicher FrauRehm, die Leiterin, einen großen Anteil. AbSommer heißt es dann: ambinius – gelebte Inklusion für Jung und Alt. Wir freuen unsschon auf das neue Gebäude und viele schöne KITA-Tage, dann auch mit Senioren.Wie Sie sehen können, hat unsere KITAdie Auszeichnung wirklich verdient. Daherfreuen wir uns, wenn wir unserer KITA mitder Auszeichnung eine kleine Anerkennungüberreichen können.Viele Grüße nach Laufund vielen Dank für Ihre tolle Arbeit”Sabine PetermannDie E-Mail von Familie Petermann ist eine der unzähligen Nachrichten, die uns imRahmen der Aktion erreicht haben. Fast immer war auch ein Dank für die Arbeitunseres Teams dabei – warmherzig, anerkennend, wohlwollend.An dieser Stelle geben wir an alle ein von Herzen kommendes DANKE zurück!Die Korrespondenz mit Ihnen und euch – selbst wenn wir nicht jedes Mal sofortreagieren können – lässt uns täglich spüren, dass wir etwas geben können, wasgebraucht wird. Es ist ein gutes, ein wohltuendes Gefühl.Wir können nur eine Auswahl an Berichten hier und in der Rubrik Öffentlichkeitsarbeit veröffentlichen. Weitere folgen im Herbst.Wir haben diese Entscheidung nicht bereut; denn unser Julian wurde mehr als liebevoll dort aufgenommen und integriert undmit einer tollen Integrationskraft haben wirsomit quasi zwei Sechser im Lotto „geschossen“; tolle Schule, tolles Personal und wir fühlen uns einfach alle gut aufgehoben. Julianhat schon ganz viel gelernt in der kurzen Zeitund vor allem geht er gerne in die Schule.Die Moltkeschule ist der beste Beweis,dass Inklusion funktioniert, wenn alle dahinter stehen. Die Auszeichnung für die Moltkeschule ist damit für uns eine schöne Geste,zusätzlich Danke zu sagen.Freundliche GrüßeStefica und Carsten BalluffJulian an seinem „großen Tag”Mai 2017

Liebes DS-InfoCenter-Team,wir würden gerne unseren Kindergartenauszeichnen.Wir hatten unsere Tochter Maja bereitswährend der Schwangerschaft (2014) inder Kinderkrippe angemeldet, in der auchunsere große Tochter Emba war. Nachdem Maja geboren war und wir aus demKrankenhaus zu Hause waren, holten wirEmba gemeinsam dort ab. Ich weiß nochgenau, wie ich der Leiterin sagte, dass dieUmstände nun etwas anders wären, undich sie fragte, ob sie als Kindergarten sichdie Aufnahme von Maja dennoch vorstellen könnten. Ihre Antwort damals, nachetwa fünf Sekunden Bedenkzeit: „Ich sagjetzt mal, wir machen das einfach.” Vondiesen „Einfach-mal- Machern” gibt es vielzu wenige.Maja wird am 30. April 2017 drei Jahre alt und besucht seit sechs Wochen dieRegenbogengruppe des KindergartensMarienschule. Das ist die Gruppe der Einbis Dreijährigen. Sie wird dort ein Jahrlänger bleiben als die anderen Kinder.Für uns eine einfache und perfekte Lösung, da sich Maja genau auf dem Entwicklungsstand der anderen etwa zweijährigen Kinder befindet und überhauptnicht auffällt, dass sie eigentlich schon zuden „Großen” gehört. Sie fühlt sich dortunglaublich wohl und ist am Wochenende sogar traurig, dass sie nicht zu ihrenFreunden in den Kindergarten darf.Maja verwendet etwa 35 bis 40 Gebärden, die die Erzieherinnen bereits nachkürzester Zeit konnten. Dazu habe ichein Fotobuch gemacht, bei dem auf derlinken Seite immer ein Bild von Maja ist,die gerade eine Gebärde macht, und aufder rechten Seite ein Foto von der Sache,die sie gerade gebärdet. Auch die anderen Kinder lieben dieses Buch.Dieser Kindergarten hat die Auszeichnung wirklich verdient, weil er zeigt, wieeinfach Inklusion sein kann, wenn mansein Herz und seine Arme für sie öffnet.Mit freundlichen GrüßenLisa LeyboldSehr geehrte Damen und Herren,Hallo Frau Balawender,wir würden gern die „Kinderwerkstatt Phantasilie” in Bergen auf Rügen für die Auszeichnung anlässlich des WDST 2017 vorschlagen.

Unsere Tochter Philippa geht seitAugust 2015 in diesen privaten Regel-Kindergarten. In der kleinen Gruppe (nur 16 Kinder)fühlt sich Philippa überaus wohl und erfährtoptimale Förderung entsprechend ihrenMöglichkeiten. Die beiden Kindergärtnerinnen und die 1:1-Integrationshilfe kümmernsich ausgesprochen liebevoll und kompetent um ihre Entwicklung.

Wir würden unsdeshalb über die Zuerkennung einer Urkunde für die Einrichtung sehr freuen.herzlichen Dank für die pünktliche Zusendung der Urkunde für die KinderwerkstattPhantasilie in Bergen auf Rügen und die Broschüre. Zwischen Zahnarzttermin und Aufbruch der Kindergruppe in die Turnhallefanden wir gestern ein kleines Zeitfenster,um beides – zusammen mit einem Blumenstrauß – zu überreichen. Der Coup ist gelungen, das Kindergartenteam war außerordentlich überrascht und sehr gerührt.Anbei ein Foto, das Philippa (rechts) mitihrer Integrationshelferin, einem anderenKindergartenkind und der Leiterin der Einrichtung (links) zeigt.Nochmals besten Dank für diese guteIdee und deren Umsetzung, und viele Grüßean das gesamte Team,Vielen Dank für diese Initiative,mit freundlichen Grüßen,Christoph MusterChristoph Muster & Jutta Stadler(die Eltern von Philippa)„Doch soweit ich weiß, sind die mit den guten Geschichten immer die Mutigen.“(Silbermond, Leichtes Gepäck, 2015)Diese Liedzeilen widmeten wir in unserem Facebook-Post allen Menschen mit Trisomie 21 – den Kleinen, Teenies, Erwachsenen – ihren Familien und Freunden zumWDST 2017!Lasst uns den Lebensmut feiern und guteGeschichten weiter schreiben! Denn wir wollen anderen Mut machen. Sollte jedoch jemand weniger Erfreuliches berichten wollen,ist diese Zeitschrift auch ein Ort dafür. Hiersind alle Geschichten gut aufgehoben.Le b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5IMai 20179

Xd e u t s c h e sdown-syndrominfocenterNeues aus dem DS-InfoCenter .Liebes DS-InfoCenter-Team!Vielen Dank wieder einmal mehr für dieneue Zeitung „Leben mit Down-Syndrom“.Sie ist wieder hoch interessant und informativ für uns.Jetzt möchte ich gern euer Angebotwahrnehmen und eine Urkunde für eineganz besondere inklusive Grundschule hierin Hannover bestellen, die Gebrüder-Körting-Schule.Sie ist nämlich nicht nur schon seit 15 Jahren inklusiv (damals gab es diese Bezeichnung noch gar nicht), sondern prägt underweitert stadt-, besser regionsweit den Inklusionsbegriff, so wie es im Index für Inklusion beschrieben wird:Die elfjährige Caroline Schenk besucht die Musikklasse 4b der GrundschuleVor dem Roten Tor in Augsburg. Caroline wird im nächsten Schuljahr auf dieMittelschule wechseln, die Kerschensteiner-Schule in Augsburg. Derzeit gibtes in Augsburg nur einen (1!) Jungen mit Down-Syndrom, der in eine Mittelschule geht.Caroline Schenküberreicht SchulbegleiterinRegina Sing (links) undKlassenlehrerin und KonrektorinCornelia de Beisac Blumen1. In dieser Schule gibt es immer schonSchüler*innen mit Unterstützungsbedarf,mit Migrationshintergrund, mit einer Behinderung, mit sozial sehr unterschied lichen Herkünften.Caroline verteilt an dieSchüler und Schülerinnender 4b Muffins anlässlichdes Welt-Down-SyndromTages 20172. Es ist eine Schule, die sich sehr für eigene Werte, für eine Schulgemeinschaftmit allen (Lehrer*innen, Schüler*innen,Schulleitung, Büchereiteam, Hausmeister, Küchenteam, Eltern, Putzteam, Schulassistenten, Betreuer*innen, Schulverein,Freundeskreis, Mitglieder etc.) einsetzt;siehe Leitbild: www.gebrueder-koertingschule.de3. Es ist eine Schule, die nach inklusivemLehrplan lehrt mit Blick auf jedes einzelne Kind.Alle zusammen am WDST 2017!Hinter den Schulkindern stehen (von links)Carolines Mama Sabine Schenk, Schulbegleiterin Regina Sing,Klassenlehrerin und Konrektorin Cornelia de Beisac,Rektorin Elisabeth Schmid und Carolines Papa Erich Schenk.4. Es ist eine Schule, die neben allen hervorragenden pädagogischen Standortenden inklusiven Gedanken weiter gesponnen hat und folgerichtig jungen erwachsenen Menschen mit Behinderung dauerhaft einen Arbeitsplatz (1. Arbeitsplatz)ermöglicht hat im Büro, in der Büchereiund in der Küche. Je nach individuellemInteresse und Möglichkeiten werden dieAufgaben von Zeit zu Zeit erweitert undso immer wieder neu gestaltet.5. Diese Schule bietet einen lebendigenPlatz zum individuellen und gemeinschaftlichen Lernen, der eingebettet istin eine harmonische Schulgemeinschaft.Aus diesen Gründen bitte ich euch, uns eineUrkunde zuzusenden, die wir der Schulegerne überreichen würden.Vielen Dank und herzliche Grüße!Christiane Joost-PlateFOTOS: JÖRG POPHAL, VATER EINER MITSCHÜLERIN UND MITGLIED IM ELTERNBEIRAT10Le b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5IMai 2017

KiTa-Broschüre– aktualisiert und erweitert„Kann mein Kind eine Krippe oder einenKindergarten besuchen?“ Ja – es ist möglich. Und es ist sein gutes Recht!Mädchen und Jungen mit Down-Syndrom besuchen seit vielen Jahren Regelkindergärten, meistens noch in Einzelintegration. Die UN-Behindertenrechtskonventiongarantiert ihnen juristisch seit 2009 denZugang zur Bildung in der frühen Kindheit.Natürlich ist es für alle Beteiligten eineHerausforderung, die Schritte hin zur Inklusion zu machen. Es hilft dabei zu wissen, wie sich das Down-Syndrom auf Gesundheit und Alltag der Kinder auswirktund wie wir sie gut fördern können. UnserWunsch ist es, die individuellen Potenzialeder Kinder zu erkennen und zu würdigen.Sie wollen gemeinsam spielen und lernen,sie sind wissbegierig und nachahmungsfreudig. Das gilt es anzuerkennen und zuentfalten.Unsere Broschüre will den Fachpersonen in den KiTas Basis-Wissen und erste praktische Anregungen für den gemeinsamen inklusiven Weg an die Hand geben.Gleich zu Beginn schildern wir, wie bedeutend das Miteinander im inklusiven Setting für die Entwicklung aller Kinder ist.Im Hauptteil ist einiges über die gesundheitlichen Voraussetzungen sowie über dasLern- und Verhaltensprofil von Kindernmit Trisomie 21 zu erfahren. Abschließendwerden die Gestaltung des Übergangs vonder KiTa in die Schule gestreift sowie – alsStütze hauptsächlich für die Eltern – einÜberblick der KiTa-Modelle geschaffen.Das Heft ist übersichtlich und kurzweiliggestaltet, sodass man sich an einem Nachmittag mit seinen Inhalten vertraut machenkann. Wer weiterführende Quellen undVertiefung sucht, findet im Anschluss anden inhaltlichen Teil einige Tipps – sowohlFachliteratur und Hinweise auf Online-Artikel wie auch Kinderbücher zum gemeinsamen Anschauen und Vorlesen.Das Vorwort zu der Broschüre schließenwir mit einem aufmunternden Absatz:„Wir gratulieren Ihnen herzlich zurAufnahme der Kinder mit Down-Syndrom in Ihre Einrichtung! Sie sind diejenigen, die Vielfalt und Inklusionunterstützen und die gesellschaftliche Teilhabe unserer Kinder mit in die Wege leiten.Sie werden es Ihnen danken und das tunjetzt auch wir!“Bestellungen über unseren WebShop sind jederzeit willkommen: shop.ds-infocenter.deSie kam, sah die Arbeit und machte sieLiebe Lena,wir hatten ein so großes Glück mit dir! Jetztblicken wir staunend auf deine Praktikumszeit zurück, weil sie leider viel zu schnellvorbeiging.Du hast uns in so vielen Bereichen unter die Arme gegriffen und tatkräftig imTeam mitgearbeitet. Ob bei Seminaren derDS-Akademie, als Hospitantin währendder DS-Ambulanz und im befreundetenKindergarten, am Schreibtisch und im Versand. Und das in der intensivsten Zeit imJahr – während Aktionen und Alltag vordem WDST liefen.Wir haben dich ins Team-Herz geschlossen und sind sicher – in Zukunft werdendich viele Menschen genau wie wir wertschätzen und als Kollegin haben wollen.Viel Glück Lena!Lena Förtsch, Studentinder Pädagogik der Kindheitan der Evang. HochschuleFreiburg, absolvierte imDS-InfoCenter ihr drei monatiges Praktikum.Kinderschminkenund Spaß mit Lena beimFamilientreffen anlässlichdes WDST 2017Le b e n m i t D o w n - S y n d ro m N r. 8 5IMai 201711

Xd e u t s c h e sdown-syndrominfocenterNeues aus dem DS-InfoCenter .Beginnend am 1. März zeigte der

nikum Großhadern oder den Bussen 56 (Haltestelle Klinikum Ost), 266 oder 269 (Haltestelle Klinikum Großhadern). Mit dem Auto Autobahn A96, Ausfahrt Blumenau/Großhadern. Hier folgen Sie der Sauerbruchstraße und biegen rechts in die Marchioni-nistraße ab. Das Klin