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allKonzept-Erstellung: Richard Cieslar, 2.9.2004, ergänzt 23.11.2006,überarbeitet am 06.04.2012, letzteÜberarbeitung: 12.07.2021www.fussballcamp.orgLayout & Gestaltung:www.richies-kreativstudio.at1 Richard Cieslar, 2021

Inhalt:SeiteKapitel3 Vorwort & Danke5 Leitsätze6 1. Allgemeines / 1.1. Ziele / 1.2. Infrastruktur / 1.3. Personal / 1.4. Sportliche Wettbewerbe /1.4.1. Das Spiel im Kinderfußball8 1.4.2. Matchbetreuung10 1.4.3. Grundtaktische Aufgaben im Kinderfußball11 1.5. Saisonplanungsarbeit12 2. Allgemeines zum Training im Grundlagenalter15 2.1. Das Kind im Alter von 6-9 Jahren16 2.2. Lernziele Fußball / Grundlagenalter 6-9 Jahre19 2.3. Die Altersgruppe 9-12 Jahre / 2.4. Lernziele Fußball / Grundlagenalter 9-12 Jahre21 3. Organisation eines Stationentrainings25 4. Spiel-Training im Kinderfußball26 5. Aufwärmen29 6. Zuspiel, Freilaufen und Übersicht im Spiel31 7. Methodik und Organisation Kinderfußball-Torschusstraining / 7.1. Das SchusstechnikTraining32 7.2. Das Torschuss-Training33 8. Das Turnsaaltraining37 9. Kurzbeschreibung der Finten38 10. Aufbau: Üben von Technik-Elementen „Finten mit der Sohle“39 11. Einige Übungen für „körperliche“ Faktoren des Trainings40 12. Methodischer Aufbau; Jonglieren (Gaberln) und Ballkontrolle41 13. Schusstechnik-Training42 14. Das Training der Kopfball-Technik46 15. Taktik-Training im Kinderfußball / 15.1. Das Beherrschen von „kleinen“ Situationen48 15.2. „Kleine“ Situationen auflösen495152535557585960626515.3. Angriffs-Taktik im Kinderfußball / 15.4. Gruppentaktische Mittel des Angriffs15.5. Verteidiger-Taktik im Kinderfußball15.6. Gruppentaktik15.7. Spezielle Taktik: Standardsituationen / 15.7.1. Freistöße15.7.2. Eckbälle15.8. Taktik-Formationen für 1 415.9. Taktik-Formationen für 1 615.10. Taktik-Formationen für 1 816. Der Einsatz von Trainingshilfen17. Technik-Wettbewerbe18. Der „Soccer-7-fight“2 Richard Cieslar, 2021

Vorwort & DankeMein Dank gilt all den hervorragenden TrainerkollegInnen und Nachwuchsfußball-Fachleuten,mit denen ich bisher zusammen arbeitendurfte oder von denen ich immer wiederNeues lernte und noch immer lerne. Ohne siealle hätte dieses Konzept mit seiner umfangreichen praxisnahen Übungssammlung in seinerForm nicht entstehen können.Es seien hier nur einige von Ihnen (in alphabetischer Reihenfolge, ohne jede Wertigkeit ihrerhervorragenden Arbeit) genannt:Johann Astl, Alois Auer, Josef Baminger, Norbert Barisits, Alfons Baumgartner, Hans Beninger, Roman Blöschl, Michael Burian, Prof. Branko Elsner, Roman Fankhauser, JosefFessl, Rudolf und Thomas Flögel, Karl Frank, Robert Gehmayer, Johann “Maxl” Geyer,Adi Haiduk, Helmut Haretter, Alexander Hefert, Christian Hertinger, Norbert Hörmayer, Peter Irschik, Eva Janko, Kurt Jusits, Markus Keinrad, Norbert Kleer, Josef Kreitzer, Werner Kullick, Martin Lakits, Rudolf Lehner, Peter Leitl, Mohamed Magdy, Adolf“Tschuffy” Meyer, Franz Nigrowics, Robert Petrik, Franz Ponweiser, Wolfgang Posch,Walter Rosner, Alexander Sauer, Hans-Peter Schachner, Gerhard Seeböck, Helmut Slezak, Walter Streif, Mag. Johannes und Manfred Uhlig, Christian Wajs, Franz Wendlund Christian Werschnik.Ich ersuche um Verständnis, dass manche Skizzennoch mit der Hand gezeichnet sind. Ich hoffe, es isttrotzdem zu erkennen, worum es dabei geht.Ich wünsche allen, die mit diesen Unterlagen arbeiten, viel Spaß und Erfolg - im Sinne von gelungenerAusbildung ihrer kleineren oder größeren Fußballer!Richard Cieslar, Juli 20213 Richard Cieslar, 2021

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Zur Einleitung einige Leitsätze:Wer aufhört, zu lernen,wird niemals besser werdenWer aufhört, besser zu werden,hört auf gut zu seinDie Kreativität des Fußballers ist seinhöchstes Gut, sie kann nicht „erlernt“werden!Der Nachwuchstrainer ist nichtfür den Spielerfolg seinerMannschaft verantwortlich,sondern für die persönlichesportliche und soziale Weiterentwicklung jedes EinzelspielersUnd jetzt: Los geht‘s!Übrigens:Der „Schummelzettel“ mit denTrainingsübungen am Trainingsplatzbzw. griffbereit in der Hosen- oderJackentasche des Trainers zeigt nicht,dass der Trainer unsicher ist – im Gegenteil, er zeigt einen gut vorbereitetenTrainer, der sein Training ordentlichplant!5 Richard Cieslar, 2021

1. Allgemeines1.1. Ziele Dieses Konzept orientiert sich am aktuell-stenStand der Spitzenfußball-Ausbildung und berücksichtigt Trends und Entwicklungen aus denbesten Nationen der Welt, ohne sie dabei nurzu kopieren, sondern einfach auf unsere Möglichkeiten sinnvoll angewendet.In Schlagworten formuliert: Fußball-Ausbildung Talentförderung und -entdeckung („soft“Scouting) individuell starke Spieler mit Potenzial für Spitzenfußball Spieler für die eigene Kampfmannschaft sinnvolle sportliche Freizeitbeschäftigung gesunde Freizeit, Drogenprävention sportliche Lebensweise Sozialverhalten der Kinder, MannschaftsgefügeWir wollen Spieler hervor bringen, die für Spitzenfußball fähig sind!Die Basis dafür legen wir im Ausbildungsbereich (bis 13 Jahre),und da ganz besonders im Kinderfußball1.2. Infrastruktur – Sportplatz2 Rasen- und 1 Kunstrasenplatz für den Trainings- und Spielbetrieb, in jedem Falldrei Sportplätze mit guter Belastungsmöglichkeit.Büro am Sportplatz für die Vereins- und JugendleitungTrainingsutensilien in genügender Menge für alle vorhandenen Altersgruppen1.3. PersonalJugendleiter, Sportl.Leiter Nachwuchs, Turnier-Organisation, pro Altersgruppe2 Trainer (entweder Term oder Trainer mit Co-Trainer), Tormanntrainer, Individualtrainer1.4. Sportliche WettbewerbeIm Kinderfußball zählen keine Ergebnisse, es geht nur um regelmäßige Spielbeschäftigung und Anwendung des Gelernten unter „Wettbewerbsbedingungen“!1.4.1. Das Spiel im KinderfußballJedes Wettspiel ist für das Kind ein Höhepunkt. Für ein Einsetzen der Kinder im Sinne der sportlichen Weiterentwicklung ergeben sich folgende Forderungen:6 Richard Cieslar, 2021

Das „Spiel“ soll dem Trainer zeigen,was die Spieler vom Gelernten und Geübten auch in der „Stress-Situation“anwenden können, daher ergeben sichfolgende weiteren Punkte: Jedes Kind, das sich im Training bemüht (und das sollte normalerweisefür jedes Kind gelten, das zum Trainingkommt!), verdient es, auch im „Spiel“eingesetzt zu werden. Es geht nichtan, dass Kinder ein halbes Jahr langtrainieren und in diesem Zeitraum beidrei Spielen gerade fünf Minuten odergar nicht eingesetzt wurden!Das Kind erwartet nach der „Leistung“ im Training, auch im „Spiel“ das zeigen zukönnen, was ihm vom Trainer unter der Woche gelernt wurde.Kinder sollen so eingesetzt werden, dass sie nicht überfordert werden, sondernpersönliche „Erfolgserlebnisse“ wie gelungenes Dribbling, Torschuss etc. sammeln.Sollte der Kader zahlenmäßig zu groß sein, müssen zu den vorhandenen Spielenweitere ausgemacht werden. Diese können parallel zu den sog. „Meisterschafts“Spielen stattfinden und im Falle mangelnder Gegner auch als interne Spiele(allerdings möglichst mit Dress und vor allem Beachtung durch den Trainer!)stattfinden!Der „Sieg“ als „Erfolg“ (leider zu oft als „persönlicher“ Sieg des Trainers gewertet .) darf nicht verhindern, dass Ersatzspieler oder „schwächere“ weniger spielen!Als Regel sollte gelten: Wird ein Spieler zu einem Match mitgenommen, muss erauch die Hälfte der Spielzeit eingesetzt werden, am besten in maximal zwei Zeiteinheiten, da das ewige „Ein- und Auswechseln“ seinen Spielrhythmus unterbindet!Sollte der Trainer der Meinung sein, manche Spieler seien zu „schwach“, um imSpiel eingesetzt zu werden, sollte er sein Training hinterfragen, ob er nicht vielleichtdiesen Spielern zu wenig Beachtung im Training schenkt, weil er sich am liebstennur um die „Besseren“ kümmert.Sollten nach dieser Rückfrage dieSpieler noch zu „schwach“ sein,muss sich der Trainer im Rahmenum sinnvolle Match-Einsätze fürdiese Kinder kümmern. JedemKind muss eine gewisse Beobachtungszeit zustehen! 7 Richard Cieslar, 2021

1.4.2. Einiges zur Matchbetreuung selber:Impsychologisch-pädagogischen Bereich sollte der Trainer gemeinsam mit seinenkleinen oder größeren Spielern sich über gelungene Aktionen freuen, aber bei Misserfolgen (v.a. bei „Niederlagen“!)Selbstvertrauen geben. Sowohl Erfolg als auch Niederlage müssen den Kindern situationsgerecht vermittelt werden.Bitte nie die Stufenentwicklung vergessen:1.Stufe: „Ich und der Ball“. Das Kind muss alleine mit dem springenden, rollendenBall fertig werden, dribbeln, schießen und Tricks anwenden! Taktik: Grundkenntnis,was Verteidiger oder Stürmer sollen (Tore verhindern bzw. Tore erzielen, wobeiauch Verteidiger offensiv werden sollen). Altersmäßig anzusetzen vom Beginn (egalwann!) bis normalerweise 8 oder 9 Jahre.2.Stufe: „Ich und (m)ein Mitspieler“: Nach erfolgreicher Absolvierung der 1.Stufe soll(nicht: muss!) das Kind mit einem oder zwei Partnern „miteinander“ spielen können ( Abspiel, Freilaufen). Taktik: Grundtaktiken lt. Stufe 1, dazu Freilaufen undrichtiges Decken. Altersmäßig anzusetzen zwischen 8 und 11 Jahren.3.Stufe: „Ich/wir und das Team“: Wenn mehrere Spieler die Stufe 2 beherrschen,kann an „gruppen-“ oder „mannschaftstaktische“ Aufgaben gedacht werden. Altersmäßig anzusetzen von 8 bis 10 Jahren aufwärts bis Ende des Kleinfeldbereiches.Achtung: Es wird so sein, dass in einer Gruppe Spieler auf verschiedenen Stufen sind.Hier gilt: von jedem Spieler das fordern, was er beherrscht und „bessere“ Leistungenzwar erfreut zur Kenntnis nehmen, jedoch nicht weiter regelmäßig zu erwarten!vor dem Spiel Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Treffpunkte sind einzuhalten, bei Ausfällenmuss eine rechtzeitige Verständigung (in diesem Fall durch Eltern und dgl.) erfolgen.saubere Fußballschuhe und Ausrüstung sowie Vereinskleidung (v.a. Trainingsanzug)Essverhalten vor dem Spiel: größere Mahlzeiten davor und Mahlzeiten in der Pause sind nicht gut. Auf sinnvolle Getränke achten, v.a. keine Kohlensäure haltigen oder zu süßen Flüssigkeiten!Die Mannschaft will gewinnen, aber sie muss es nicht. Freude am Spiel geht vor Ergebnis! Entsprechende Leistung(sbereitschaft) wird aber „Erfolge“ bringen.kurze Besprechung der wichtigsten grundtaktischen Aufgaben, Aufstellung8 Richard Cieslar, 2021

Aufwärmenca. 20-30 Minuten vorher Einstimmen auf dasSpiel. Kein „profihaftes“ Aufwärmen, aber matchintensive Vorbereitung! Beschäftigung mit demBall in Zweier- oder Dreiergruppen, Tricks undFinten in der Bewegung, Ballannahme & Zuspielmit Freilaufen, Ballsichern, „Hösche“, Spielsituationen mit Abschlussim SpielSpiel beobachten, keine Diskussionen mit Elternoder Schiedsrichter; Tipps an die Spieler geben. Positive Betreuung: Motivieren, loben, beiFehlern wieder aufbauen. NICHT: Schuldzuweisungen, scharfe Kritik und „Ansagen“, was dasKind mit dem Ball machen soll. Die Kinder sollendie eigene Kreativität einbringen, die wir als Erwachsene nicht immer nachvollziehen können,aber anerkennen müssen! Was vom Trainer kommen kann (und soll) ist Unterstützung bei positionsmäßigen Problemen. Wenn einVerteidiger ohne Ball mitstürmen will, ist das willkommen, wenn er aber seinenfreistehenden Gegner immer „vergisst“, sollte der Trainer kurz den Namen desSpielers rufen und ihn aufmerksam machen, dass da noch eine Aufgabe für ihn ist.Auswechseln muss sein, weil auch die Kinder auf der Ersatzbank mitspielen wollen. Positionswechsel vornehmen.Kinder zum „Fairplay“ anhalten, Unterbinden von absichtlichen Fouls, Kritik oderStreit.Bei U7 und U8/U9: völlige Freiheit, ob das Kind dribbeln oder abspielen will. Nie einKind kritisieren, das fünf Gegner überdribbelt hat und dann statt abzuspielen danebengeschossen hat oder den Ball verloren hat! Das Kind hat eindrucksvoll gezeigt,dass es die erwünschten Fähigkeiten seiner Altersgruppe beherrscht! Erlaubt ist;Loben, aber auch Aufzeigen einer anderen Option.Bei U8/U9 bis U11: es können einfache mannschaftstaktische Aufgaben einfließen:z.B. Angriffe über die Seite, Positionswechsel innerhalb der Formationen rechts/Mitte/links oder zwischen Defensive und Offensive. In der HalbzeitBeruhigen lassen, evtl. Blessuren verarzten, Trinken. Kein durcheinander reden. KurzeAnalyse der 1.Hälfte, Herausstreichen positiver Aspekte, kurze Anweisungen für die2.Hälfte. Leistungen des Spielpartners sind fair anzuerkennen.Nach dem Spiel9 Richard Cieslar, 2021

Loben, Hervorheben guter Leistungen, evtl. Fehler kurzanreißen, v.a. wenn sowieso ein „Erfolg“, sprich „Sieg“da sein sollte. Generell nützen Fehlerbetrachtungen kurznach dem Spiel wenig, es ist besser, sich für die kommende Woche Übungen zur Fehlerkorrektur auszudenken und im Rahmen der Übungen die Fehler zu klären. Keine „Ausreden“ für Niederlagen suchen, wie„Schiedsrichter“ oder Schuld einzelner Spieler. Mankann verlieren, wenn die Mannschaft ihr Bestes gegebenhat. Gründe können sein: der Gegner war besser oderauch (aber bitte nicht in eine Ausrede verfallen!)„körperlich stärker“ oder„glücklicher“. Denn mitsolchen Tatsachen, dassnicht immer gute Leistungen belohnt werden, müssen die Kinder im Sport (undnicht nur dort .) leben lernen! Im Übrigen: meistensist das „Resultat“ schon kurz nach dem Spiel„vergessen“ .Und noch eines sollte ein Kinderfußball-Trainer unbedingt beherrschen:Schuhe binden 1.4.3. Grundtaktische Aufgaben im Kleinfeldfußballsiehe auch spätere Ausführungen im Kapitel 15Kennen lernen der Grundaufgaben von Verteidigung und AngriffVerteidigung: Tore verhindern durch Decken und Ball erkämpfenAngriff: Tore erzielen durch Dribbling, Zusammenspiel und Torschuss— Jede Position am Spielfeld hat Verteidigungs- und Angriffsaufgaben!Offensive Ausrichtung des SpielesIm Ballbesitz: dem ballführenden Mitspieler entgegenkommen (anbieten, freilaufen)Bei Ballverlust: Ball wieder erkämpfen durch Attackieren und schnelles Decken desnächsten GegnersSpielaufbau: flach über die Abwehr(-seiten). Auswurf oder Ausschuss nur, wenn keine Möglichkeit für flaches Zurollen (erst ab U9/10 erlauben).10 Richard Cieslar, 2021

PositionstaktikAufgaben der Verteidiger-PositionSpielaufbau: vom Tormann den Ball bekommen und offensiv werden, Alleingang oderPass ins Mittelfeld ., weiter mitspielen biszum TorschussVerteidigung: es darf kein Verteidiger alleinstehen bleiben! Wenn kein Gegner: 2 Möglichkeiten: Mitspielen oder den nächsten GegnerdeckenAufgaben der Mittelfeld-PositionSpielaufbau: den ballführenden Verteidigern (oder dem Tormann) auf Spieldistanzentgegen kommen, weiterer Spielaufbau, Alleingang, Pass zum Stürmer ., weitermitspielen bis zum TorschussVerteidigung: Mithelfen in der Abwehr, wenn zu wenige Verteidiger für die vorhandenen GegnerAchtung: richtiges Mittelfeldspiel erfordert große Laufarbeit!Aufgaben der Stürmer-PositionSpielaufbau: kein Warten vorne! Dem Mittelfeld entgegen kommen, anspielen lassen,Ball fordernVerteidigung: bei Ballverlust Decken und Attackieren der gegnerischen VerteidigerTaktik des SelbstvertrauensDie Kinder dürfen keine Angst vor Fehlern und negativen Reaktionen darauf haben àauch Einwirken auf die kritischen Eltern! Vorbildwirkung des Trainers!Nur aus Fehlern können die Kinder lernen!Entscheidung in der Spielsituation immer dem Kind lassen – nichts „einsagen“Nur Kinder mit Selbstvertrauen und eigenen Entscheidungen können kreative Fußballer werden!1.5. Zur Saisonplanungsarbeit:1.Schritt: Bestandsaufnahme:Welche Fertigkeiten beherrschen die Kinder? Welche Fähigkeiten haben sie?2.Schritt: Jahres-Grobziele festlegen:Einteilung in grobe Monatspläne.Ziele für die einzelnen Teilbereiche (Technik mit Ball, unterteilt in Finten / Körpertäuschungen, Schuss-/Zuspieltechnik und Kopfball – Technik ohne Ball, Laufschule undFallschulung – usw. laut Lernzielkatalog)3.Schritt: Mit den Grobzielen die Wochenpläne erstellen, erste Übungssichtung und11 Richard Cieslar, 2021

Aufbau der Trainingseinheiten4.Schritt: TrainingsnachbetrachtungEventuelle Änderungen aufgrund der vorherigen Trainings (auch Spiele!) treffenund berücksichtigen5.Schritt: Monats- und SaisonberichteVergleich der geplanten und durchgeführten Aktionen, sowohl Training als auchSpiele betreffendZur Dokumentation sind excel-Tabellensehr angenehm, da sie - mit den nötigenFormeln versehen - dem Trainer dasZusammenrechnen von z.B. Trainingsanwesenheit usw. ersparen.2. Allgemeines zum Training im Grundlagenalter:Für das „gezielte“ und „leistungs-orientierte“ (im Sinne von sportlicher Weiterentwicklung) Kindertraining ergeben sich folgende Forderungen: Das Training soll möglichst spielnahe („matchpraxisähnlich“) erfolgen und den Kindern bereits im Training mögliche Lösungen für Spielsituationen und dort auftretende Probleme anbieten und lernen Das Training soll den Kindern Freude bereiten und ihnen nicht „mit Zwang“, aberdoch Neues näher bringen Kinder sollen sehr wohl (in jedem Alter!) wissen, warum sie etwas (in diesem Fall:Fußball trainieren) tun und welchen Sinn es hat Die Belastung muss so erfolgen, dass die Kinder zu den Zeiten, wo „Neues“ auf siezukommt, aufnahmefähig und konzentriert sind/sein können und anstrengendeTrainingsinhalte gemeistert werden können Das Training muss (leider) oft auf (beengte) Räumlichkeiten abgestimmt werden Im Training sollen möglichst wenig „Leerläufe“ entstehen. Sowohl, was die Abwechslung im Programm als auch die ständige Beschäftigung und Bewegung betrifft Torschusstraining: Spiel angepasst und mit vielen Wiederholungen!Die Folgerungen daraus: Übungen sollen mit den Partnern durchgeführt werden, die auch im Spiel zur Verfügung stehen, also den Mitspielern. Zu starke „Einmischung“ des Trainers alsPartner ist zu vermeiden. Der Trainer dient als „Instruktor“ (vorzeigen, erklären)und „Korrektor“ (beobachten, Fehler erklären, verbessern). Ganz selten kann derTrainer als Partner oder „Gegner“ auftreten, speziell wenn es darum geht, leistungsschwächeren Kindern ihr „Erfolgserlebnis“ zukommen zu lassen.12 Richard Cieslar, 2021

Ein freudvolles Training wird auftreten, wenn jeder der Teilnehmer persönliche „Erfolgserlebnisse“hat. Diese können gelungene Tricks, erfolgreicheTorschüsse, Passes etc. sein. Hier liegt es am Trainer, die Partner (oder „Gegner“) leistungs-gerechtund gleichwertig zusammenzustellen, ohne dabeiden Eindruck von „schwächeren“ Spielern entstehen zu lassen! Um weniger starken Spielern Erfolgserlebnisse zu verschaffen, kann der Trainer als Partner / Gegner mitwirken (s. Pkt.1) Erklärt den Kindern den Sinn der Übungen, diemöglichen Anwendungen der im Training geübtenInhalte. Selbst die Kleinsten werden es verstehen,wenn man es ihnen entsprechend nahe bringt! Je nach Altersgruppe müssen nach Konzentrationfordernden Teilen des Trainings (v.a. neue Inhalte,speziell im Techniktraining!) „Pausen“ auftreten, allerdings nicht im Sinne von„Nichtstun“, sondern in Form von Trainingsblöcken, die bereits bekannte (und gekonnte) Inhalte haben oder Spielformen. Körperlich anstrengende Teile und Konzentration fordernde (Technik-Training, „Neues“) Teile des Trainings sollten am Anfang oder zumindest vor der Hälfte der Trainingszeit stattfindenAuch auf engem Raum kann man sehr sinnvoll trainieren. Für Technik-Training oderTorschuss-Technik sind keine weiten Räume erforderlich, ebenso für viele Geschicklichkeits-, Beweglichkeits- oder Koordinations-Übungen. Durch Absprache unterden Trainingsgruppen können die Trainer die Schwerpunkte so setzen, dass für jeden Trainingsschwerpunkt der adäquate Platz zur Verfügung steht, selbst wennnicht viel Platz ist. Außerdem: Was spricht dagegen, einmal ins„Gelände“ (Wiesenstücke am Rand der Trainingsflächen tc.) auszuweichen?Viele Trainer haben „Angst“ davor, Kinder „ungesehen“ üben zu lassen. Dies führtoft dazu, dass bei Technik- oder Torschuss-Übungen nur ein oder zwei Kinder „inaction“ sind, weil der Trainer glaubt, nicht mehr überblicken und korrigieren zukönnen. Hier gilt: Bis zu 15 Kinder können ohne Probleme unter Aufsicht eines Trainers z.B. Technik-Übungen durchführen! Zum einen kontrolliert der Trainer reihumimmer wieder einzelne Kinder, verbessert und zeigt vor. Währenddessen üben dieanderen, zum Teil mehr oder weniger richtig. Aber auch sie kommen demnächstzur „Kontrolle“ dran bzw. weiß der Trainer von mehreren Kindern bereits, dass siedie Übungen schon gut durchführen und weniger Kontrolle benötigen (außer jene,dass sie weiterüben). Es bewährt sich auch oft, „bessere“ und „schwächere“ beiEinzel-Technik-Übungen zusammenzuspannen („Vorbild“-Wirkung des „besseren“).Zum Torschusstrainin. Auch hier in möglichst kleinen Gruppen üben, dass die Kinder auf eine hohe Wiederholungszahl kommen! (Torschusstraining in einer 12erGruppe auf ein Tor ist z.B. nur dann Ziel führend, wenn mind. drei Kinder pro 13 Richard Cieslar, 2021

Schussübung beteiligt sind, da sonst zu wenigeWiederholungen erfolgen! Sollte nur ein„echtes“ Tor zur Verfügung stehen, kann manein (oder mehrere) Tor(e) mit Hütchen, Stangen und dgl. Machen. Kinder wollen rasch einen „Erfolg“ ihrer Bemühungen sehen!Die Trainingsübungen müssen jedem einzelnenKind Gelegenheit zu „Erfolgen“ geben - ohneden methodischen Aufbau des Bewegungslernens zu vernachlässigen.Methodischer Aufbau des Bewegungslernensvon Finten und Körpertäuschungen:1. Zerlegen „komplexer“ Bewegungsabläufe ineinzelne, einfache Teile2. Richtiges Vorzeigen und Erklären durch denTrainer – Erklärungen kurz und einfach!3. Üben des Bewegungsablaufes am Stand (wenn nötig) oder in langsamer Bewegung4. Üben in Bewegung, auch mit Hilfe von farb-lichen Markierungen (für rechts, links,zum Andeuten des Gegenspielers)5. Üben bei Markierungen mit anschließendem Torschuss.6. Üben mit passivem Gegner (wichtig: korrekte Ausführung, richtiger Fuß!)7. Üben mit halbaktivem bzw. aktivem Gegner im Dribbling.8. Üben mit halbaktivem bzw. aktivem Gegner im Dribbling mit Torschuss.9. Üben mit „Alternativen“ (z.B. anspielbarer Mitspieler usw.)Spiel bzw. Wettkampf orientiert üben! Je eher die Finte oder Körpertäuschung spielnahe eingesetzt wird, desto rascher erkennt das Kind den Wert des Geübten.Spielnahe heißt:1. der Ball ruht kaum, ist zumeist in Bewegung – v.a. für Zuspielübungen!2. die Partner des Kindes sind Gleichaltrige – nicht der Trainer! Daher übt der Trainernur dann anfänglich als Partner, wenn es um schwierige Abläufe geht.3. die Gleichaltrigen wetteifern schon im Training - daher kann der Trainer evtl. gezieltals „Gegner“ auftreten, der den Einsatz so steuert, dass der „Erfolg“ im Dribblingfür jedes Kind möglich istAuch der Torschuss muss spielnahe trainiert werden – abgesehen von der reinenStoßtechnik (hierzu ist das später beschriebene „Schuss-Dreieck“ sehr gut verwendbar, da es den richtigen Anlaufweg praktisch aufzwingt!)1. Möglichst rasch individualtaktische Elemente (1 1-Situation) einbinden2. Anwenden von geübten Elementen in Verbindung mit Torschuss3. Spielsituationen aufbauen: 1:1, 2:1, 2:2, 3:214 Richard Cieslar, 2021

Bei Gruppenbildungen Einteilung nach folgenden Kriterien (je nach Übung): gleich schnelle Spieler (Laufübungen) gleich ballsichere Spieler (Dribbling, Zuspiel etc.) gleich große bzw. gleich schwere Spieler(Kopfball bzw. Kräftigung) Direkt beaufsichtigt und korrigiert werdenmuss die schwächere Gruppe!Wenn nur ein Trainer vorhanden ist: In derstärkeren Gruppe übernehmen evtl. zweioder drei Spieler, die die Übung bereits beherrschen oder schnell verstehen, die Rolledes Korrigierens und Helfens. (Natürlich übt die stärkere Gruppe so, dass sie vom Trainer gesehen wird)2.1. Das Kind im Alter von 6-9 Jahrengeringe Konzentrationsfähigkeit, sprunghafte Interessenswechsel, kurze Aufmerksamkeitsphasen nimmt mit allen Sinnen auf, braucht „spannende“ Präsentation und viele Reize hat noch rechts-/links-Probleme will sehr wohl wissen, wozu das gemacht wird (und soll es auch verstehen!) braucht Orientierungshilfen große Unterschiede in den körperlichen Voraussetzungen, aber . im Allgemeinen natürliche Ausdauer und schnelle Regeneration kommt schnell auf „andere“ Gedanken, wenn es un(ter)beschäftigt ist will Bestätigung seiner Leistung, fordert Aufmerksamkeit sind selbständig und kreativKonsequenzen für das Training nicht zu lange Erklärungen, aber immer .mit richtigem Vorzeigen verbundenideenreiches Training, „attraktive“ Präsentation der ÜbungVorzeigen in Blickrichtung der Kinder, also so, dass die Kinder in die gleiche Richtung schauen. Der Trainer steht also am besten mit dem Rücken zu den Kindern(Vorteil dabei: die Kinder können beim Erklären nicht auf den Mund des Trainersachten, sondern sehen die Füße oder Hände!) Aufnahme mit vielen Sinnen (Hören,Sehen, Fühlen)bei Vorzeigen von vorne: Achtung! Die Kinder sehen es seitenverkehrt!durchaus Erklären des Sinns der ÜbungOrientierung durch Markierungen erleichtern (Hütchen, Linien etc.)keine endlos langen Phasen mit der gleichen Übung, aber möglichst viele Wiederholungen15 Richard Cieslar, 2021

im Notfall eine Stufe zurück schalten, die Übungerleichtern, Niveau der Kinder beachtenRückmeldung durch den Trainer: Lob, Korrekturevtl. während der Übungen neue (auch individuelle!) Schwerpunkte setzen, bevor es „fad“wird – fördern und fordernkeine zu langen Pausen zwischen den Übungen, daher gut organisiertes Training (möglichstkurze „Umbau“-Phasen), „roten Faden“ behaltenMöglichkeit von Übungsangeboten zur Auswahl- variantenreiches Training!Anforderungen an den Trainer und Betreuer Geduld, auch wenn sich „Erfolge“ ( richtigesDurchführen) nicht sofort einstellenmuss das vorzeigen können, was die Kinder üben sollenmuss ruhig sein, deutlich und mit einfachen Worten sprechen, aber . konsequent sein, wenn er etwas ankündigt (z.B. „disziplinäre“ Maßnahmen)muss guten Überblick über die Gruppe haben (richtige Platzwahl beim Beaufsichtigen der Übungen)muss am Rand, aber trotzdem mittendrin sein (Korrigieren!)muss ein Vorbild sein (Verhalten gegenüber anderen, v.a. in punkto Fairness undsportlichem Verhalten, möglichst auch was Ernährung betrifft – zumindest, wenndie Kinder dabei sind)wenn die Übungen nicht verarbeitet werden können, erleichterndarf im Spiel nicht auf den „Sieg“ hinarbeiten, sondern auf sinnvolles Spielen derKinder, auf kreative und selbständige Lösungen für Spielsituationen2.2. Lernziele Fußball / Grundlagenalter (6-9 Jahre)Lernziele sind innerhalb der einzelnen Teilgebiete in aufsteigender Reihenfolge anzustreben, da sie aufeinander aufbauen! Empfehlenswert ist, sich in einer Art Spielerkartei die erreichten Lernziele jedes einzelnen Spielers zu vermerken! Nicht alle Zielewerden bis zum Ende der U9 erreichbar sein!A. Freude am Fußball wecken / erhaltengeeignete Maßnahmen durch den Trainer: Positive Motivation, loben Anbieten von Lösungen in Spielsituationen Fördern der eigenen Kreativität Auch jeder „alternative“ Sport ist gut für die Kinder16 Richard Cieslar, 2021

B. Technik mit Ball - BasistechnikB.5. Ballan- und -mitnahmeB.1. Jonglierena. Stoppen des flach gespielten Ballesb. Annehmen des flach gespielten Ballesc. Mitnahme des flach gespielten Ballesmit der Innenseited. Mitnahme des flach gespielten Ballesmit der AußenseiteA. Ball hochspielen und fangen (li/re)b. Jonglieren mit 1x Aufspringen (li/re)c. Jonglieren mit 1x Aufspringen (li/re)20xd. Jonglieren li/re/Bodene. Jonglieren Boden/Fuß li/Oberschenkel lif. Jonglieren Boden/Fuß re/Oberschenkel reg. Jonglieren Fuß/Oberschenkel beideFüßeB.2. Ballführena. Ballführen li/reb. Ballführen li/re Innenseite/Außenseitec. Ballführen li/re Vollristd. Ballführen in höherem TempoB.3. Ballgewöhnunga. Sohle rollen/vor/seitw./Kreisb. li/re abw.: Innens./Sohle/Außens.c. Abrollen / Hinaufschieben / Rückziehend. mit d.Sohle rollen, and. Fuß stopptusw. (lt. Video: Weil Coerver: „1,2,3 –Goal“)B.4. Überspiel- und Scheinbewegungen; Fintena. Innenseiteb. Außenseitec. Beckenbauer-Drehung Innen-/Außens.d. Sohlenstoppene. Rückziehfintei. Übersteigen nach außen (Schere)j. Übersteigen nach innenB.6. Schuss- und Zuspieltechnik(Stoßtechnik)a. Stoßtechnik (im Zuge der Ballgewöhnung und des Ballführens)b. flache, ruhende Bälle mit der Innenseitec. wie b., nur nach Ballmitnahmed. flache, ruhende Bälle mit dem Vollriste. wie d., nur nach BallmitnahmeB.7. Kopfballa. Anlegen, Köpfeln (mit Plastikball!)b. Selber aufwerfen, zum Partner köpfelnc. Partner wirft, Kopfball (Schritt zumBall!)d. Hechtkopfball aus dem Knie-/HockstandB.8. TormannB.8.1. Tormann-Technika. Ball zuwerfen, Fangenb. Ball zurollen, aufnehmen(Ausstellschritt)c. Seitwärts abrollend. Tauchen (vorwärts fallen)e. Seitwärts hechtenB.8.2. Spielaufbau (Tormann-Taktik)a. Sicherer Aufbau (Ausrollen!)b. Schneller Aufbau (Ausschuss)c. Entscheidung des TM, ob sicher /schnell)17 Richard Cieslar, 2021

C. Technik ohne BallD.2. GruppentaktikC.1. Fallschulunga. Freilaufen ohne Ballb. Deckenc. Übergang Abwehr/Angriffd. Offensive Verteidigere. Defensivaufgaben der Stürmerf. Dreieckssituation mit Freilaufena. abrollenb. Judorolle vorwärtsc. Judorolle rückwärts, über HindernisC.2. Gymnastika. Gymnastik einfachb. Koord. Gymnastik (Hampelmann)c. Koord. Gymnastik (Schuhplatteln)d. Koord. Ballgymnastike. Reaktionsgymnastik mit Ballf. Partnergymnastikg. Koord. Partnergymnastikh. Reaktionsübungeni. Musik- und rhythmische GymnastikD.3. Gruppen- und MannschaftstaktikC.3. Schnelligkeita. Handballb. Basketballc. Flag-Football, Baseball .d. sonstige (Schwimmen .)in der Freizeit: Schach oder andere Denksportarten! (mit Eltern oder Freunden)a. Fangspiele, Staffelnb. Reaktionsspiele, z.B. „Rodeo“c. 5-10 m-Sprintd. 5-10 m Sprint nach Reaktione. Sprints mit Ballf. Reaktionschnelligkeit, Sprints bis 10 mg. Reaktionschnelligkeit, Sprints bis 15 mC.4. Laufschulea. Fußgelenksarbeit *b. Skippings ** hohe Beinfrequenz, kurze Schrittec. Kniehebelaufd. Hopserlauf (Koord.) – Weite od. Höhee. Fersenhebelauf – Anfersenf. Kombination von Bewegungena. Tore schießenb. Grundtaktikaufgaben (Verteidig./Stürmer)c. Zusammenspiel, Zusammenspiel, ZusammenspielE. SonstigesE.1. „andere“ SpieleF. Erziehliche / Soziale ZieleF.1. Sportliche Erziehunga. Fairness gegen Gegner, Mitspieler, SRb. Hygieneerziehung, sportliche Ernährung(Umz

Training 32 7.2. Das Torschuss-Training 33 8. Das Turnsaaltraining 37 9. Kurzbeschreibung der Finten 38 10. Aufbau: Üben von Technik-Elementen „Finten mit der Sohle 39 11. Einige Übungen für „körperliche Faktoren des Trainings 40 12. Methodischer Aufbau; Jonglieren (Gaberln) und Ballkontro