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1Grundlagen des betrieblichenRechnungswesensLernzieleIn diesem Kapitel lernen Sie, llllllwas sich hinter dem Begriff des betrieblichen Rechnungswesens verbirgt undwie es gegliedert ist.wozu das betriebliche Rechnungswesen verwendet wird und welche Aufgaben es erfüllt.wer die Adressaten des betrieblichen Rechnungswesens sind.welche Werkzeuge im betrieblichen Rechnungswesen verwendet werden.die Grundbegriffe des betrieblichen Rechnungswesens.worin der Unterschied zwischen einer Bestands- und einer Strömungsgrößebesteht.1.1Begriff und GliederungÜber den Begriff des betrieblichen Rechnungswesens gibt es wahrscheinlich ebensoviele Definitionen, wie es Literaturquellen zu diesem Thema gibt. Allen Definitionen gemeinsam ist, dass betriebswirtschaftliche Inhalte mengen- oder wertmäßigerfasst und dargestellt werden sollen. Hierauf aufbauend ergeben sich nachfolgende Zwecke, die beispielsweise in der Überwachung oder in der Auswertung derInformationen liegen.Eine sehr griffige und die wesentlichen Inhalte des betrieblichen Rechnungswesens erfassende Definition liefern Koeder und Schmorleiz:»Das Rechnungswesen als eigenständiger Funktionsbereich eines Unternehmens umfasst alle Tätigkeiten, die darauf ausgerichtet sind, das gesamte Unternehmensgeschehen im Innen- und Außenverhältnis, insbesondere die Leistungserstellung (Produktionsund Dienstleistungsbereich) und die Leistungsverwertung (Absatzbereich), mengen undwert-mäßig zu erfassen, zu überwachen und auszuwerten, [ ]«. (Koeder/Schmorleiz,2004)13978-3-17-033547-9 D.3d 135/24/2018 17:23:41
1 Grundlagen des betrieblichen RechnungswesensDas betriebliche Rechnungswesen gliedert sich in die beiden Bereiche Externes undInternes Rechnungswesen.Während sich das Externe Rechnungswesen primär der Finanzbuchhaltungwidmet und u. a. in die Finanzbuchhaltung im engeren Sinne, die Debitorenund Kreditorenbuchhaltung und die Anlagenbuchhaltung untergliedert wird,befasst sich das Interne Rechnungswesen der sogenannten Betriebsbuchhaltung,den Planungsrechnungen und der Statistik mit den Verfahren der Vergleichsrechnung.Im Fokus des Internen Rechnungswesens liegen daher vor allem das Controlling,die Kosten- und Leistungsrechnung, die Investitionsrechnung und sämtliche Formen der Planungsrechnungen.Die nachfolgende Grafik soll diesen Zusammenhang noch einmal verdeutlichen.BetrieblichesRechnungswesenExternes Rechnungswesen ssInternes Rechnungswesen Kosten-/Leistungsrechnung Statistik PlanungAbb. 1.1: Struktur des betrieblichen Rechnungswesens1.2Verwendung und AufgabenDer primäre Zweck des betrieblichen Rechnungswesens besteht darin, dasUnternehmensgeschehen abzubilden. Zahlreiche Prozesse innerhalb des Unternehmens sollen auf diese Weise festgehalten und beispielswese für Vergleichszwecke erfasst werden.14978-3-17-033547-9 D.3d 145/24/2018 17:23:41
1.3 Adressaten des betrieblichen RechnungswesensDie Abbildung des Unternehmensgeschehens kann in die Bereiche Ermittlung undErfassung, Überwachung und Auswertung untergliedert werden.Unter dem Aspekt der Ermittlung und Erfassung sind unternehmensinterne undunternehmensexterne Prozesse zu subsumieren. Unternehmensinterne Prozessebeziehen sich primär auf die Stellung der betrieblichen Leistung, Unternehmensexterne Prozesse erstrecken sich auf die Beschaffung der Produktionsfaktoren, aufden Vertrieb der produzierten Leistung, auf die Bewegungen der finanziellen Ressourcen und auf eventuelle Prozesse im Zusammenhang mit öffentlichen Abgabenund Beiträgen (z. B. Steuern).Aus der Verwendung des betrieblichen Rechnungswesens ergeben sich vierHauptaufgaben, die sich von der Dokumentation über die Rechenschaftslegung zuder Kontrolle und schließlich zur Disposition erstrecken.Aufgaben des betrieblichen RechnungswesensRechenschaftslegungDokumentation zeitlich undsachlich geordneteAufzeichnung allerGeschäftsfälle Verwendung vonBelegen Vermögenswerte,Eigen- undFremdkapital,Jahreserfolg (GuV) gesetzlicheVorschriftenInformationexterner undinternerAdressatenKontrolle aussagefähigesInformations- undKontrollsystemÜberwachungWirtschaftlichkeitund Zahlungsbereitschaft(Liquidität)Disposition Grundlage fürunternehmerischePlanungen undEntscheidungenAbb. 1.2: Aufgaben des betrieblichen Rechnungswesens1.3Adressaten des betrieblichen RechnungswesensDie Hauptaufgabe des betrieblichen Rechnungswesens besteht darin, Informationen zu vermitteln. Diese Informationen dienen den am Unternehmensgeschehen beteiligten Adressaten.Hierzu zählen beispielsweiselldie Managementbereiche des Unternehmens,die Mitarbeiter des Unternehmens,15978-3-17-033547-9 D.3d 155/24/2018 17:23:42
1 Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesensllllldie Anteilseigner,eventuelle Gläubiger des Unternehmens,die Finanzbehörden,die Gewerkschaften oderdie allgemeine Öffentlichkeit.Insbesondere im Internen Rechnungswesen besteht eine wichtige Aufgabe darin,den Adressaten eine sachgerechte und verständliche Information zur Verfügung zustellen. Daher sollten beispielsweise in Controlling-Berichten Zahlen- und Datenfriedhöfe vermieden werden und vielmehr griffige und den Einsatzzweck unterstützende Informationen abgebildet werden.1.4WerkzeugeFür das betriebliche Rechnungswesen wurde im Laufe der Geschichte eine vergleichsweise hohe Zahl an Methoden entwickelt. Allen gemeinsam sind die bereitsangesprochenen Aufgaben.Um einen Überblick über die wichtigsten Werkzeuge des betrieblichen Rechnungswesens zu geben, soll die nachfolgende Aufzählung lediglich exemplarischeBedeutung besitzen.Sie umfasst mögliche Instrumente des Internen und des Externen Rechnungswesens, die an späterer Stelle eingehend erläutert werden.llllllllKonten und Kontenplan,Bilanz und Gewinn- und - und echnungsbogen.1.5GrundbegriffeGemäß den vorgenannten Definitionen besteht die Hauptaufgabe des betrieblichenRechnungswesens darin, Werte zu erfassen und darzustellen.Leider ist es in diesem Zusammenhang nicht möglich, lediglich die einfachenBegriffe »Zugang« und »Abgang« zu verwenden.16978-3-17-033547-9 D.3d 165/24/2018 17:23:43
1.5 GrundbegriffeZu unterscheiden sind Zu- und Abgänge des Zahlungsmittelbestandes, des Geldvermögens und des Betriebsvermögens.1.5.1Einzahlungen und AuszahlungenIn der einfachsten Form verändert sich lediglich der Zahlungsmittelbestand. ZumZahlungsmittelbestand gehören Mittel, die in einem Unternehmen in der Kasseliegen, und Mittel, die sich auf jeder Zeit verfügbare Bankguthaben erstrecken(sogenannte Kontokorrent- oder Girokonten). Diese Bankguthaben werden auchals Sichteinlagen bezeichnet.llNimmt der Zahlungsmittelbestand zu (z. B. durch eine Bareinlage in dieKasse), spricht man von einer Einzahlung.Nimmt der Zahlungsmittelbestand ab (z. B. durch eine Barentnahme auseiner Kasse), so spricht man von einer Auszahlung.1.5.2Einnahmen und AusgabenÄndert sich nicht nur der Zahlungsmittelbestand des Unternehmens, sondern dasGeldvermögen, so sind die Begriffe »Einzahlung« und »Auszahlung« nicht umfassend genug. Hierfür benötigen wir die weiterführenden Begriffe »Einnahme«und »Ausgabe«.llMan spricht von Einnahmen, sofern sich das Geldvermögen erhöht. Hierzuzählen beispielsweise Barverkäufe.Man spricht von Ausgaben, sofern das Geldvermögen abnimmt. Hierzuzählen beispielsweis Bareinkäufe.Der Begriff des Geldvermögens ist somit weitreichender. Er umfasst nicht nur denZahlungsmittelbestand, sondern auch eine Veränderung der Forderungen (also derAnsprüche des Unternehmens an Dritte) oder eine Abnahme der Verbindlichkeiten(also der Schulden des Unternehmens gegenüber Dritten).1.5.3Ertrag und AufwandFür die Unternehmensleitung von großer Bedeutung ist die Beantwortung derFrage, wie hoch das eigentliche Vermögen des Unternehmens ist. Man spricht indiesem Zusammenhang vom sogenannten Netto- oder Reinvermögen. Es wird ausder Differenz des Vermögens und der Schulden ermittelt. Zur seiner Abbildungwerden die Begriffe »Ertrag« und »Aufwand« verwendet.17978-3-17-033547-9 D.3d 175/24/2018 17:23:43
1 Grundlagen des betrieblichen RechnungswesensllVon Ertrag spricht man, wenn sich durch einen Wertezugang das Betriebsvermögen erhöht und so das Eigenkapital zunimmt. Übersteigt in diesemZusammenhang der Ertrag den Aufwand, sprechen wir von einem Gewinn.Als Beispiel sind hier die Erlöse für die betriebliche Leistung zu nennen.Für den Fall, dass das Betriebsvermögen gemindert wird und somit das Eigenkapital abnimmt, sprechen wir von einem Aufwand. Übersteigt der Aufwandden Ertrag, verzeichnet das Unternehmen einen Verlust. Ein Beispiel für denbetrieblichen Aufwand stellen die Personalkosten des Unternehmens dar.1.5.4Betrieblicher Ertrag – Betrieblicher AufwandEine Präzisierung der vorgenannten Begriffe Aufwand und Ertrag stellen die (weiterführenden) Begriffe »betrieblicher Ertrag« und »betrieblicher Aufwand« dar. Inhaltlich handelt es sich hierbei ebenfalls um einen Wertezugang bzw. eine Wertminderung.Allerdings beschreibt der betriebliche Ertrag den Wertezugang in Bezug auf dasSachziel der Unternehmung. Er entsteht also durch die Erstellung und Verwertungder betrieblichen Leistung.Als »sachzielbezogen« bezeichnet man alle Aktivitäten eines Unternehmens, dieseinem Sachziel dienen. Sachziel ist das, was das Unternehmen auf dem Markterreichen möchte.Durch die Kombination der Produktionsfaktoren werden hierfür Kosten verursacht und es entstehen Güter und Dienstleistung.Der Verbrauch der Produktionsfaktoren (¼ Kosten) und die entstandenen Güterund die Dienstleistungen dienen dem Sachziel der Unternehmung.Man spricht dann beispielsweise bei einem Gesundheitsbetrieb von einemSachzielbezug, wenn sich seine Tätigkeit an der Verbesserung des Gesundheitszustands des Patienten orientiert.Keinen Sachzielbezug hingegen besäße die Vermietung von Fahrzeugen aus demFuhrpark des Gesundheitsbetriebs.Ein Beispiel für den betrieblichen Ertrag stellen die Umsatzerlöse dar, die der Gesundheitsbetrieb für die Erbringung einer Patientenbehandlung erzielt.Der betriebliche Aufwand ist – ebenso wie der Aufwand – eine Wertminderung imUnternehmen. Allerdings bezieht auch er sich auf das Sachziel des Unternehmens.Er entsteht durch die Erstellung und Verwertung der betrieblichen Leistung.Ein Beispiel für den betrieblichen Aufwand stellen Löhne und Gehälter für die Mitarbeiter dar, die die betriebliche Leistung u. a. ermöglichen, also z. B. das Gehaltder Ärzte.Der betriebliche Aufwand und der betriebliche Ertrag beschreiben das sogenannte betriebsnotwendige Vermögen. Hierdurch werden Vermögensanteile abge18978-3-17-033547-9 D.3d 185/24/2018 17:23:43
1.5 Grundbegriffegrenzt, die grundsätzlich nichts mit dem Betriebsvermögen zu tun haben, alsobetriebsfremd sind. Dies ist beispielsweise in einem Krankenhaus die Vermietungvon Zimmern für Angehörige von Patienten (also für nicht behandlungsbedürftigeBesucher des Krankenhauses).1.5.5Bestands- und StrömungsgrößenIn Zusammenhang mit den genannten Begriffsdefinitionen sind darüber hinausWerte zu unterscheiden, die einen Bestand darstellen (sogenannte Bestandsgrößen),und Werte, die eine Bewegung im Unternehmen darstellen (sogenannte Strom- oderStrömungsgrößen).llBetrachtet man die später noch zu definierenden Bestandskonten im Rahmender Finanzbuchhaltung, so erfassen sie beispielsweise den Zahlungsmittelbestand oder das Geldvermögen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dies ist inder Regel der Bilanzstichtag (31.12. eines Geschäftsjahrs).Strömungsgrößen bilden Prozesse in einem Unternehmen ab, die einer Veränderung unterliegen und daher »im Fluss«, also strömend sind. Hierzuzählen beispielsweise Einnahmen oder Erträge des Unternehmens.ReflexionsfragenlllllWie definiert sich der Begriff »Rechnungswesen«?Welchen Zwecken dient das betriebliche Rechnungswesen?Wer ist Adressat der Informationen aus dem betrieblichen Rechnungswesen?Welche Werkzeuge stehen im betrieblichen Rechnungswesen zur Verfügung?Können Sie die Grundbegriffe des betrieblichen Rechnungswesens voneinander abgrenzen? Was ist z. B. der Unterschied zwischen einer Bestands- undeiner Strömungsgröße?19978-3-17-033547-9 D.3d 195/24/2018 17:23:43
1 Grundlagen des betrieblichen RechnungswesensAuszahlung12aber keineAusgabeAusgabe345aber keineAuszahlungAufwandaber keinAufwand67aber keineAusgabeKosten8aber keineKosten9aber keinAufwandLfd. Nr.123456789BeispielBezahlung von auf Ziel gekauften ImplantatenBarkauf eines Kopiergerätes aus der VerwaltungKauf von Implantaten auf ZielKauf von Implantaten, die sofort verbraucht werdenKauf von Implantaten, die erst später verbraucht werdenBuchung der AbschreibungBuchung von Gehältern der MitarbeiterSpende an eine kirchliche OrganisationKalkulatorische Miete für ein Medizinisches VersorgezentrumAbb. 1.3: Strömungsgrößen – Wertminderung20978-3-17-033547-9 D.3d 205/24/2018 17:23:43
1.5 GrundbegriffeEinzahlung12aber keineEinnahmeEinnahme345aber keineEinzahlungErtragaber keinErtrag67aber keineEinnahmeLeistung8aber keineLeistung9aber keinErtragLfd. Nr.123456789BeispielSelbstzahler begleicht die Rechnung aus dem Dezember im JanuarPatientin zahlt eine ambulante Leistung sofort in barPatient erhält eine Arztrechnung mit Zahlungsziel 30 TagePatientin zahlt eine Vorsorgeleistung sofort mittels EC-KarteOP-Tisch (aus dem Lager) wird an ein anderes Krankenhaus verkauftKrankenhausapotheke stellt Arzneimittel her und lagert diese einKrankenkassen zahlen unsere RechnungenKrankenhaus erhält Miete aus dem Wohnheim für PflegekräfteControlling kalkuliert Erlöse für Wahlleistungen mit einem AufschlagAbb. 1.4: Strömungsgrößen – Wertzugang21978-3-17-033547-9 D.3d 215/24/2018 17:23:44
2Externes RechnungswesenLernzieleIn diesem Kapitel lernen Sie, lllwas sich hinter dem Begriff des Externen Rechnungswesens verbirgt und wiees gegliedert ist.wozu das Externe Rechnungswesen verwendet wird und welche Aufgaben eserfüllt.welche Rechtsgrundlagen für das Externe Rechnungswesen wichtig sind.Das Externe Rechnungswesen ist die historisch gesehen ältere Form der Rechnungslegung, die bereits im 4. Jahrtausend vor Christus in Ansätzen von den Sumerern praktiziert wurde. Das Rechnungswesen moderner Prägung kann bis aufdie Fugger im 16. Jahrhundert zurückgeführt werden. Sie erstellten erstmals eineBilanz. Mit dem Ausbau der Handelsbeziehungen, die insbesondere durch dieEntwicklung der Hanse intensiviert wurden, war die Erfassung der Waren und derGeldströme anhand eines Rechnungswerkes unabdingbar. Aus dieser Zeit stammtunser heutiges Externes Rechnungswesen.2.1Begriff und GliederungDas Externe Rechnungswesen dient der Darstellung des Unternehmens imAußenverhältnis. Es soll den Kaufmann in die Lage versetzen, sämtliche Geschäftsfälle lückenlos aufzuzeichnen und alle Aktivitäten nachvollziehbarbelegen zu können.Im Gegensatz zum später noch zu besprechenden Internen Rechnungswesenunterliegen Aufbau und Ausgestaltung des Externen Rechnungswesens umfassenden gesetzlichen Vorgaben. Die Finanzbuchhaltung als Hauptteil des ExternenRechnungswesens ist ein sehr stark regelorientiertes Dokumentationssystem. Es22978-3-17-033547-9 D.3d 225/24/2018 17:23:44
1 Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesens Lernziele In diesem Kapitel lernen Sie, l was sich hinter dem Begriff des betrieblichen Rechnungswesens verbirgt und wie es gegliedert ist. l wozu das betriebliche Rechnungswesen verwendet wird und welche Aufga- ben es erfüllt. l wer die Adressaten des be