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Ausbildung, Job – und dann?Ratgeber zum Start in die berufliche Weiterbildung
1Inhaltsverzeichnis1 Einleitung32 Erste Orientierung4Berufliche Weiterbildung: Energie fürIhren Erfolg !. . . 4Weiterbilden, weiterkommen. 4Berufliche Weiterbildung im Überblick. . 6Anpassungsfortbildungen. 6Aufstiegsfortbildungen. 7Umschulungen. 7Exkurse. 8Zusatzqualifikationen. . 8Aus- und Weiterbildung im Ausland. . . 9Duales Studium. . . 10Vom Betrieb an die Hochschule. 10Fünf Fragen zum Einstieg in die beruflicheWeiterbildung. 12Elektronik, Elektrotechnik und Mechatronik. 45Metall- und Fahrzeugtechnik. 46Chemie und Pharmazie. 48Bau und Ausbau. 49Kunst, Kultur und Gestaltung. 51Lebensmittel, Hotel und Gastronomie. 53Landwirtschaft. . 54Gesundheit, Sozialwesen und Körperpflege. 56Weitere bundeseinheitlich geregelteFortbildungsabschlüsse. 575 Nützliche Links im Internet58Impressum653 Schritt für Schritt zurpassenden beruflichenWeiterbildung14Den eigenen Lernstil berücksichtigen. 14Betriebliche Ansprechpartner finden. 16Kosten checken und Förderung nutzen. 18Unterstützung durch den Arbeitgeber. 18Recht auf Bildungsurlaub. 19Förderprogramme des Bundes. . . 20Förderprogramme der Bundesländer. . 21Weiterbildungsangebote suchen – und finden. 22Qualität zählt. . . 23Weiterbildungsberatung nutzen. 27TIPP INFO4 Aufstieg mit System – undanerkannten Abschlüssen28Die drei Ebenen der Aufstiegsfortbildung. 30Fortbildungsabschlüsse nach Berufsfeldern. . 36Kaufmännischer Bereich. 37Banken, Versicherungen, freie Berufe. 38Logistik. 40Druck, Papier und Medien. . 41Informationstechnik. 43PRAXISBEISPIELCHECKLISTE
2VorwortDie Entscheidung für eine berufliche Weiterbildung kann ganz unterschiedlicheGründe haben: mit den steigenden Anforderungen am Arbeitsplatz Schritt halten wollen, sich neue Wissensgebiete erschließen oder ganz allgemein – Karriere m achen!Eine Vielzahl an Weiterbildungsangeboten ermöglicht es jungen Fachkräften, sich gemäß ihren Neigungen, Qualifikationen und individuellen Berufszielen fortzubilden.Wie soll es nach der beruflichen Erstausbildung weitergehen? Welche Möglich keitenzur beruflichen Weiterbildung gibt es? Wie ist es möglich, sich über B erufspraxisund Fortbildungen für Führungsaufgaben zu qualifizieren und Berufsposi tionen zuerreichen, die sonst nur ein Hochschulstudium ermöglicht? Antworten auf diesewichtigen Fragen gibt diese Broschüre. Sie bietet Orientierungshilfen zum Einstiegin die berufliche Weiterbildung und einen systematischen Überblick über die breite Palette von Fortbildungsmöglichkeiten im dualen Berufsbildungssystem. Auch stelltsie die bundeseinheitlich geregelten Aufstiegsfortbildungen vor – Fortbildungen mitanerkannten Abschlüssen und guten Karriereaussichten.Mit seiner Initiative „Berufliche Weiterbildung: Energie für Ihren Erfolg“ vermitteltdas Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein besseres Verständnisder vielfältigen Chancen der beruflichen und betrieblichen Weiterbildung. Denn bereits bei der Entscheidung für eine Ausbildung und während der Erstausbildungkönnen erste Weichen gestellt werden. So kann man mit einem dualen Studiumgleichzeitig einen Ausbildungsabschluss und einen Hochschulabschluss erwerben –und möglicherweise auch Förderprogramme für sich nutzen.Bundesweit anerkannte Fortbildungsabschlüsse eröffnen ganz neue berufliche Perspektiven und Chancen. Dieser Ratgeber kann der erste Schritt zu einer i ndividuellpassenden beruflichen Weiterbildung sein. Allen, die sich für eine b erufliche Weiter bildung entscheiden, wünsche ich viel Erfolg und alles Gute !Prof. Dr. Johanna WankaBundesministerin für Bildung und ForschungAUSBILDUNG, JOB – UND DANN?
31 EinleitungWas kommt nach der Berufsausbildung?Wie kann ich in meinem Job noch besser durchstarten? Welche Karriere strebe ich an – und welchen Abschlussbrauche ich dafür? nanziellen Förderung gibt es? Wie und wo finde ichfiauf dem Anbietermarkt geeignete Angebote? Und wassind die Besonderheiten der beruflichen Weiterbildungin einzelnen Berufsfeldern oder Branchen?Wahrscheinlich stellt sich jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer irgendwann im Berufsleben dieseFragen. Manchmal noch während der Erstausbildung,ganz sicher aber nach einigen Jahren Berufstätigkeit.Und dabei steht fest: Egal, ob Sie Ihre beruflichenHandlungskompetenzen möglichst praxisnah weiter entwickeln möchten, andere Wissensgebiete erschlie ßen, sich für einen beruflichen Aufstieg oder die Selbstständigkeit fit machen wollen – der Schlüsselheißt berufliche Weiterbildung.Diese Broschüre möchte Ihnen den Start in die beruf liche Weiterbildung so einfach wie möglich machen –und die wichtigsten Orientierungs- und Einstiegsfragenkompakt und verständlich beantworten. Darüber hinaus soll sie als Wegweiser zu einer für Sie passendenberuflichen Weiterbildung dienen und Ihnen helfen,sich auf dem Weiterbildungsmarkt leichter zurecht zufinden. Im Vordergrund steht dabei die bundesein heitlich geregelte berufliche Weiterbildung – konkretdie sogenannte Aufstiegsfortbildung mit ihren aner kannten Abschlüssen.Doch wer eine Weiterbildung in Angriff nehmen will,sollte sich vorab über einige wesentliche Punkte informieren: Was kann ich und was will ich mit einer Weiterbildung erreichen? Welche beruflichen Weiter bildungsalternativen gibt es überhaupt und welchekommen für mich infrage? Was muss ich an Zeit undGeld dafür investieren? Welche Möglichkeiten derMeisterin oder Meister?Der besseren Lesbarkeit wegen wurde im Text weit gehend die männliche Schreibweise verwendet. Angesprochen sind aber selbstverständlich immerFrauen und Männer.
4AUSBILDUNG, JOB – UND DANN?2 Erste OrientierungBerufliche Weiterbildung:Energie für Ihren Erfolg!51 Prozent über die Hälfte der 18- bis 64-Jährigenin Deutschland an Weiterbildungen teilgenommen.Weiterbilden, weiterkommen„Bleibe neugierig, bleibe verrückt“ – mit diesen Wortenbeschrieb Apple-Gründer Steve Jobs das Credo seinesberuflichen Werdegangs und eines seiner wichtigstenErfolgsrezepte: Lebenslanges Lernen.Klar ist: In der heutigen Berufswelt bedeutet der Abschluss einer Erstausbildung noch lange nicht dasEnde der beruflichen Bildung. Vielmehr gilt: Nach derAusbildung ist vor der Fortbildung. Nur wer neugierigauf neues Wissen und neue Berufserfahrung bleibt,hat auch langfristigen Erfolg – auf dem Arbeitsmarktund in der eigenen Berufsentwicklung. Denn die beruf lichen Anforderungen wandeln sich heute sehr vielschneller als früher – das gilt für Konzerne in der High tech-Industrie ebenso wie für Handwerksbetriebe, fürProgrammierer genauso wie für Pflegekräfte.Die gute Nachricht: Sie haben den wichtigen erstenSchritt bereits getan. Allein, dass Sie diese Broschürein Händen halten, beweist doch, dass Sie Lust aufNeues haben, dass Sie lernen und Ihre beruflichenHandlungskompetenzen erweitern möchten oder mitdem konkreten Gedanken spielen, eine beruflicheWeiter bildung anzugehen. Und: Sie sind mit IhremWeiter bildungswunsch nicht allein. 2014 hat mitSo bleiben Sie beruflich am Ball: Der Job auf Lebens zeit ist selten geworden. Befristete Arbeitsverhältnissenehmen zu und mit ihnen die Lücken in den Lebens läufen. Auch der technische Fortschritt und die Globa lisierung, das Internet und der demografische Wandelverändern Arbeitsmärkte und Anforderungen. Umfür die Arbeitswelt von morgen gewappnet zu sein,müssen Wissen, Fertigkeiten, personale und sozialeKompe tenzen angepasst und erweitert werden.Eine Investition, die sich für Sie lohnt: Forschervom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung(ZEW) haben herausgefunden, dass Weiterbildungen,die berufliche Fähigkeiten vermitteln, für Arbeit nehmer durchschnittlich bis zu sechs Prozent mehrEinkommen bringen. Auch die 8. DIHK-Umfrage unterAbsolventen der IHK-Weiterbildungsprüfungen 2014belegt: Über zwei Drittel der antwortenden Absolven ten sind nach der Prüfung b eruflich aufgestiegen, haben mehr Verantwortung übernommen und sichauch finanziell verbessert.
2 ERSTE ORIENTIERUNGSie werden finanziell gefördert: Arbeitgeber beteiligensich oft an den Kosten für berufliche Weiterbildung.Außerdem gibt es viele staatliche Fördermöglichkeiten.Bund und Länder haben in den vergangenen Jahrenneue Förderprogramme aufgelegt und Bewährtes wiedas Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz – das soge nannte „Aufstiegs-BAföG“ – reformiert, damit sichnoch mehr Menschen beruflich weiterbilden. Meistgibt es finanzielle Zuschüsse. Komplett finanzierteberufliche Weiterbildungen sind aber selten. Dochimmerhin: Kosten, die für eine berufliche Fortbildungaus eigener Tasche bezahlt wurden, können beimFinanzamt geltend gemacht und von der Steuer abge setzt werden.Zeit, die Sie sich nehmen dürfen: Weiterbildung kostetnatürlich auch Zeit. Doch es gibt Unterstützung, etwain Form des Bildungsurlaubs. Das bedeutet: Arbeitgeberstellen ihre Mitarbeiter unter Fortzahlung des Gehaltsvon der Arbeit frei, damit diese sich beruflich weiter bilden können. Die Voraussetzungen für den Anspruchauf Freistellung sind von Bundesland zu Bundeslandjedoch unterschiedlich. In vierzehn Bundesländern istder Bildungsurlaub gesetzlich verankert. Ausnahmenbilden Bayern und Sachsen. Im Durchschnitt könnenBeschäftigte fünf Tage pro Kalenderjahr für Weiterbil dung als Bildungsurlaub geltend machen.Sie müssen nicht die Schulbank drücken: Es gibt heutzutage viele Wege, die berufliche Weiterbildungmöglich machen – von Lern-Apps für Smartphonesbis hin zum internetbasierten Unterricht in virtuellenKlassenräumen. Natürlich ist der Präsenzunterricht,den jeder noch aus der Schule kennt, nach wie vor derKlassiker unter den Lernformen. Wer aber unabhängigvon Zeit und Ort lernen und auch sein Lerntemposelbst bestimmen möchte, dem stehen heute viele Erfolg versprechende Alternativen zur Verfügung.5Stimmen aus der PraxisAnika Thieme, Staatl. Gepr. Technikerin, Fachrichtung Chemietechnik:„Mir wurde nach meiner Ausbildung bewusst,dass ich beruflich bessere Chancen habe, wenn ichmich weiterqualifiziere. Deshalb habe ich mich informiert, welche passenden Weiterbildungen esgibt. Für mich war die Weiterbildung zur Staatlich Geprüften Chemietechnikerin die erste Wahl.“Arne-Rasmus Rathje,Maurer- und Betonbauermeister:„Um mich beruflich möglichst breit aufzustellen,habe ich mich für eine Fortbildung zum Meisterentschlossen. Für mich ist es immer wieder beeindruckend, wie technisches Fachwissen aufder Baustelle vor Ort in die Praxis umgesetzt wird.Als Meister muss ich sowohl eine gewissenhaftePlanung, aber auch die fachgerechte Ausführungmeiner Projekte beherrschen.“Passende Weiterbildungenzu meinem BerufEine Übersicht über sinnvolle Fortbildungen erhalten Sie auf den Seiten der Bundesagenturfür Arbeit. Unter www.berufenet.arbeitsagentur.degeben Sie Ihre Berufsbezeichnung in die Suchmaske ein. Klicken Sie in der Ergebnisliste IhrenBeruf an und wählen Sie dann in der oberenNavigation „Perspektiven“ die Unterrubrik„Weiterbildung“. Sie finden genau zu IhremBeruf passende Weiterbildungsmöglichkeiten.
6Berufliche Weiterbildungim ÜberblickAUSBILDUNG, JOB – UND DANN?Sprachkurs, der privat für den Urlaub absolviert wurde,auch berufliche Vorteile bringen.AnpassungsfortbildungenEs gibt viele Wege, sich beruflich weiter- oder fort zubilden. Und genauso vielfältig sind die Bezeichnungenund Begriffe. Das Problem: Sie werden nicht immer einheitlich verwendet. Und meist fehlt das Überblickswissen, unterschiedliche Weiter bildungsangebote richtig einschätzen zu können.Wo fängt berufliche Weiterbildung an, wo endet sie?Zur beruflichen Weiterbildung werden üblicherweiseFortbildungen, Umschulungen und das Lernen im Pro zess der Arbeit gezählt. Letzteres gewinnt in den letztenJahren zwar immer mehr an Stellenwert. Den Kern derberuflichen Weiterbildung bilden aber nach wie vordie Anpassungs- und Aufstiegsfortbildungen, die häufigauch vom Betrieb initiiert werden. Über ein Drittel der18- bis 64-Jährigen in Deutschland hat 2014 an betrieb licher Weiterbildung teilgenommen, also an Weiterbil dungsangeboten, die vom Betrieb organisiert undfinanziert wurden. Nicht selten nehmen Arbeitnehmeraber auch auf eigene Initiative unabhängig vom Betrieban individueller berufsbezogener Weiterbildung teil.Hinzu kommt, dass auch allgemeine Weiterbildungenteilweise beruflich verwertet werden. So kann etwa einDiese Form der beruflichen Weiterbildung dient dazu, zusätzliches Fachwissen oder neue Kompetenzen zu erwerben, vorhandenes Wissen aufzufrischen und zuerweitern oder etwa der technischen Entwicklung anzupassen. Mit Anpassungsfortbildungen bleiben Arbeitnehmer beruflich „am Ball“ und können neuenAnforderungen am Arbeitsplatz besser begegnen. Anpassungsfortbildungen s tellen den Regelfall der beruflichen Weiterbildung dar: Typische Beispiele sindSchulungen in neuer Software, Veranstaltungen zurechtlichen Änderungen oder Sprachkurse für die Zusammenarbeit mit ausländischen Kunden oder Part nern. Häufig ist die berufliche Weiterbildung mit derAusübung des Berufes eng verknüpft, beispielsweise beiSteuerberatern. Fortwährende Veränderungen in derSteuergesetzgebung erfordern die ständige Aktualisie rung des eigenen Wissensstandes, um diesen Berufüberhaupt ausüben zu können. In anderen Berufensind es technische Neuerungen, rechtliche Änderungenoder sonstige Entwicklungen, die ein permanentesWeiterlernen unumgänglich machen. Anpassungsfort bildungen erfolgen in der Regel im Laufe betrieblicheroder überbetrieblicher Veranstaltungen. Durchgeführt
2 ERSTE ORIENTIERUNGwerden sie häufig von Bildungseinrichtungen der Kammern, von Berufsverbänden oder von privaten Bildungsdienstleistern. Sie enden meistens mit einemZertifikat oder einer Teilnahmebescheinigung.Zeugnis, Zertifikat oder Teilnahmebescheinigung?Es gibt berufliche Fortbildungsabschlüsse, die nachdem Berufsbildungsgesetz (BBiG), der Handwerksordnung (HwO) oder landesrechtlich nach ent sprechenden Gesetzen der Bundesländer geregeltsind. Das bedeutet: Diese beruflichen Fortbildungen setzen in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie Berufserfahrung voraus, die Inhaltesind fixiert, sie enden in einer Prüfung und ihre Abschlüsse sind staatlich anerkannt.Daneben gibt es Weiterbildungsabschlüsse, dieetwa nach den Vorgaben eines Berufs- oder Branchenverbandes geregelt und speziell auf dessen Bedarf abgestimmt sind. Diese Weiter bildungen enden ebenfalls mit einer Prüfungund können auch ohne gesetzliche Anerkennungin der jewei ligen Branche sehr anerkannt sein.Hinzu kommen Weiterbildungsangebote in öffent licher Trägerschaft, etwa der Volkshochschulen,und in privater Trägerschaft – von Weiterbildungsanbietern, die als rein kommerzielle Dienstleistertätig sind. Das Niveau ist dabei so unterschiedlich,wie es die Abschlüsse sind. Mal bekommen Teil nehmer lediglich einen Teil nahmenachweis, mal einZerti fikat mit Benotung – wobei die Bezeichnungin aller Regel keine Rück schlüsse auf den Wert desAbschlusses auf dem Arbeitsmarkt zulässt. SolltenSie an dieser Stelle unsicher sein, lassen Sie sich ambesten unabhängig beraten. Mehr dazu im 3. Kapitelauf Seite 27.7AufstiegsfortbildungenEin strukturierter Ausbau oder eine fundierte Stärkungder beruflichen Handlungskompetenzen verbundenmit dem Wahrnehmen neuer Aufgabenbereiche oderAufstiegsmöglichkeiten – das ist das Ziel der sogenann ten Aufstiegsfortbildung. Arbeitnehmer verbessern damit ihre Qualifikationen, die Aussichten auf einefachliche Karriere und Führungspositionen undzumeist auch ihre Perspektive auf bessere Bezahlung. Typische Beispiele für Aufstiegsfortbildungen sindMeisterkurse oder Kurse, die auf einen der zahlreichenanderen staatlich anerkannten Fort bildungsabschlüssevorbereiten. Solche Fortbil dungen werden in allenBerufsfeldern angeboten – vom kaufmännischenBereich über Metall-, Elektro-, IT- und Chemieberufe,Gesundheits- und Pflegeberufe bis hin zur Landwirt schaft. Der Fortbildungsabschluss wird durch die Prü fung vor der zuständigen Stelle erlangt. Abschlüsse sindbeispielsweise Handwerksmeisterin, Industriemeister,Staatlich Geprüfte Technikerin, Geprüfter Fachwirt,Geprüfte Fachkauffrau oder Geprüfter Betriebswirt.UmschulungenWer schon einen Ausbildungsberuf erlernt hat oderentsprechende Berufserfahrung vorweisen kann, dembietet sich die Möglichkeit einer Umschulung. Dieseist vergleichbar mit einer – verkürzten – zweiten Aus bildung, die für eine neue Tätigkeit qualifiziert, und endet normalerweise mit einer anerkannten Prüfung,etwa vor der zuständigen Kammer. Eine Förderungdurch die Agentur für Arbeit ist möglich, wenn der alteAusbildungsberuf – zum Beispiel aus gesundheitlichenGründen – nicht mehr ausgeübt werden kann oderdie Umschulung notwendig und geeignet ist, um einebestehende Arbeitslosigkeit zu beenden oder eine drohende Arbeitslosigkeit abzuwenden.
8AUSBILDUNG, JOB – UND onenWeiterqualifizierung muss nicht erst nach der Ausbil dung beginnen. Schon während der Berufsausbildungin Betrieb und Berufsschule kann man so die eigenenBerufschancen oder Karriereaussichten verbessern. Zusätzlich zu einer dualen Ausbildung können bei spielsweise betriebswirtschaftliche Kenntnisse erlangt, EDV-Zertifikate erworben, Fremdsprachenkenntnissevertieft oder Techniklehrgänge absolviert werden. Ausbildungsbegleitende Zusatzqualifikationen sindein echter Pluspunkt im Lebenslauf. Auszubildende inHandwerksberufen können zusätzlich betriebswirt schaftliche Kenntnisse erlangen und auf diese Weiseschon während der Ausbildung einen Teil der Meister qualifikation erwerben. Bundesweit gibt es momentanrund 2.300 Zusatzqualifikationen für nahezu alle Ausbildungsberufe.Was sind Zusatzqualifikationen?Zusatzqualifikationen können von Auszubildendenin einem staatlich anerkannten Ausbildungsberufim dualen System erworben werden.Zusatzqualifikationen ergänzen die Ausbildung durch zusätzliche Inhalte, die nicht in der Ausbildungsordnung eines Berufes vorgeschrieben sind, finden während der Berufsausbildung stattoder beginnen unmittelbar nach Abschluss derAusbildung, maximal ein halbes Jahr später.Wer bietet Zusatzqualifikationen an?Anbieter sind Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen,Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und sonstige Bildungsträger im gesamtenBundesgebiet.Brauche ich spezielle Vorkenntnisse?Meist sind keine besonderen Vorkenntnisse notwendig. Es gibt aber Angebote, die an bestimmteVoraussetzungen gebunden sind, an schulischeVorbildung oder fachliche Kenntnisse, die in derAusbildung erworben werden.Weitere Informationen unter:www.ausbildungplus.de
2 ERSTE ORIENTIERUNG9Aus- und Weiterbildung im AuslandDer Sprachkurs in England, das Praktikum bei einerpolnischen Baufirma oder das betriebsinterne Aus tauschprogramm mit einem Partnerhotel in Spanien –Auslandsaufenthalte sind immer eine Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln. Wenn Sie sich für eineWeiterbildung im Ausland entscheiden oder einenTeil Ihrer Berufsausbildung in einem anderen Land absolvieren, lernen Sie dreifach: Neben der fachlichenQualifizierung verbessern Sie Ihre Fremdsprachen kenntnisse und lernen die Kultur und Arbeitswelt einesanderen Landes kennen. Damit erhöhen Sie insbeson dere Ihre interkulturelle Kompetenz – angesichts derGlobalisierung heute eine immer wichtiger werdendeKompetenz bei der Einstellung und für betrieblicheKarrieren.Linktipps zumLernen im Ausland*Nationale Agentur (NA) beim Bundesinstitutfür Berufsbildung (BIBB): www.na-bibb.deBildungsprogramm Erasmus :www.erasmusplus.deZentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)der Bundesagentur für Arbeit:www.zav-auslandsvermittlung.dePortal PLOTEUS der Europäischen Kommission:http://ec.europa.eu/ploteusWege in die internationale ArbeitsweltEin Praktikum in Europa, Training on the Job inden USA oder ein Praxisaufenthalt in Fernost –diese und viele andere Möglichkeiten, weltweitFortbildungen zu absolvieren, präsentiert „Weiterbildung ohne Grenzen“. Die von der Informationsund Beratungsstelle IBS im Auftrag des Bundes ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)veröffentlichte Broschüre stellt auf über 200 Seiten77 Organisationen vor, die berufliche Mobilität fördern und unterstützen. Jungen Menschen, diesich für den internationalen Markt fit machen undfremde Arbeitswelten hautnah erleben möchten,eröffnet sich darin ein vielfältiges Angebot.Informations- und Beratungsstelle für Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung (IBS):www.go-ibs.deMobilitätsberater der Kammern:www.mobilitaetscoach.de* Beschreibungen der Links in Kapitel 5, Seite 58
10AUSBILDUNG, JOB – UND DANN?Duales StudiumWer schnell Karriere machen will, sucht oft schonvor der Ausbildung nach speziellen Lösungen. Immer beliebter wird deshalb das duale Studium. Wer sich dafür entscheidet, verbindet eine Berufsausbildung ineinem anerkannten Ausbildungsberuf mit betrieblicherPraxiserfahrung und wissenschaftlichem Fachwissen.So kann man etwa ein wirtschaftswissenschaftlichesBachelorstudium mit einer kaufmännischen Ausbil dung bei einer Bank kombinieren. Über 1.500 soge nannte ausbildungsintegrierte Studiengänge gab es2014 in Deutschland. Und die Vorteile für Absolventenliegen auf der Hand: Sie können über die Berufsqualifi kation hinaus einen akademischen Abschluss vorwei sen und haben schon während des Studiums Geldverdient, während andere Studierende auf die Unter stützung ihrer Eltern, das BAföG oder Studentenjobsangewiesen sind. Auch wenn die Anforderungen hochsind und wenig Freizeit bleibt: Das Interesse beiJugendlichen, Betrieben sowie (Fach-)Hochschulen undBerufs akademien an dieser speziellen Ausbildungsformnimmt immer weiter zu. 2014 lag die Zahl dual Studie render in der Erstausbildung bei rund 95.000.Vom Betrieb an die HochschuleUni-Quereinstieg für beruflich QualifizierteWer nach der Aus- oder Fortbildung noch studierenmöchte, braucht weder Abitur noch Fachhochschul reife. Schon 2009 hat die Kultusministerkonferenzeinen Beschluss zum Hochschulzugang beruflich Qualifizierter gefasst, der Meisterinnen, Technikern,Fachwirtinnen und Inhabern gleichgestellter Fortbil dungsabschlüsse den allgemeinen Hochschulzugangeröffnet. Das bedeutet, sie können – auch ohne Abitur –Das ausbildungsintegrierteduale StudiumFür wen eignet es sich?Ein duales Studium kann in der Regel beginnen,wer über Abitur oder Fachhochschulreife verfügt.Voraussetzung ist ein Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen, das als Kooperationspartnermit der gewählten Hochschule zusammenarbeitet.Die Interessenten müssen in der Regel ein Auswahlverfahren durchlaufen.Wie funktioniert es?Das duale Studium verbindet das Studium an einerHochschule mit der betrieblichen Ausbildung.Damit sich beides optimal ergänzt, treffen Hochschule und Betrieb in der Regel eine Vereinbarungüber Inhalte und Organisation der Ausbildung.Ausbildungs integrierte duale Studiengänge dauernmeist vier oder viereinhalb Jahre, sie führen sowohlzum Abschluss im entsprechenden Ausbildungsberuf als auch zum Studienabschluss, meist demBachelor.Wo kann ich das machen?Duale Studiengänge sind an Universitäten, Fachhochschulen, Berufsakademien und Verwaltungssowie Wirtschaftsakademien in Kooperationmit Ihrem Ausbildungsbetrieb möglich – wobei Fachhochschulen mit dem breitesten Spektruman unterschiedlichen Fachrichtungen aufwarten.Wo finde ich weitere Informationen?Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)bietet Informationen zu über 1.500 dualen Studiengängen in Deutschland. Über eine Onlinedatenbank können Sie gezielt anhand der Fachrichtung,des Studienorts und der Hochschulform suchen.Neben Informationen rund um den dualen Studiengang finden Sie dort auch Kooperationsbetriebeund die Kontaktdaten von Ansprechpartnern.Im Internet unter: www.ausbildungplus.de
2 ERSTE ORIENTIERUNGjedes Fach ihrer Wahl studieren. Was häufig noch unbekannt ist: Auch beruflich Qualifizierten ohne Fort bildungsabschluss steht nach der beruflichen Erstaus bildung der Weg an die Hochschule ohne Abitur offen.Voraussetzung ist eine mindestens zweijährige Berufs ausbildung und in der Regel drei Jahre Berufserfahrung.Allerdings ist der Hochschulzugang fachgebunden undInteressierte müssen – anders als Meister und Absolven ten gleichwertiger Aufstiegsfortbildungen – eine vorhe rige Eignungsprüfung bei den Hochschulen ablegen.Weitere Informationen unter:www.studieren-ohne-Abitur.deStudium und Beruf verbindenWer sich nach der Aus- oder Fortbildung für ein Studiumentscheidet, hat die Wahl: ein klassisches Voll zeit s tu diuman einer (Fach-)Hochschule oder ein berufs begleitendesStudium. Entsprechende Studiengänge werden mittler weile von vielen Hochschulen in Deutschland angeboten.Das berufsbe gleitende Studium wird neben der regu lären Berufs tätigkeit, beispielsweise im Selbststudiummit Begleit seminaren, absolviert. Das ist anstrengendund erfordert viel Selbstdisziplin. Nicht selten bieten Arbeitgeber aber Unterstützung – etwa durch Frei stellung von der Arbeit oder durch das Bereitstellenvon Arbeitsmitteln.Stimmen aus der PraxisMartin Henning, Fluggerätmechaniker:„Im Anschluss an das Abitur habe ich eine Ausbil dung zum Fluggerätmechaniker der FachrichtungTriebwerkstechnik begonnen. Inzwischen arbeite ichals Befunder. Das bedeutet, dass ich die Triebwerks komponenten auf Beschädigungen kontrolliere. Umberuflich noch weiter aufzusteigen, absolviere ichneben meinem Beruf ein Maschinen baustudium aneiner privaten Hochschule in Berlin.“11Berufsbegleitende Studiengänge werden in Teilzeitoder als Fernstudiengänge angeboten:Teilzeitstudiengänge: Teilzeitstudierende, die bereits in ihrem Beruf arbeiten, studieren nach Feierabendoder im Blockmodell an Wochenenden. Das heißt:Sie studieren nicht in Vollzeit, sondern gewisser maßen nebenberuflich. Dadurch verlängert sich inder Regel die Studiendauer.Fernstudiengänge: Ein Fernstudium ist die Alter native zu einem Präsenzstudium, bei demdie Studierenden für die Lehrveranstaltungenan der Hochschule anwesend sein müssen. Die Hoch schule verschickt Lerneinheiten und Tests per Postoder stellt sie im Internet bereit. Das Fern- oderOnlinestudium wird in der Regel zu Hause im Selbst stu dium absolviert. Ergänzend werden auch Präsenz veranstaltungen angeboten.Fernstudium an derFernUni HagenDie Fernuniversität in Hagen ist die einzige öffentlich-rechtliche Fernuniversität im deutschenHochschulraum. Als echte Alternative zum Präsenzstudium bietet sie Bildungsinteressiertenunterschiedlichste Fernstudiengänge und hochwertige Abschlüsse auch in grundständigen Studien gängen – vom Bachelor über den Master bis zurPromotion.Weitere Informationen unter:www.fernuni-hagen.de
12Fünf Fragen zum Einstieg in die berufliche WeiterbildungSie überlegen, ob eine berufliche Weiterbildung auch IhrWeg sein könnte, sich weiterzuent wickeln? Damit Sieam Ende die richtige Ent scheidung treffen, sollten Sieauf folgende Fragen vorab eine ehrliche Antwort finden.Was möchte ich erreichen?Zunächst gilt es, das bisher Erreichte realistisch zu bilanzieren: Welche Voraussetzungen und Stärkenbringe ich mit, welche Kenntnisse, Kompetenzen undErfahrungen aus der Ausbildung, dem Beruf oder pri vatem Engagement? Um besser einschätzen zu können,wie es weitergehen soll, kann der Blick auf die eigenenInteressen und Neigungen ebenso helfen wie auf bis herige Erfolge. Wichtig ist das Ziel, das mit einer beruf lichen Weiterbildung erreicht werden soll. Gilt es, vor handene Fertigkeiten zu vertiefen oder aufzufrischen?Steht die Erschließung ganz neuer Wissensbereicheim Mittelpunkt? Oder geht es um die systematische Erweiterung der eigenen Kompetenzen? Fragen Siesich: Wo möchte ich in fünf Jahren stehen?AUSBILDUNG, JOB – UND DANN?Welche Möglichkeiten tun sich für mich auf?Lust und Bereitschaft, sich beruflich weiterzubilden,sind die Basis für den Erfolg. Wichtig für die dauerhafteMotivation ist in der Regel außerdem die Einschätzungder Chancen und Perspektiven im Beruf, im Unter nehmen und am Arbeitsmarkt. Hilfreich sind hier Gespräche mit Kollegen, Ausbildern, den Vorgesetztenoder der Personalabteilung. Wichtige Informationenkönnen auch Zeitungen und Wirtschaftsmagazine im Radio oder Fernsehen liefern. Darüber hinaus gibt eszahlreiche Institutionen, die qualifizierte Beratunganbieten. Dazu zählen etwa die Arbeitsagentur, Indust rie- und Handelskammern, Handwerkskammern,Gewerkschaften oder Berufs verbände. Auch das Institutder Deutschen Wirtschaft und das Bundesinstitut für Berufsbildung liefern viele Hintergrun
Finanzamt geltend gemacht und von der Steuer abge setzt werden. Zeit, die Sie sich nehmen dürfen: Weiterbildung kostet natürlich auch Zeit. Doch es gibt Unterstützung, etwa in Form des Bildungsurlaubs. Das bedeutet: Arbeitgeber stellen ihre Mitarbeiter unter Fortzahlung des Gehalt